"Uni-Ferkelei" – Gipfel und Ende der Studenten-Proteste
"Kunst und Revolution": Am 7. Juni 1968 wurden in der Wiener Universität die alten Grenzen der radikalen Kunst gesprengt.
An diesem 7. Juni 1968 begann alles mit einem Vortrag der Veranstalter Peter Jirak, Christian Beierer und Christof Subik über "Die Stellung, Möglichkeiten und Funktionen der Kunst in der spätkapitalistischen Gesellschaft". Langsam kochte die Stimmung im Audimax des Neuen Institutsgebäudes (NIG) der Universität Wien hoch – spätestens als Medienkünstler Peter Weibel samt Schutzbrille und brennendem, weil mit Benzin übergossenem Handschuh eine "Brandrede" über den damaligen Finanzminister Stephan Koren hielt, war die Sache nicht mehr einzudämmen.
"Ein Scheinwerfer, bedient von Valie Export, schaltete über einen lichtabhängigen Widerstand den Verstärker des Mikrofons an und ab (...) Selbstverständlich wurde ununterbrochen ,ein’ oder ,aus’ geschrien, sodass die Rede nur verstümmelt, wenn überhaupt zu hören war", berichteten Weibel und Export in späteren Publikationen. Alle eingeweihten Künstler stürmten schließlich nach vorne, um ihre Aktionen zu zelebrieren: Günter Brus schnitt sich die Haut auf, onanierte, trank seinen Harn, beschmierte sich mit Exkrementen und sang "Land der Berge". Oswald Wiener hielt einen "Vortrag über Sprache und Bewusstsein unter Bezug auf kybernetische Modelle", und Otto Muehl peitschte den Journalisten Malte Olschewski aus, dessen Gesicht verhüllt war. Drei Nackte veranstalteten ein Wett-Weit-Urinieren und taten mit geöffneten Bierflaschen so, als würden sie onanieren.
Zum Skandal wurde die Veranstaltung, weil der heutige Krone-Schreiber Michael Jeannée, der per Gerichtsurteil vom März 2018 "Sudelfeder" genannt werden darf, das Treiben unter der Schlagzeile "Beispielloser Skandal vor 500 Personen Freitagabend an Wiener Uni" auf die Titelseite des Boulevardblattes "Express" brachte. Brus wurde wegen des "Vergehens der Herabwürdigung österreichischer Symbole" sowie der "Übertretung der gröbliches und öffentliches Ärgernis verursachenden Verletzungen der Sittlichkeit und Schamhaftigkeit" verurteilt, Otto Muehl wegen der "Übertretung der vorsätzlichen körperlichen Beschädigung". Oswald Wiener wurde freigesprochen, Brus erhielt sechs Monate strengen Arrest, Muehl vier Wochen Arrest, worauf beide nach Berlin flüchteten. 1976 gewährte Bundespräsident Rudolf Kirchschläger auf Bitten von Brus’ Frau Anna eine Amnestie, aus der Haft- wurde eine Geldstrafe.
Das als "Uni-Ferkelei" in die Kunstgeschichte eingegangene Ereignis bedeutete das Ende der österreichischen 68er-Bewegung. Dennoch sei damals der Weg für andere Formen der Radikalität geöffnet worden, sagt Weibel. Und weiter: "Die Österreicher mussten sich nun damit beschäftigen, was sie verdrängt hatten. Es gäbe ohne uns keinen Thomas Bernhard, keine Elfriede Jelinek. Das Burgtheater hätte sich nicht getraut, sie zu spielen." (pg)
Valie Export: „Es war einfach ein großer Spaß“
Die Linzer Künstlerin war beim aufsehenerregenden Sit-in im Audimax der Uni Wien als „Reserve-Tontechnikerin“ dabei.
Eigentlich hätte Valie Export, die als Waltraud Lehner 1940 in Linz geboren wurde, bei dem Sit-in im Audimax der Wiener Universität nur Zuseherin sein sollen. Doch dann gab es plötzlich Probleme mit der Tontechnik, und Peter Weibel, einer der Akteure und damals ihr Lebenspartner, bat seine Freundin um Hilfe: "Ich musste die Lautsprecher und Mikrofone aus- und einschalten", erinnert sich die heute 78-Jährige.
Auch bei den Vorbereitungen hatte Valie Export ihrem Freund geholfen. Denn Peter Weibel wollte eine "brennende Rede" halten. Dazu sollte ihm Valie Export, die in Linz die Kunstgewerbeschule und in Wien die Höhere Lehr- und Versuchsanstalt für Textilindustrie besucht hatte, einen Handschuh nähen, den er anziehen, mit Benzin übergießen und anzünden wollte. Doch auch hier verlief die Vorbereitung nicht ganz perfekt: "Ich hatte übersehen, dass das Benzin ja heruntertropfen und weiterbrennen würde. Der Weibel musste den Handschuh ausziehen und wegwerfen." Inhaltlich und künstlerisch habe sie aber keine Funktionen gehabt: "Ich bin mit unserer ganzen Clique mitgekommen." Dass diese Aktion derartige Folgen nach sich ziehen würde, damit hatte vorab niemand gerechnet: "Es war lustig. Etwa, wie der Ossi Wiener seine Formeln an die Tafel geschrieben hat, die ohnehin niemand verstanden hat. Es war einfach ein großer Spaß. Manche sind weggegangen. Das große Problem war der Ort: die Universität."
Am nächsten Tag fuhr die Gruppe ins Waldviertel, erzählt Valie Export: "Da haben wir in einem Lokal im Fernsehen gesehen, dass die Leute gesucht werden." Heute sieht sie das Sit-in als wichtige, wenn auch stark provokative Aktion: " Es war niemand dabei, den man verletzen hätte können. Jeder konnte jederzeit gehen. Man hätte auch den Rektor rufen können, um es zu beenden." Das sei alles nicht passiert: "Die ganze Sache wurde aufgeheizt, damit man endlich auch einen Skandal hat." Dennoch sieht sie Provokation nach wie vor als ein wichtiges Stilmittel der Kunst: "Kunst ist Provokation, weil man die Rezipienten dadurch auffordert, sich mit einem Thema zu beschäftigen."
Egal, ob positiv oder negativ: "Wichtig ist die Auseinandersetzung." Dadurch sei Kunst immer auch politisch: "Sie fordert eine Wahrnehmung heraus, die wir in unserem ganzen Leben brauchen. Damit wird unsere Sensibilität geschärft, mit der wir auch die Politik verstehen können und wie sie mit uns umgeht."
auf der Bühne pinkeln, wichsen oder kacken ist maximl geschmacklos und ordinär, aber niemals Kunst. So schauts aus.
die sich damals geferkelt haben- incl.tastkinobesitzerin-ekeln mich an.