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Groundhopper

Von Tex Rubinowitz, 12. November 2024, 15:22 Uhr
Tex Rubinowitz Stadtschreiber Wels Fußball
Bild: colourbox

Ich habe in meinem gesamten Leben nur ein einziges Fußballspiel besucht, mich interessiert Fußball einfach nicht, es gibt so viele Ballspiele, etwa Unterwasser-Rugby, Pusteball und Elefantenpolo, die mehr "Schwung" haben als dieses hölzerne Treten von 22 hässlich tätowierten Männern gegeneinander.

Und dieses einzige Fußballspiel, bei dem ich war, fand auf den Färöern statt, Österreich gegen die "Inselkicker" (Toni Polster), es ging bekanntermaßen ächzend 1:1 aus (nach dem fulminanten 1:0-Sieg der "Feringer" achtzehn Jahre zuvor).

Ich hatte eine um meinen Hals baumelnde Akkreditierung, ausgestellt von der Zeitung "Falter", in der Halbzeitpause kam ein österreichischer Zuschauer auf mich zu, deutete mit einem nikotingelben Finger auf mein Schild und meinte: "Na, da seid ihr jetzt aber froh, dass der Haider tot ist", und grinste ein schadhaftes Lächeln, ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass Jörg Haider in der Nacht tödlich verunglückt war, ich fragte nach, was er meint, wen er mit "ihr" meint, er klärte mich auf, und ich konnte nur angesichts seiner verheerenden Dentalruine damit kontern, dass sich der große Vorsitzende immerhin seine Zähne besser gepflegt hätte als er, die Frage, warum ich über Haiders Tod "froh" sein soll, hätte ihn vermutlich mehr überfordert, als wenn ich ihm die Direktive Che Guevaras "Cuida tus dientes como tus armas" (Pflege deine Zähne wie deine Waffen) zu Herzen zu nehmen empfohlen hätte.

Aber an jenem Tag ist mir aufgefallen, dass nicht nur österreichische Fußballfans auf die Färöer mitgereist waren, sondern, wie mir ein zufällig neben meinem freiheitlichen Politinformanten stehender Senegalese erklärte, dass hier auch sogenannte Groundhopper anwesend wären. Mit dem Senegalesen und dem kariösen Haiderfan saß ich danach noch im "Suppugarurin" (Suppengarten) und wir vertilgten gekochte Schafsköpfe und mit Kuchenteig ausgestopfte Papageientaucher. Und dort erfuhr ich von den beiden, was Groundhopper sind, nämlich Sammler von Fußballspielen an exotischen Plätzen, bei denen sie anwesend sein müssen (Fotobeweis), je exotischer, desto mehr Punkte gibt es auf ein digitales Konto gutgeschrieben.

Damals wusste ich nicht, dass ich eines schönen Tages Stadtschreiber von Wels bin, und natürlich kam mir hier die für Groundhopper nicht uninteressante Begegnung Hertha Wels gegen Hertha BSC in den Sinn, wenn sie in der rumänisch-ukrainischen Stadt Herza (rumänisch Herta) stattfände und das Spiel die wunderbare deutsch-rumänische Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller mit einem Anpfiff adeln würde.

Ich habe keinen Draht zu irgendeinem Fußballverband, aber wenn ich das demnächst dem Verein Hertha Wels vorschlüge, dass man sich zumindest mal spielerisch ein bisschen anstrengen könnte, sich in die Liga meiner Phantasie hochzuspielen, dass es zu so etwas käme: in Herza mit Herta Müller, wäre das zu viel verlangt?

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