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Für sie ist das Helfen eine Ehrensache

Von Alfons Krieglsteiner und Gabriel Egger, 05. Dezember 2018, 00:04 Uhr
apa
Vier von zehn Oberösterreichern engagieren sich freiwillig. Allein das Rote Kreuz hat in Oberösterreich mehr als 22.000 ehrenamtliche Mitarbeiter.

LINZ. Erfreuliche Bilanz zum "Internationalen Tag des Ehrenamtes": 37 Prozent der Oberösterreicher leisten freiwilliges Engagement.

Heute ist der "Internationale Tag des Ehrenamtes". 1986 hat ihn die UNO ins Leben gerufen, um jeweils am 5. Dezember Menschen vor den Vorhang zu holen, die ein Helferherz haben – die sich Tag für Tag unbezahlt und freiwillig darum bemühen, dass es anderen besser geht. Sie engagieren sich in Hilfsorganisationen und sind Stützen der Gesellschaft, der sie vorleben, welch hohen Stellenwert gelebte Menschlichkeit hat.

Insgesamt 46 Prozent der erwachsenen Österreicher engagieren sich ehrenamtlich. 37 Prozent sind es in Oberösterreich. Spitzenreiter bei der Freiwilligenarbeit unter den Bundesländern ist aber Tirol – zwei von drei Tirolern widmen sich in ihrer Freizeit "um Gotteslohn" dem Wohl ihrer Mitbürger. "Das hängt vermutlich mit den vielen ländlichen Vereinen in diesem Bundesland zusammen", sagt Gert Feistritzer.

Er hat im Auftrag des Sozialministeriums die jüngste Studie des Wiener Meinungsforschungsinstituts IFES geleitet, in der 4000 Österreicher zu den Motiven befragt wurden, von denen sie sich bei ihrer Freiwilligenarbeit am meisten leiten lassen:

Anderen Menschen helfen: Für 90 Prozent der Befragten hat das oberste Priorität

Etwas Nützliches zum Gemeinwohl beitragen, für 82 Prozent ein vorrangiges Motiv

Spaß am Engagement ist ebenfalls für 82 Prozent ein entscheidender Beweggrund

Seine Fähigkeiten und Kenntnisse einbringen, 74 Prozent übernehmen deshalb ein Ehrenamt

Menschen treffen und Freunde gewinnen spielt ebenfalls für 74 Prozent eine wichtige Rolle

Ehrenamt als Bereicherung der Lebenserfahrung nennen 67 Prozent als einen der Gründe für eine freiwillige Tätigkeit

Hilfe bei der Suche nach einem bezahlten Job, für 28 Prozent ein ausschlaggebendes Motiv (vor allem bei den 15- bis 29-Jährigen)

Viele Glücksmomente

Freiwillige erleben oft besondere Glücksmomente. Denn Aktivitäten, die der Gemeinschaft dienen, haben laut wissenschaftlichen Studien einen höheren "Zuwachs" an Zufriedenheit als etwa eine Gehaltserhöhung. "Ich habe das Bedürfnis, der Gesellschaft etwas zurückzugeben", wie es Wolfram Müllauer aus Altpernstein (Bezirk Kirchdorf) ausdrückt.

Deshalb ist er der örtlichen Feuerwehr beigetreten, derzeit absolviert er die Gruppenkommandanten-Ausbildung im Landesfeuerwehrkommando. Aus Salzburg ist er vor vier Jahren mit der Familie zugezogen. Der Einsatz in der Feuerwehr habe geholfen, "dass wir uns schon heimisch fühlen".

Heimisch fühlen sich auch die Gäste der Tagesbetreuung "Elisabeth Stub’n" in Linz, wenn Gertrude Neubauer vorbeischaut. Die diplomierte Gesundheits-und Krankenpflegerin begleitet dort Menschen mit Demenz in deren Alltag.

