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Warum jeder Schritt mehr lebensverlängernd wirkt

Von Ulrike Griessl, 04. Mai 2022, 00:04 Uhr
Jeder Schritt mehr wirkt lebensverlängernd
(Symbolfoto) Bild: cbx

Gute Nachrichten aus der Forschung: Schon nach acht Wochen regelmäßiger, moderater Bewegung regenerieren sich die Organe – von der Leber über das Herz bis zum Gehirn.

Fernsehen ist fabelhaft. Man bekommt nicht nur Kopfweh davon, sondern erfährt auch gleich in der Werbung, welche Tabletten dagegen helfen." Diesen Satz hat die US-amerikanische Schauspielerin Bette Davis Mitte des 20. Jahrhunderts gesagt. "Sie hat schon damals geahnt, dass zu wenig Bewegung krank macht", sagt der Grazer Molekularbiologe und Altersforscher Slaven Stekovic.

Heute ist die Zeit, die die Menschen vor Fernseher und Computer verbringen, noch um ein Vielfaches länger geworden. Parallel dazu leiden immer mehr Menschen an Problemen im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-System, Darm, Leber oder Nieren. Auch dem Gehirn schadet laut Stekovic die zunehmende Bewegungsarmut: Die Zahl der Demenzfälle nehme stetig zu.

Als Belohnung winkt ein langes Leben

"Wer all das nicht erleiden will, muss weder Nahrungsergänzungsmittel noch Medikamente schlucken", sagt der Forscher. Der Weg zu einem langen gesunden Leben sei viel einfacher und genussreicher. Wie eine Vielzahl aktueller Studien zeige, bewirke schon ein täglicher halbstündiger Spaziergang in flottem Tempo, dass sich sämtliche Organe regenerieren. Stekovic empfiehlt wie auch die Weltgesundheitsorganisation, täglich 10.000 Schritte zu machen, um den Körper in Schwung zu halten. "Wer hingegen weniger als 5000 Schritte macht, droht krank zu werden – und zwar physisch und psychisch", warnt der Altersforscher. Denn Bewegung sei der Schlüssel, um wichtige biologische Prozesse in Gang zu bringen. Ideal sei dazu eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und gesunden Fetten.

Wer sich daran hält, wird laut Stekovic mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem langen gesunden Leben belohnt. Denn es sei erwiesen, dass die Lebenserwartung lediglich zu vier bis sieben Prozent von den Genen und zu 93 bis 96 Prozent vom Lebensstil abhängt.

Die gute Nachricht für viele, die sich nicht zum Sportler berufen fühlen, ist, dass man nicht zum Marathonläufer oder Muskelpaket werden muss, um möglichst gesund zu altern. Stekovic ist sogar der Ansicht, dass moderate Bewegung, die nicht auf Leistung, sondern auf Spaß ausgerichtet ist, sinnvoller ist. "Auf diese Art bleibt man motiviert, lebenslänglich aktiv zu bleiben, außerdem führt Überlastung zu Stress, der sich wiederum negativ auf den Körper auswirkt."

Warum Bewegung so viel zur Gesundheit beiträgt, erklärt Stekovic folgendermaßen: "Wenn der Körper aktiviert wird, egal ob beim Gehen, Schwimmen, Radfahren, Bergsteigen oder Basketballspielen, schüttet er viele Hormone aus, die sich positiv auf den gesamten Körper auswirken." Jedes Organ profitiere davon:

  • Lunge und Gehirn: "Durch aufrechte Haltung beim Sport atmen wir tiefer, so wird die Atemmuskulatur gestärkt, und wir atmen effizienter", sagt Stekovic. Auch das Gehirn profitiere davon, weil es besser mit Sauerstoff versorgt werden könne.
  • Herz: Bei Herzerkrankungen stellt Übergewicht laut Stekovic eines der größten Risiken dar. Alle Betroffenen haben früher oder später Probleme mit den Blutgefäßen und mit dem Herz. Diese Beschwerden fördern die körperliche Inaktivität der Menschen und verschärfen das Problem. Die einzige Lösung: rechtzeitig Bewegung ins Leben bringen und damit Gefäß- sowie Herzprobleme von vornherein vermeiden!
  • Der Darm ist das größte Immunorgan des Körpers. "70 bis 80 Prozent der Immunzellen sind hier zu finden, das heißt, er schützt uns vor potenziellen Eindringlingen, die wir über die Nahrung aufnehmen", sagt der Wissenschafter. Durch körperliche Aktivität können wir die Bakterien im Darm in Schwung bringen, damit sie uns besser vor Krankheiten schützen. "Eine Studie hat ergeben, dass schon leichtes bis moderates Training zur Aktivierung der Darmbakterien führt", sagt Stekovic.
  • Gehirn: "Sport macht den Kopf frei und den Geist wach", heißt es. Grund dafür ist laut Stekovic, dass Bewegung Stresshormone im Körper reduziert. Dadurch bleiben Herzschlag und Blutdruck im Normalbereich und Gefäße werden nicht geschädigt. Das Gehirn wird ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt, die Adern bleiben elastisch, was wiederum vor Demenz schützt. Laut Studien reichen dafür leichtes Muskeltraining, Pilates, Yoga oder regelmäßige Spaziergänge.
  • Leber: Wenn wir unsere Leber zu sehr belasten – mit Zucker, Alkohol – und uns zudem wenig bewegen, bildet sich eine Fettleber, die sich zur tödlichen Leberzirrhose weiterentwickeln kann. Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass acht Wochen Bewegung oder leichter bis moderater Sport ausreichen, um den Fettgehalt der Leber um 30 Prozent zu reduzieren. "Kombinieren wir körperliche Bewegung mit richtiger Ernährung, kann die Leberverfettung in zwei Monaten halbiert werden", sagt Stekovic. Wer diesen Lebensstil beibehalte, könne es schaffen, eine Fettleber im zweiten Stadium wieder in ein gesundes Organ zu verwandeln – und damit länger leben.
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Autorin
Ulrike Griessl
Redakteurin Leben und Gesundheit
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