Winter-Weitwandern in Österreich – ein Überblick
Was machen Weitwanderer im Winter? Weitwandern natürlich. Die Vielfalt an Möglichkeiten, mehrere Tage am Stück zu gehen, ist im Winter noch umfangreicher als im Sommer, daher hier ein kurzer Überblick – und zwar quer durch Österreich.
So unterschiedlich wie die österreichischen Dialekte ist unsere Landschaft, was einen großen Einfluss auf die Optionen hat, wie im Winter gewandert werden kann. Folgend, wie ich Winter-Mehrtages-Wanderungen klassifiziere:
1. Stapfen mit Schneeschuhen
2. Gehen mit winterfesten Wanderschuhen, Stecken und optional Grödel/ Snowspikes an den Füßen
3. Wandern auf einem klassischen (Sommer-)Weitwanderweg, der aufgrund der niedrigen Höhenlage (fast) ganzjährig begehbar ist
Die Wahl des Winter-Weitwander-Weges
Worauf sollte man im Winter achten? Hier braucht es vor allem die nötige Flexibilität hinsichtlich des Schnees. Es gibt Wochen, an denen Frau Holle mit weißem Nachschub geizt, an anderen Tagen häufen sich über Nacht etliche Meter Neuschnee an. Das beeinflusst vor allem das Gehtempo. Im Grünen bzw. mit wenig Schnee wandert man annähernd mit „Sommergeschwindigkeit“, die mit vier Kilometer pro Stunde in Bezug auf die Weglänge (ohne Höhenmeter) berechnet wird. Im Winter kann dies stark abweichen, bei Neuschneemassen kann sich das Gehtempo schon mal halbieren, und damit die Gehdauer verdoppeln. Hier heißt es - vor allem zu Jahresbeginn mit den kurzen Tageslicht-Phasen - rechtzeitig zu starten.
Winterweitwandern Hot-Spots
Österreich hat in neun Bundesländern über einhundert Tourismusbüros, etwa 75 Prozent haben auf meine Anfrage nach Winterweitwanderwegen laut obenstehender Definition detailliert geantwortet. Hier das Ergebnis:
1. Winterweitwandern auf „Sommerwegen“
Relativ „schneefrei-sicher“ sind das Burgenland und Wien, auch Mittelkärnten hat mit dem Vierbergeweg einen Trail, den der Tourismusverband (fast) ganzjährig empfiehlt. In der Steiermark gibt es mehrere Tagesetappen des „Vom Gletscher zum Wein“-Weitwanderweges, die in schneearmen Wintern gut gehbar sind.
2. Winterweitwandern mit Schneeschuhen
Schwieriger wird es in den Bundesländer bzw. Tourismusregionen, die eher alpin sind. Hier ist die Herausforderung, dass die meisten Hütten, die in der Hauptsaison beliebte Gastgeber für Weitwanderer sind, im Winter komplett geschlossen haben. Wenn alternativ keine Option besteht, im Tal zu nächtigen, fallen die meisten klassischen Weitwanderwege weg. So kann Salzburg keinen einzigen Mehrtagesweg im Winter empfehlen.
3. Winterweitwandern auf gespurten Pisten
Die Luxusvariante unter den Winterweitwanderwegen sind präparierte, gewartet Gehwege, die mit winter- und wasserfesten Wanderschuhen begehbar sind, da sie platt gewalzt sind.
Zur Person:
Claudia Schallauer ist leidenschaftliche Weitwanderin, staatliche Wanderführerin, Buchautorin und Fotografin aus Wels. Auf 99erstemale.at/blog berichtet sie
in Wort und Bild über Bergtouren in Oberösterreich und ihre Erfahrung
beim Weitwandern.
Pionier im Winterweitwandern
Eine Region, die den (personellen) Herausforderungen der Hotellerie und Gastronomie trotzt, um den winterafinen Weitwanderern attraktive Erlebnisse zu bieten , ist Seefeld in Tirol. Auf fast 1200 Metern gelegen ist der auf einer Hochebene zwischen Wettersteingebirge und Karwendel liegende Ort nicht nur ein Langlaufparadies, sondern seit einigen Jahren auch Ort des 1. Tiroler Winterweitwanderweges.
Nicht wissend, dass dies etwas sehr Rares war bzw. immer noch ist, habe ich mir dieses Erlebnis vor zwei Jahren selbst zum Geburtstag geschenkt und bin Anfang März klassisch weitwandernd für vier Tage aufgebrochen. Mit Schuhen, Stecken und Snowspikes („Schneeketten für die Wanderschuhe“) ausgerüstet, ging es für mich und meine Begleitung direkt vom Ortszentrum los. Der Koffer wurde an den ersten drei Tagen transportiert, die 3. Nacht ging es hinauf auf die Wettersteinhütte mit Schlafsack und Nächtigungsutensilien im eigenen Rucksack. Dieser urige Abschluss war für mich das krönende Highlight. Aber: nicht alle Wanderer wechseln gerne - und vor allem nicht im Winter - täglich die Unterkunft.
