Rad und Boot: Inselhüpfen in der Kvarner-Bucht
Ein Schiff als Quartier, jeden Tag Mountainbike-Touren auf einer anderen Insel: Das ist der fast perfekte Radurlaub.
Wenn entlang der langen Kaimauer im Hafen von Rijeka Leben und Hektik einkehren, dann ist es Mitte Mai und für die Flotte der "I.D. Riva" beginnt die Inselhüpfer-Saison. Auch merkt man, dass an Samstagen viele Personen mit einem Lächeln, aber viele auch mit ernsterem Gesichtsausdruck mehr oder weniger hektisch auf und ab gehen. Jene mit heiterem Gesichtsausdruck haben einen schönen Urlaub noch vor sich, jene mit ernsterem haben eine schöne Woche hinter sich und sind in Kürze auf dem Weg in ihre Heimat.
Seit einigen Jahren boomt der Urlaub auf den Schiffen, die von luxuriös bis einfach ausgestattet sind. Mittendrin auch die zwei Naturfreunde-Bike-Guides Herbert Schöttl von den Naturfreunden Ottensheim und sein Kollege Wolfgang Greisinger von der Gruppe der Ennser Naturfreunde.
Seit mehr als zehn Jahren gehen die beiden mindestens einmal jährlich mit einer Gruppe auf Tour: "Es ist der schönste Urlaub, den man sich vorstellen kann: Jeden Tag auf einer anderen Insel biken, gut essen und am Abend rennt der Schmäh", sagt Herbert Schöttl, der in diesem Jahr insgesamt drei Wochen in der Kvarner-Bucht mit Bikern unterwegs ist.
Die "Albatros" aus Norwegen
Die beiden Guides haben auch schon weiter unten in Kroatien, ab Zadar, Touren mit Schiff und Bike absolviert. Sie fahren seit Jahren mit dem geschichtsträchtigen Schiff "Albatros". Ein ehemaliges Fischerschiff, Baujahr 1935, das aus Norwegen stammt und dessen Innenleben ein wenig mehr Komfort bietet für die optimale Erholung nach anstrengenden Tagesetappen. Auch der Kapitän dieses Schiffes, Alan, ist ein Urgestein der Flotte des Unternehmens I.D. Riva. Alan ist Teil einer langen Tradition an Seemännern, die aus dem kleinen Ort Supetarska Draga auf der Insel Rab entstammt. Sein Schwiegervater war einer der Ersten, der Inselhüpfen angeboten hat.
Jetzt steuert Kapitän Alan sein Holzschiff gekonnt durch die Kvarner-Bucht. Wenn man einmal auf der "Albatros" Urlaub gemacht hat, gehört man zur Familie der "Albatros" und man ist immer willkommen, wenn sich die Wege kreuzen. Auch die zwei Naturfreunde-Guides haben schon abseits eines Inselhüpfer-Urlaubes auf der "Albatros" vorbeigeschaut und mit Alan so manches Glas Prosek oder Pelinkovac getrunken.
20 durstige Biker beim Wirt
Meist beginnt die Tour am Samstagnachmittag, wenn alle an Bord sind Richtung der Insel Krk, zum gleichnamigen Hauptort. Dort werden am Sonntag nach dem Frühstück die Räder bestiegen und der eigentliche Urlaub beginnt. Es ist warm, die Sonne scheint und es wartet eine Woche mit schönen Touren. Die beiden Guides kennen mittlerweile fast jedes Wegerl auf den Inseln. "Trotzdem lernen wir jedes Mal wieder etwas Neues kennen", sagt Herbert Schöttl.
Auch bei den Konobas, den Gasthäusern, wissen die Naturfreunde-Guides, wo es gutes Essen und Trinken sowie nettes Personal gibt. Es ist auch schon vorgekommen, dass, wenn 20 Biker mit Durst einfallen, der Wirt etwas überfordert ist. "Aber dann geht ein Guide zum Bier-Zapfhahn und der andere hilft dem Wirt beim Servieren", so Schöttl.
Im Norden der Insel Krk, in der Ortschaft Vrbnik, ist nach einem Bad in einer netten Bucht der Besuch jenes Weingutes Pflicht, dem der bekannte Zlahtina-Wein entstammt. Nach einer Jause mit anschließender Weinverkostung gestärkt, geht es wieder Richtung Schiff.
Nicht nur die Insel Krk bietet schöne und interessante Sehenswürdigkeiten. Auf der Insel Pag radelt man bei Olivenbäumen vorbei, die bis zu 1400 Jahre alt sind. Auch die gleichnamige Stadt mit ihrer historischen Altstadt samt den vier Kirchen ist es wert, eine Pause einzulegen. Auf der Insel Dugi Otok wird in die Telascica-Bucht geradelt und ein kleiner Fußmarsch zur imposanten Steilküste gemacht, ehe es zum berühmten Silbersee geht, der Kulisse des ersten Winnetou-Films.
