Jeder Fünfte hat Muskeln, die ihn weniger kälteempfindlich machen
So kommen Sie gut durch diesen Winter: Am besten dick einpacken und viel trainieren.
Einen warmen Pullover anziehen und durch Sport die Muskelmasse erhöhen – mit diesen beiden Expertentipps erhöhen sich die Chancen, in der kalten Jahreszeit und in wenig beheizten Innenräumen nicht zu frieren. Wechselduschen und das Abhärten durch tiefe Temperaturen machen hingegen nicht kältetoleranter, wie die Forschung zeigt.
Die Auswirkungen der Kälte auf den Körper sind immer gleich: Die Blutgefäße an der Hautoberfläche verengen sich, man beginnt zu zittern. Dabei beeinflussen Geschlecht, Alter, Genetik und Körpergröße das individuelle Kälteempfinden genauso wie Fitness und Gewicht. Wie schnell jemandem kalt wird, ist von Mensch zu Mensch also unterschiedlich: „Beim Kälteempfinden können durchaus mehr als zehn Grad zwischen zwei Personen liegen“, erklärt Michael Fischer, Leiter des Instituts für Physiologie der Medizinischen Universität Wien.
Fehlendes Protein hält warm
Eine Studie unter der Leitung des schwedischen Karolinska-Instituts zeigte: Jedem fünften Menschen fehlt in den Muskeln das Protein Alpha-Actinin-3. Dieser Mangel führt dazu, dass die Betroffenen weniger kälteempfindlich sind. Vermutlich sei dieser Mangel entstanden, so die Studie, als der moderne Mensch vor mehreren tausend Jahren aus Afrika ausgewandert ist und sich so besser an das kältere Klima anpassen konnte. Männer frieren außerdem eher seltener, weil ihre Haut dicker ist als die von Frauen. Das Hormon Testosteron fördert zudem den Aufbau von Muskelmasse, die ebenfalls vor Kälte schützt.
Menschen mit Adipositas kühlen im Gegensatz zu dünneren Menschen nicht so schnell aus. Zusätzlich hat weißes Fett, das Fett der Pölsterchen an Hüfte und Beinen, eine isolierende Wirkung. Das sei aber kein Grund, sich Winterspeck anzufuttern, so Fischer. Denn: „Ein erhöhter Body-Mass-Index über das Empfohlene hinaus hat viele negative gesundheitliche Auswirkungen.“
Neben dem klassischen weißen Fett gibt es aber auch braune Fettzellen. Bei Erwachsenen sitzen diese im tiefen Hals- und Nackenbereich sowie im Oberkörper. Braunes Fett ist ein Heizkraftwerk. Es verbrennt Kalorien und setzt dadurch Wärme frei. Säuglinge haben viel mehr davon, weil ihre Muskeln noch nicht genug Wärme produzieren können und das Fett sie vor dem Auskühlen schützt. Mit zunehmendem Alter und Gewicht nimmt der Anteil des braunen Fetts immer weiter ab.
Sport hilft immer
Könnte man also braunes Fett gezielter aktivieren oder weißes in braunes Fett umwandeln, wäre man dadurch besser gegen Kälte geschützt. Außerdem könnte es gegen Adipositas helfen, da Menschen mit einem höheren Anteil des braunen Fettgewebes mehr Kalorien verbrennen. Die Forschung dazu sei aber noch in einem sehr frühen Stadium.
Um wirklich kältetoleranter zu werden, hilft laut dem Physiologen nur Sport: „Fitness ist wichtig. Jemand mit einem höheren Muskelanteil friert auch seltener.“ Denn durch mehr Muskelmasse ist auch der Grundumsatz höher. Muskeln sind das Wärmekraftwerk des Körpers, sie setzen Energie um und damit Wärme frei. Je mehr Muskeln man also hat, desto mehr Wärme kann man auch produzieren. Und: Wer trotz Sport friert, dem bleibt nicht viel anderes übrig, als sich warm anzuziehen.