Das sei nicht immer leicht, sagt die gebürtige Gramastettnerin. "Aber ich spüre die Dankbarkeit der Menschen. Und das macht mich glücklich".
 

Wolfram Müllauer
Gestern war der 35-jährige Laborleiter eines Kirchdorfer Unternehmens in Linz „im Einsatz“: Im Landesfeuerwehrkommando absolviert er die Ausbildung zum Gruppenkommandanten. Als „Quereinsteiger“ hat er sich vor vier Jahren der Freiwilligen Feuerwehr Altpernstein angeschlossen. „Ich bin mit meiner Familie aus Salzburg zugezogen, da bot mir der Dienst bei der Feuerwehr die beste Gelegenheit, Kameradschaft zu erleben und mich zu integrieren“, sagt er: „Wenn es brennt, erwartet jeder, dass die Feuerwehr gleich da ist, aber was alles an Ausbildung und Pflichtgefühl dahintersteckt, erfährt man erst, wenn man dabei ist.“ Trotz seines Berufes erübrige er gern die Zeit für die Ausbildung und die Einsätze: „So kann ich Menschen helfen, die in Not sind.“

Florian Kis
Für Florian Kis war das Rote Kreuz eine doppelte Erfüllung. Zuerst die der Staatspflicht, dann eine für das Leben. Er hatte gerade erfolgreich die HTL absolviert, als er im Jahr 1994 in der Ortsstelle Bad Ischl seinen Zivildienst antrat. 24 Jahre später ist Kis immer noch dort – und von seiner Arbeit genauso überzeugt wie damals. „Mir taugt es einfach, Menschen zu helfen. Ich bekomme alles zurück. In Form von Dankbarkeit“, sagt der 45-Jährige. In besonders belastenden Situationen könne Kis „trotzdem funktionieren“ und mit der nötigen Ruhe arbeiten. „Wenn ich das kann, dann muss ich das auch einsetzen.“ Und das tut er. Bei Kursen für Erste Hilfe und Kindernotfälle, in der landesweiten Katastrophenhilfe und alle zwei Wochen im Nachtdienst beim Roten Kreuz in Ischl.

Katja Kloimstein
Sie kümmert sich seit sechs Jahren ehrenamtlich als Mitarbeiterin des Bewährungshilfevereins „Neustart“ in Linz um straffällig gewordene Jugendliche. Die 33-Jährige hat den Master-Abschluss in „Sozialer Arbeit“ an der FH Linz gemacht und ist hauptberuflich als Sozialarbeiterin tätig. Als Ansprechpartnerin für die 18- bis 24-Jährigen während der Haft und nach ihrer Entlassung versucht sie, „ihre Persönlichkeitsentwicklung positiv zu beeinflussen“. Sie unterstützt sie bei Job- und Wohnungssuche. Vor allem aber geht es darum „dass sie ihr Delikt aufarbeiten und lernen, Verantwortung zu übernehmen.“ Die Lebenswelt anderer Menschen kennenzulernen und einen Beitrag zu einer „aktiven Zivilgesellschaft“ zu leisten, sind Hauptmotive für ihr Engagement.

Helmut Kappl
„PS-Freaks“ nennen sich Helmut Kappl und seine Stammtisch-Freunde. Verrückt sind sie zwar, aber nur nach schnellen Autos. Das war schon so, da war der Laakirchner noch ein kleiner Bub. Träumen muss er nun nicht mehr von den schnellen Flitzern. Aber er weiß, dass es andere tun. „Für viele Kinder ist es ein Traum, einmal in einem Sportwagen mitzufahren.“ Einmal im Jahr erfüllen Kappl und seine Freunde Kindern aus dem SOS Kinderdorf in Altmünster, für die sie auch eine Patenschaft übernommen haben, diesen Traum. „Wir drehen mit ihnen eine Runde, gehen gemeinsam essen und dann in den Zoo oder zu einer Veranstaltung“, sagt Kappl. Dieses Jahr waren es die Gmundner „Heli Days“. Für die Kinder „ein Erlebnis“, für Kappl eine „echte Freude“.

