Ella Raidel vereint das Beste aus zwei Welten
Ihr Jetlag ist extrem. "Er dauert auch immer länger, und ich habe nicht das Gefühl, dass es besser wird, sondern schlechter", sagt Regisseurin Ella Raidel.
Dieser zehrende Umstand hat aber mit der sehr glücklichen Lebenssituation der 44-Jährigen zu tun: sie hat nicht nur eine Heimat, sondern gleich zwei. Alle zwei Monate pendelt die Tochter des Keramikers Anton Raidel zwischen Oberösterreich und der Metropole Taipeh im chinesischen Taiwan, wo sie an der "Academia Sinica" als Wissenschaftlerin arbeitet. Der Titel ihres neuen Dokumentarfilms, der heute im Kino startet und gleichzeitig von ihr in Gmunden präsentiert wird, könnte deshalb auch nicht besser gewählt sein: "Double Happiness", auf Deutsch: doppeltes Glück. In China wird damit symbolisch die Hochzeit umschrieben, in ihrem Werk ist damit das kulturelle Band zwischen dem Salzkammergut und dem Reich der Mitte, genauer gesagt zwischen Hallstatt (800 Einwohner) und dem südchinesischen Boluo (820.000 Einwohner) gemeint – jener Stadt, in welcher der Weltkulturerbe-Ort im Salzkammergut nachgebaut worden ist. Raidel, die mit "Double Happiness" beim heurigen Crossing-Europe-Filmfest Weltpremiere feierte, ist ein feinfühliges, respektvolles Porträt über Austausch und Identität gelungen. Die passende objektive Perspektive kam von ihrer Lebensweise. Obwohl sie sich an beiden Orten zu Hause fühlt, wähnt sie sich oft "in einem Zwischenraum, was Heimat betrifft".
Eine Oase, in der sie sich immer fest verankert fühlt, ist das Filmemachen – eine Leidenschaft, die über die Jahre gewachsen ist. Nach dem Studium an der Linzer Kunstuniversität (Metall) gestaltete sie anfangs experimentelle Werke sowie Videoinstallationen. "Nun habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht." Und wenn sie sich doch einmal abreagieren will, etwa vom Jetlag? "Dann spiele ich Tennis!"
Double Happiness: heute, 5.9., Kino Gmunden, 20 Uhr, im Kino: Moviemento Linz, Programmkino Wels, doublehappiness.at
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