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Boateng nach Urteil: "Bin erleichtert, dass dieser jahrelange Albtraum nun endet"

Von Raphael Watzinger, 19. Juli 2024, 12:21 Uhr
Jerome Boateng
Jerome Boateng bei der heutigen Urteilsverkündung Bild: MICHAELA STACHE (APA/AFP/MICHAELA STACHE)

MÜNCHEN. Das Urteil ist gefallen: LASK-Kicker Jerome Boateng ist der vorsätzlichen Körperverletzung schuldig, erhielt eine Geldstrafe in Höhe von 200.000 Euro.

Im langwierigen Gerichtsdrama um die Vorwürfe häuslicher Gewalt gegen LASK-Neuzugang Jerome Boateng ist heute am Landgericht München I ein Urteil gefallen: Der 35-Jährige wurde von Richterin Susanne Hemmerich der vorsätzlichen Körperverletzung schuldig gesprochen und wird verwarnt.

Zudem erhält Boateng eine Geldstrafe in Höhe von 200.000 Euro. Aber: Die Geldstrafe (40 Tagessätze à 5000 Euro) ist unter Vorbehalt. Boateng muss die Strafe erst zahlen, wenn er sich etwas zuschulden kommen lässt.  Damit kam der 35-jährige Fußball-Star glimpflich davon. Die Staatsanwaltschaft forderte ursprünglich eine Geldbuße in der Höhe von 1,12 Millionen Euro.

„Ich bin unendlich erleichtert, dass dieser jahrelange Albtraum nun endet. Das ist vor allem für meine Kinder wichtig. Jetzt möchte ich mich auf die Familie und den Fußball konzentrieren“, sagt der LASK-Kicker in einem ersten Statement. 

NEOS mit Kritik am LASK

Die NEOS haben sich ebenfalls zum Urteil geäußert: "Ein Fußballverein hat eine enorme Vorbildfunktion, besonders für Kinder und Jugendliche", sagte Partei-Klubobmann und Landessprecher Felix Eypeltauer: "Der bisherige Umgang des LASK mit den schwerwiegenden Vorwürfen gegen Jerome Boateng steht im krassen Gegensatz zur klaren Haltung anderer Vereine und wird der Verantwortung dieses wichtigen Vereins nicht gerecht."

Und weiter: "Spätestens jetzt braucht es vom LASK eine unmissverständliche Positionierung gegen männliche Gewalt an Frauen. Ob man einen verurteilten Gewalttäter in den eigenen Reihen habe möchte, muss sich der LASK selbst gut überlegen." 

Vorfall im Karibik-Urlaub

Boateng wurde vorgeworfen, seine ehemalige Lebensgefährtin Shirin S., Mutter der beiden Zwillingstöchter,  in einem gemeinsamen Karibik-Urlaub im Jahr 2018 attackiert zu haben. Der ehemalige deutsche Teamspieler habe seine Ex-Freundin mit einem Windlicht und einer Kühltasche beworfen, angespuckt, an den Haaren gezogen, ins Gesicht geschlagen und in den Kopf gebissen.

Die Frau habe Hämatome und Schürfwunden erlitten und sich an den Scherben des Lichtes geschnitten. Außerdem habe der Weltmeister von 2014 damit gedroht, dass die gemeinsamen Kinder in ein Heim kommen würden, sollte die Frau die Vorfälle zur Anzeige bringen.

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"Toxische Beziehung"

Richterin Hemmerich sprach in ihrer Urteilsbegründung von einer “toxischen Beziehung” zwischen Boateng und Shirin S. “Ich will, und das wollte ich von Anfang an, dass für die beiden Mädchen Ruhe reinkommt. ”  Der Fußballer sei aber kein notorischer Frauenschläger.

Boateng ist nach dem Urteil nicht vorbestraft. Die Bewährungszeit beträgt ein Jahr, weil das Verfahren schon sechs Jahre dauert. Dem Angeklagten wird zudem  auferlegt, innerhalb von drei Monaten 50.000 Euro an einen Verein der Jugend und Familien unterstützt und innerhalb von sechs Monaten weitere 50.000 Euro an einen Verein, der ein Berliner Spital unterstützt, zu geben. “Die einzig Leidtragenden in dem Verfahren waren aus meiner Sicht die Kinder”, sagt die Richterin und begründet so, dass kein Verein zur Unterstützung von Frauen gewählt wurde.

Leonard Walischewski, Strafverteidiger von Jerome Boateng, stellte zum Ende des Verfahrens fest: "Heute, nach fast sechs Jahren, ist Herrn Boateng endlich Gerechtigkeit widerfahren. Ich schließe mich den Worten der Vorsitzenden Richterin an: Selten ist ein Angeklagter länger durch die Mühlen der Justiz gedreht und von den Medien so massiv vorverurteilt worden. Dieses Verhalten insbesondere der Nebenklage, aber auch der Staatsanwaltschaft und einiger Medien hat zu extremen Belastungen im Privatleben von Herrn Boateng und seiner Kinder geführt. Dazu kommen noch enorme wirtschaftliche Schäden.“

Das Urteil entspreche dem üblichen Strafmaß und sei angemessen. Walischewski weiter: „Wir gehen jetzt davon aus, dass die Staatsanwaltschaft Wort hält und das Ermittlungsverfahren im Fall Lenhardt umgehend einstellt. Es ist im Prozess sehr deutlich geworden, dass die wüsten Anschuldigungen, Herr Boateng würde Frauen schlagen, haltlos und damit samt und sonders unwahr sind.“ 

Auch Carolin Lüdtke, die Anwältin der Boateng-Ex, gab sich gegenüber der deutschen "Bild" mit dem Urteil zufrieden: „Das Gericht hat die häusliche Gewalt festgestellt. Die wird jetzt nicht mehr vorkommen. Nur darum ging es uns.

Da auf Rechtsmittelbelehrung verzichtet wird, schloss die Richterin das Verfahren. "Damit ist die Sache erledigt." Nach sechs Jahren.

"Wird bei uns Fußball spielen"

Der 35-Jährige war vom Amtsgericht München bereits 2021 zu einer Geldstrafe in der Höhe von 1,8 Millionen Euro verurteilt worden, zweitinstanzlich sprach das Landgericht München I dann eine Geldbuße von 1,2 Millionen Euro wegen Körperverletzung und Beleidigung aus. Wegen Rechtsfehler hob das Bayerische Oberste Landesgericht das Urteil dann auf.

Ende Mai unterschrieb der ehemalige Weltmeister Deutschlands überraschend bei Fußball-Bundesligist LASK. Schon im Vorfeld des Urteilsspruchs machte  Geschäftsführer Siegmund Gruber klar, dass der 35-Jährige auch im Falle einer Verurteilung für die Athletiker auflaufen werde. "Solange das Gericht keine Strafe ausspricht, die Herrn Boateng die Berufsausübung verunmöglicht, wird er bei uns Fußball spielen und seinem Beruf nachgehen. Daran wird bei uns auch nicht gerüttelt", sagte der Klub-Boss im OÖN-Interview.

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Autor
Raphael Watzinger
Redakteur Sport
Raphael Watzinger

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