Gertrude Neubauer
Gertrude Neubauers ehrenamtliche Tätigkeit begann auf dem Linzer Pöstlingberg. Es war ein Plakat, das dort an der Wand hing und ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. „Die Caritas sucht Ehrenamtliche für die Elisabeth Stub’n“, stand darauf geschrieben. Das war vor drei Jahren. Seither begleitet die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin dort Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Bis zu dreimal in der Woche. Dafür habe sie sich sogar speziell fortgebildet. Neubauer hilft den Menschen in der Tagesbetreuung bei Gedächtnisübungen, liest ihnen vor und nimmt sie auf einen Spaziergang mit. „Am Montag haben wir gemeinsam Kekse gebacken. Ich mag einfach die Leute. Es macht mir eine echte Freude“, sagt sie.

Zahlen und Fakten

37 Prozent der Erwachsenen in der oberösterreichischen Bevölkerung engagieren sich freiwillig in einem Ehrenamt. 22 Prozent sind in der Nachbarschaftshilfe aktiv, sieben Prozent im Rettungs- und Katastrophendienst und sechs Prozent bei Sportvereinen.

3,5 Millionen Österreicher sind freiwillig in 120.000 Einrichtungen tätig und arbeiten 720 Millionen Stunden pro Jahr. Das entspricht der Arbeitsleistung von 400.000 Vollbeschäftigten.

5 2Prozent der freiwilligen Ehrenamtlichen bundesweit sind Frauen, 48 Prozent Männer. Die größte Gruppe der Freiwilligen stellen die 50- bis 69-Jährigen mit einem Gesamtanteil von 53 Prozent.

 

 

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2  Kommentare
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renele (3.081 Kommentare)
am 05.12.2018 08:49

Man kann nur Danke an alle sagen, die ihre Freizeit dazu benutzen um anderen zu helfen. Und ich kann das verstehen. Einen Job hat man um Geld zu verdienen, aber sehr oft befriedigt er einem nicht. Man muss aber Geld verdienen um sein Leben finanzieren zu können. Darum oft auch der Frust bei Langzeitarbeitslosen. Ich denke es ist das Gefühl, was sinnvolles und was Wichtiges zu tun. den es ist wichtig, dass in Notsitationen geholfen wird. Und wenn man dann selber etwas dazu beitragen kann, glaub ich, das, dass ein gutes Gefühl ist.

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herzeigbar (5.104 Kommentare)
am 05.12.2018 07:06

Leider wird Ehrenamt von politischen Interessen
missbraucht um in Verwaltung zu sparen und Wählerstimmen zu bekommen.

22 % in Nachbarschaftshilfe - 8 % in Katastrophenhilfe und 6 % nur in Sportvereinen ist interessant.

Natürlich ist jeder Froh, wenn wer Hilfe braucht das wer kommt.

Ist freiwillige Hilfe auch Selbsthilfe?
Um dem Alltag zu entkommen.

Ausserdem hat ein kleiner Ort wie bei Mir 50 verschiedene Vereine. Wieviel Ehrenamt ist sinnvoll.

Manche haben ein hohes Ansehen wie Feuerwehr - manche Weniger erwähne Keine da. Da sich sonst jeder angegriffen fühlt in seiner falsch verstandenen Ehre.

Gestern um 22.00 Uhr Feuerwehr Sirenen Alarm.
Irgendwo gabs sicher eine Überschwemmung.
Feuer glaube Ich weniger.
Natürlich ist wer dankbar,
wenn Ihm geholfen wird.
Schaden bleibt trotzdem.

Leider wird jedoch auch viel Schindluder getrieben
mit Vereinsförderungen.

Das ist dann wieder nicht soviel mit Ehre.

Was stimmt ohne Ehrenamt bricht das System weg/kollabiert.

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