Rosen, Kerzen und Teddys für Michelle
STEYR. OÖN-Lokalaugenschein in Steyr-Münichholz: Knapp eine Woche nach dem Mord an der 16-jährigen Michelle F. herrscht weiter tiefe Betroffenheit im Stadtteil.
Kalt ist es an diesem Dezember-Tag im Stiegenhaus mit der Adresse Leo-Gabler-Straße 48. Die Haustüre steht offen, so wie meistens, so wie früher auch. Damals, vor wenigen Tagen, als Michelle F. noch lebte. Das 16-jährige Mädchen war am Sonntag mutmaßlich von ihrem Freund, dem 17-jährigen Afghanen Saber A., durch einen Messerstich in den Rücken ermordet worden. "Michelle hat zwei Katzen gehabt, die immer frei herumgelaufen sind. Darum war die Türe meist einen Spalt offen", sagt eine Freundin der Ermordeten.
Eine Schüssel mit Resten von Katzenfutter steht auch jetzt noch vor der Wohnungstür im Hochparterre, daneben leuchtet eine Gedenkkerze. In der Wohnung selbst ist es mucksmäuschenstill. "Die Mutter will ihre Ruhe, sie ist bei Bekannten außerhalb der Stadt untergekommen", weiß eine Nachbarin.
Auch vor einem Kellerfenster erinnern zahlreiche Kerzen an das Verbrechen, das in ganz Österreich Entsetzen ausgelöst hat. Weiße Rosen liegen davor. Im Eck sitzt ein weißer Teddybär.
"Es macht natürlich traurig und betroffen, dass so etwas in unserer Nachbarschaft passiert", sagt ein Selbstständiger aus dem Stadtteil. Ebenso traurig sei aber, dass dieser Vorfall nun "politisch missbraucht" werde. Damit spielt er auf die Mahnwache einiger Rechtsextremer an, die vor dem Asylheim abgehalten wurde.
Gespräch an der Bar verstummt
Betroffenheit ist auch in einem Arbeiterlokal nur wenige hundert Meter vom Tatort entfernt spürbar. Als das Gespräch an der Bar auf den Mord schwenkt, verstummen die Gäste. "In den ersten Tagen hat man aber schon gespürt, dass die Stimmung nicht unbedingt für die Afghanen war", sagt der Wirt. Dabei seien in seinem Lokal großteils die Gemäßigten daheim. Anderswo in Münichholz sei die Stimmung aufgeheizter: "Wo das hinführen wird, ich weiß es nicht."
FP-Chef Heinz-Christian Strache bekräftigte unterdessen auf oe24.at die Forderung seines Klubchefs Johann Gudenus nach einem Ausgangsverbot für Asylwerber. "Das nennt sich dann Hausordnung und nicht Ausgangsverbot", sagte Strache. "Es wäre vernünftig, festzulegen, dass es den Herrschaften ab 20 Uhr nicht mehr möglich ist, einfach ein- und auszugehen."
Saber A. war "besitzergreifend"
Warum musste Michelle sterben? Das Motiv für die Bluttat sei "wahrscheinlich Eifersucht" gewesen, sagte am Freitag der Steyrer Staatsanwalt Andreas Pechatschek. Die Teenager dürften eine "On-Off-Beziehung" geführt haben, wobei der 17-Jährige "wohl recht besitzergreifend" gewesen sei. Dass sich das Mädchen auch für andere Burschen als Saber A. interessiert habe, dies vermuteten auch Jugendliche aus ihrem Umfeld, mit denen die OÖN sprachen.
Video: Das sagte Saber A. in seiner Einvernahme
Todeszeitpunkt weiter unklar
Unklar bleibt, wann die 16-Jährige getötet wurde. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Tat am Sonntag passiert ist, während Saber A. behauptet, es sei ein "Unfall" gewesen, der sich bereits am Samstagabend zugetragen hätte.
Die Gerichtsmedizin tut sich in diesen Fällen schwer, einen exakten Zeitpunkt zu errechnen. "Wir haben verschiedene Methoden. Aber so wie bei CSI, dass wir auf die Minute genau sagen könnten, ist es nicht", sagt Gerichtsmediziner Fabio Monticelli. Besonders kurz nach dem Tod gebe es Abweichungen von "fünf bis sechs Stunden". Um den Todeszeitpunkt möglichst exakt berechnen zu können, müssen die Körpertemperatur der Leiche sowie die Raum- und Bodentemperatur genau bestimmt werden, sagt Monticelli. (staro)
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