Goldenes Ehrenzeichen der Republik für Adelheid Kastner
LINZ/WIEN. Sie leitet seit 2005 die forensische Abteilung im Wagner-Jauregg.
Jedem, der sich auch nur am Rande mit der österreichischen Justiz beschäftigt, ist der Name Adelheid Kastner ein Begriff.
Gestern wurde ihr in Wien von Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SP) das Goldene Ehrenzeichen der Republik verliehen. Kastners Einsatz sei es zu verdanken, dass sich die Versorgung psychisch kranker und schuldunfähiger Rechtsbrecher wesentlich verbessert habe, sagte Oberhauser. Derzeit arbeitet Kastner am Aufbau einer forensischen Jugendpsychiatrie.
Die 53-jährige Linzerin leitet seit 2005 die forensische Abteilung der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg.
Die Forensikerin wird bei vielen spektakulären Kriminalfällen gerufen, um die Psyche der Täter zu untersuchen. Sie erstellte etwa das psychiatrische Gutachten im Fall Josef F. wie auch im Fall der Doppelmörderin Estebaliz C. Obwohl sie ständig mit Schwerverbrechern zu tun hat, glaubt sie, dass "kaum ein Mensch von Grund auf böse ist".
Ihre Erkenntnisse sind für die Richter wichtige Entscheidungshilfen bei der Urteilsfindung. Kastner ist im Gerichtssaal eine Respektsperson. Ihre Worte haben Gewicht. Rhetorisch steht sie auch den versiertesten Verteidigern und Staatsanwälten um nichts nach. Ihre fachliche Meinung verteidigt sie mit viel Esprit gegen alle Angriffe der Juristen.
Kastners Tätigkeit beschränkt sich aber nicht auf den medial gut sichtbaren Teil im Gerichtssaal.
Als Buchautorin feierte sie ebenfalls Erfolge. In "Väter-Täter" analysiert sie die Hintergründe familiärer Gewalt. Im Buch "Schuldhaft" schildert sie, wie Straftäter ticken, und macht so das Gebiet der forensischen Psychiatrie für Normalbürger verständlich.
In ihrer Freizeit sucht sie Ausgleich zu diesem belastenden Alltag. Bei Musik von Johann Sebastian Bach und Theaterbesuchen findet sie Ruhe. (hip)
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