Porr-Chef Strauss erwartet keine Entspannung vor 2027
WIEN. Die Finanzierung für Manager Hauptproblem im Wohnungsneubau
Der Chef des Baukonzerns Porr, Karl-Heinz Strauss, übt Kritik an der Wohnbaupolitik in Österreich. Die Gemeinnützigen hätten seit der Corona-Pandemie zu wenig leistbaren Wohnraum geschaffen, die Bauträger zu viele Luxuswohnungen. Im Wohnungsneubau werde die Entspannung frühestens 2027 kommen, Hauptproblem bleibe die Finanzierung, sagte Strauss.
Der Ankauf von Wohnraum sei weiter schwierig. Die Finanzierung spieße sich an hohen Zinsen und daran, dass Banken "generell auf der Bremse sind, weil sie einfach ihr Risiko nicht ausweiten wollen und weil man bei gewerblichen Projekten glaubt, dass es eine Krise gibt, mit Homeoffice", erklärte der Konzernchef. Die Mieten würden steigen, weil zu wenig Angebot zur Verfügung stehe.
Wohnbaupaket wirkungslos
Auch das vor einem Jahr geschnürte Wohnbaupaket der Regierung sieht Strauss kritisch. Prinzipiell sei das Paket zwar die richtige Initiative, aber "mangelhaft ausgeführt". In den 1980er- und 1990er-Jahren habe es geförderte Wohnbaudarlehen mit 25 bis 30 Jahren Laufzeit gegeben, "wo der Zinssatz bei 1,5 bis zwei Prozent gestützt wurde", sagte Strauss. Ein solches Konzept hätte man auch nun anstreben müssen.
Den Bauträgern – gemeinnützig und gewerblich – stellte der Porr-Chef kein gutes Zeugnis aus. "Die Gemeinnützigen haben zu wenig gebaut." Der Bedarf sei wesentlich höher als die 40.000 gebauten Wohnungen pro Jahr. Bei den gewerblichen Bauträgern sieht Strauss einen "Überhang", weil "eher luxuriöse als leistbare Wohnungen" gebaut worden seien.
Lichtstreif am Horizont
Strauss sieht aber bereits einen ersten Lichtstreif am Horizont. "Ich glaube schon, dass der Wohnbau spätestens mit der zweiten Hälfte 2025 wieder besser wird – die Gemeinnützigen bauen schon wieder und vergeben Aufträge, die Ein- und Zweifamilienhäuser werden nachziehen", erwartet der Branchenexperte. "Wenn wir jetzt beginnen zu bauen, ist der Druck noch 24 Monate da", stellte Strauss gleichzeitig klar.
Die Baukrise ist ihm zufolge nur eine Wohnbaukrise, und da vor allem in den Bereichen Ein- und Zweifamilienhausbau sowie gemeinnütziger Bau. Porr sei breit aufgestellt. "Der Wohnbau macht in der Porr nur acht Prozent ihrer Bauleistung aus." Führend sind Infrastruktur- und Industriebau.