Wo immer es möglich ist und es der Tourenplan erlaubt, wird ein Badestopp eingelegt, meist auch in der Nähe einer Bar oder Konoba. Weshalb ein kleiner Rucksack mit Badesachen ein ständiger Begleiter der Biker ist. Oftmals werden Schiffe als Ganzes gechartert, so wie von der Naturfreunde-Gruppe, die seit Anbeginn beim gleichen Reisebüro am Ottensheimer Marktplatz bucht. Das hat den Vorteil, dass man teils abseits von vorgegebenen Routen fahren kann und dadurch immer wieder etwas Neues kennenlernt.
"Mit Kapitän Alan verbindet uns mittlerweile eine richtige Freundschaft. Wir telefonieren auch während des Jahres öfters. Auch erkundigt Alan sich vor unserer Reise mit ihm, auf was er reagieren kann. Sei es eine andere Route oder auch welches Getränk gerade in ist", so Schöttl.
Eine traditionelle Route führt ab Rijeka zu den Inseln Krk, Rab, Pag, Dugi Otok, Mali Losinji und Cres. Wird das gesamte Schiff gechartert, ist es möglich, einzelne Inseln auszulassen, eine andere dazuzunehmen oder einfach eine andere Bike-Route zu fahren. "Bei Alan ist alles möglich, vorausgesetzt, das Wetter macht keinen Strich durch die Rechnung", so die beiden Naturfreunde. Aber nicht nur die Flexibilität wissen sie zu schätzen. Auch vom großen Insiderwissen über Sehenswürdigkeiten oder gute Lokale diverser Schiffskapitäne profitieren sie immer wieder.
Je nach Schiffsgröße besteht die Besatzung aus dem Kapitän, meist der Schiffsbesitzer, außerdem aus einem Koch, einem Küchengehilfen und einem Kellner. Die Besatzungsmitglieder sind bei An- und Ablegemanöver auch als Matrosen im Einsatz. Auf dem Schiff gibt es einen Salon, wo tagsüber Getränke ausgeschenkt werden, in eine Liste eingetragen und am letzten Tag abgerechnet werden. Die Verpflegung besteht meist aus Halbpension. Frühstück und eine Mahlzeit werden an Bord eingenommen. "Wir besprechen uns immer im Vorfeld mit dem Kapitän", sagt Schöttl. In schönen Orten (Rab, Mali Losinj, Krk) gehe die Gruppe meist abends zusammen in ein nettes Lokal. Da gebe es dann die Mahlzeit zu Mittag auf dem Schiff.
Erfrischung beim Badestopp
Einen besonderen Höhepunkt auf jeder Inselradreise stellen stets die Badestopps während der Schifffahrten dar – eine gute Gelegenheit, vom Oberdeck ins Wasser zu springen oder in Buchten nach Muscheln zu suchen. Nach einer Stunde geht die Fahrt dann weiter zum nächsten Etappenziel. Die meist aus 20 Personen bestehende Gruppe ist ausschließlich mit Mountainbikes unterwegs, ein Teil auf Trails, der zweite auf Straßen oder einfachen Feldwegen. Nicht selten kreuzen dornige Ranken den Weg der Trailbiker, die dann häufig mit kaputten Schläuchen zum Schiff zurückkehren. Die "Dornenvögel", wie sie bezeichnet werden, sitzen dann auf dem Deck und flicken ihre Schläuche, denn diese nachzukaufen gestaltet sich auf den meisten Inseln schwierig.
Vielfach radeln die Biker am Meer entlang, auf Wegen, wo kein Auto fährt – wie auf der Strecke von Mali Losinj nach Veli Losinj. Diese vier Kilometer in den kleinen, aber feinen gleichnamigen Ort sind ein Muss. Gleiches gilt für den Besuch in der Bar am Kai, wo die einen einen Aperol und die anderen ein Eis genießen, ehe es wieder retour geht, aber nicht ohne unterwegs einen Badestopp in einer Bucht einzulegen.
"Die Biker werden vom Kapitän meist am Beginn einer Insel abgesetzt, dort startet dann die Tour. Anschließend fährt der Kapitän mit seinem Schiff weiter in den Zielort, wo die Gruppe wieder an Bord geht", erklärt Schöttl. Je nach Insel werden zwischen 22 und 50 Kilometer und meistens auch einige Höhenmeter zurückgelegt.
Wer keine Lust auf Biken hat, bleibt an Bord und genießt auf dem Oberdeck ein Sonnenbad und die vorbeiziehende Landschaft. "Alles kein Problem", so die Organisatoren, die sich über regen Zulauf freuen. Diese Art des Urlaubs sei mittlerweile so beliebt, dass das Schiff innerhalb weniger Tage ausgebucht sei, sobald die Ausschreibung an die Stammkunden versendet wird.
Die Flotte des Reiseveranstalters I.D. Riva, ein deutsches Unternehmen, besteht aus insgesamt 31 Motorseglern und Motorjachten in den Kategorien Comfort bis Deluxe. Neben Rijeka starten Schiffe auch ab Zadar, Trogir oder Dubrovnik. Viele Kabinen sind mit Dusche/WC, Klimaanlage, WiFi-Internet etc. ausgestattet.
Leider geht auch jede noch so schöne Woche wieder im Ausgangshafen Rijeka zu Ende. Die beiden Guides sind zufrieden: Die Gruppe hat eine schöne Urlaubswoche genossen und viele der Inselbiker kommen sicher wieder.
- Infos unter: ottensheim.naturfreunde.at
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