Neu: Stern-Winter-Weitwandernung“
Ganz neu in der Wintersaison 2024/25 bietet Seefeld nun das zweite Winter-Highlight für Weitwander-Fans an: Bei der Seefelder Hochplateau-Wanderung geht man von einer Unterkunft , die man für mindestens vier Nächte bezieht, in fünf Tagesetappen sternförmig wandernd um diese herum. Zum Startpunkt bzw. vom Endpunkt kommt man öffentlich. Ebenfalls in Tirol gibt es den 3-Tages-Winterweitwanderweg „Weiße Welten Ischgl“. Hier gilt Eigenplanung und Selbstragen.
Schneeschuhwandern für Fortgeschrittene
Vor zwei Jahren durfte ich für den Kärntentourismus testen, inwieweit die Skitouren-Variante des Nockberge-Trails (vier Tage) sich zum Schneeschuhwandern eignet. Das Resumé: drei der fünf Tagesetappen haben eine Länge zwischen 14 und 16,3 Kilometern mit bis zu 1400 Höhenmetern. Das beschränkt diese Tour auf absolute fitte, ausdauernde Schneeschuhgeher, die bei moderater Schneelage die Chance haben, die Strecke noch im Hellen zu beenden. Herausfordernd hier ist die Tatsache, dass man manchmal auf Lifte angewiesen ist, die erst ab 9:00 Uhr in Betrieb sind. Das minimiert gerade im Jänner das Tageslicht-Fenster ab dem Losgehen (von der Lift-Ausstiegsstelle) auf maximal sechs Stunden. Also besser im März aufbrechen und davor gut trainieren. Dann bietet diese 4-Tages-Tour durch herrliches Gelände konditionsstarken Gehern ein tolles Schneeschuh-Abenteuer. Schneller (bergab) geht’s natürlich mit den Tourenski, für die dieser Winterweitwanderweg ursprünglich konzipiert wurde.
Wintergenuss in Oberösterreich
Wie sieht es bei uns aus mit Mehrtagestouren von Oktober bis April? Viele der Wege in der Tourismusregion Mühlviertel bieten ganzjährig einen Wandertaxi-Shuttle-Dienst, sodass man z.B. den Johannesweg, Stoakraftweg, Burgen- & Schlösserweg Rundkurs, Nordwaldkammweg oder Pferdeeisenbahnweg (fast) ganzjährig von einer Unterkunft aus gehen kann – mit dem Wissen, dass es jedoch keine Winterräumung gibt.
Nur zweitägig, aber dafür mit spannenden Infos rund um den einmaligen Lebensraum des Hintergebirges im Nationalpark Kalkalpen, gibt es an zwei Terminen im Februar eine geführte Schneeschuh-Rangertour mit Nächtigung auf einer unbewirtschafteten Hütte, buchbar über Ennstal Tourismus.
Zwar keine klassische Weitwanderung, aber ein durchorganisiertes Package mit vorgebuchten Unterkünften und Gepäcktransport bietet die Salzkammergut Touristik GmbH mit vier Schneeschuhwanderung in sechs Tagen durch die herrlichsten Regionen, wie dem Dachstein Gebiet und der heurigen Kulturhauptstadt Bad Ischl.
Tagestouren für Schneeschuhwanderer
Wer Lust hat, dieses Jahr mit dem Schneeschuhwandern zu beginnen, dem bietet sich österreichweit ein großes Angebot, hier nur ein kleiner Auszug meiner Recherche-Top-Empfehlungen:
Tirol glänzt mit mehreren Premium-Winterwanderwegen, was bedeutet, dass diese gewartet werden und vorbildlich markiert sind. Bad Hall und Kitzbühel sind hier gute Adressen. Vorarlberg bietet als Kooperation von Nächtigungsbetrieben und Wander- bzw. Bergführerin Schneeschuh-Packages an, allerdings nicht als Weitwanderung sondern mit Tagestouren.
In Oberösterreich finden Winterfreunde am Feuerkogel perfekt ausgeschilderte, einfache Trails. Auch vom Hochberghaus in der Grünau im Almtal starten drei Schneeschuhwanderwege, die zwar nicht weitwandernd, aber mit Nächtigung in zwei bzw. drei Tagen in Folge genossen werden können. Und auch Bad Goisern ist ein Mekka, das parallel zu den Langlaufloipen abwechslungsreiche Schneeschuh-Trails in meist schneesicherer Lage unterhalb des Predigtstuhls bietet.
Jetzt heißt es, sich im Detail zu informieren und sich von den Tourismusregionen beraten zu lassen. Wichtig ist, zu wissen, was es im Winter für Möglichkeiten gibt, die Natur wandernd zu erleben. Und die Angebot mit der eigenen Kondition und den Bedürfnissen hinsichtlich Gehdauer und auch Komfortlevel abzugleichen.