Sportler brauchen keine Pillen
Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel und spezielle Lebensmittel für Sportler boomt. Was den Produzenten wenig gefallen wird: Die meisten davon sind für Freizeitsportler absolut sinnlos und können in manchen Fällen sogar Schaden anrichten.
Davon ist der Linzer Sportmediziner Helmuth Ocenasek überzeugt: „Wenn ein Sportler zum Beispiel doppelt so viel Energie verbraucht wie ein anderer Mensch, muss er doppelt so viel essen. Damit nimmt der Betroffene auch automatisch doppelt so viele Mineralstoffe, Vitamine oder Spurenelemente zu sich. Und ist deshalb mit diesen Stoffen bestens versorgt.“
Das gilt natürlich nur, wenn der Sportler sich gesund ernährt – ballaststoffreich mit viel Obst, Gemüse und Salat. Einzige Ausnahme sind jene Sportarten, bei denen es Gewichtsklassen gibt – wie Rudern, Skispringen oder Boxen. Da versuchen die Sportler ja möglichst wenig Gewicht aufzubauen und dadurch kann es zu einem Mangel kommen. Auch wenn man sich künstlich – etwa mit speziellen Riegeln oder Shakes – ernährt, kann man in ein Defizit rutschen. Doch ansonsten deckt gesunde Ernährung den Bedarf ab. Was der Sportler braucht, erklärt Ocenasek:
Vitamine: Der Körper kann sie nicht selbst produzieren, nimmt aber durch gesunde Nahrung genug davon auf. Vitamin C etwa stimuliert das Immunsystem, was im Sport besonders erwünscht ist. Natürlich enthalten ist es in saurem Obst wie Zitrusfrüchten oder Kartoffeln. B-Vitamine stabilisieren den Knochen und verbessern – wie Vitamin C – die Aufnahme von Eisen. Sie stecken in Vollkornprodukten, Reis und Mais.
Mineralstoffe (Mengenelemente): Der Sportler braucht mehr Salz, weil es durch das Schwitzen verloren geht. Bei Salzmangel drohen Muskelkrämpfe, im schlimmsten Fall sogar Gehirnödeme.
Kalium verbessert die Reizleitung im Herzen und die Muskelkraft. Es ist in Bananen, Fruchtsäften, Hülsenfrüchten und Kartoffeln enthalten. Wer Ausdauer-Spitzensport betreibt – jenseits von fünf Stunden eines Marathonlaufes –, hat einen sechs- bis achtfach erhöhten Kaliumbedarf. „Da reden wir in Österreich aber von 40 Leuten.“.
Magnesium wirkt gegen Krämpfe und für mehr Muskelkraft. Ob ein Mangel besteht, lässt sich einfach ausprobieren: Wer Magnesiumtabletten nimmt und davon Durchfall bekommt, hat genug davon. Wer keinen Durchfall bekommt, kann die Magnesiumspeicher auffüllen – zum Beispiel auch mit Kakao, Hefe, Erdnüssen oder Haferflocken.
Phosphor und Kalzium dienen dem Knochenaufbau, sind in Milchprodukten enthalten.
Silizium ist wichtig für Knochen, Knorpel und Bindegewebe. Einen Mangel erkennt man ist an brüchigen Nägeln. Silizim ist zum Beispiel in Kieselerde, fasrigen Pflanzen und Kleie enthalten.
Mineralstoffe (Spurenelemente): Dazu zählen Eisen, Zink, Mangan, Kupfer, Jod, Fluor, Selen und Chrom. „Für den Sportler wichtig ist nur Eisen“, sagt Ocenasek. Es ist für die Blutbildung verantwortlich und Sportler haben manchmal einen erhöhten Bedarf. Aufschluss gibt das Blutbild. Man darf aber auf keinen Fall auf Verdacht Eisen nehmen, weil auch ein Zuviel schädlich sein kann.
Eiweiß: Sportler glauben oft, dass sie mehr Proteine brauchen. „Ein gesunder Erwachsener braucht 0,7 bis 1 Gramm Eiweiß pro Kilo Körpergewicht. Beim Sportler sind 1,2 bis 1,5 Gramm Eiweiß pro Kilo Körpergewicht genug. Mehr kann der Körper gar nicht verwerten“, sagt der Mediziner. Was bei einer Eiweiß-Überladung im Körper im Detail passiert, ist noch nicht bekannt.
Kohlenhydrate: Wer zum Beispiel Gel mit zum Laufen nimmt, muss die vierfache Menge Wasser trinken, damit die Kohlenhydrate vom Körper aufgenommen werden können. Für Radler tun gespritzte Fruchtsäfte (1:1) denselben Dienst.
Energy-Drinks: „Es gibt keine Hinweise, dass diese Modegetränke irgendetwas bringen“, sagt Ocenasek. Sie verursachen – begünstigt durch das Koffein – einfach einen Zuckerschub.