Spielsucht: Angebote im Internet gefährden Junge
LINZ. Rund 70.000 Österreicher sind laut einer Untersuchung des IMAS-Institutes spielsüchtig. Zwei Fünftel der Österreicher machen bei Glücksspielen mit, am beliebtesten ist Lotto.
"Diese Zahl ist im Vergleich zu einer zwei Jahre zuvor durchgeführten Studie stabil geblieben", sagt Studienautor Paul Eiselsberg. 55 Prozent der Befragten spielen nie Glücks- oder Wettspiele, 36 Prozent hin und wieder, sechs Prozent häufig.
Große Sorgen bereitet den Experten allerdings das Glücksspiel im Internet. Zwar spielen nur sechs Prozent aller Spieler online, aber bei den 16- bis 29-Jährigen ist es bereits jeder Achte. Es betrifft also vor allem die Jungen. "Das Glücksspiel im Internet hat hohe Suchtgefahr", sagt Kurosch Yazdi, Leiter des Zentrums für Suchtmedizin am Linzer Wagner-Jauregg-Krankenhaus. "Wir befürchten, dass sich die Zahl der Süchtigen in den nächsten Jahren erhöht."
Bei denen, die bereits an der Spielsucht erkrankt sind, ist dieser Trend zum Internet schon jetzt zu bemerken. Zu Beginn der Spielsucht-Ambulanz vor vier Jahren habe es noch keine Patienten, die durch Internet-Glücksspiele süchtig wurden, gegeben, sagt Yazdi: "Jetzt ist es bereits ein Viertel." Vor allem die Sportwetten, bei denen auch während des Bewerbs laufend gesetzt werden kann, seien eine große Gefahr. Diese fallen in Österreich nicht unter das Glücksspielgesetz.
Harte Strafen für Spielsüchtige
Yazdi fordert eine stärkere Reglementierung des Online-Glücksspiels, auch wenn dies eine Einschränkung des freien Internetzugangs bedeuten würde: "Glücksspiele dürfen in Österreich nur von Unternehmen mit einer Lizenz angeboten werden. Es wäre sinnvoll, das auch im Internet zu reglementieren." Technisch sei das durchaus möglich, glaubt der Experte.
Nicht selten wird die Spielsucht auch zum juristischen Problem. Um die Sucht zu finanzieren, geraten Betroffene auf die schiefe Bahn. Alois Birklbauer, Experte für Medizinstrafrecht an der Johannes-Kepler-Uni in Linz, kritisiert, dass Spielsüchtige mitunter hart bestraft werden: "Ich habe den Eindruck, dass die Gerichte oft damit nicht umgehen können."
Der Ansatz "Therapie statt Strafe" sei im Suchtmittelgesetz weitgehend anerkannt und ermögliche die Resozialisierung. Anders sei dies bei den Verhaltenssüchten wie der Glücksspielsucht: "Da fehlt die breite Akzeptanz dieser Prinzipien. Spielsüchtigen bleibt daher in diesen Situationen das Gefängnis nicht erspart." (hes)
Daten und Fakten
1,1 Prozent der Österreicher sind spielsüchtig. Das sind 70.000 Personen. Ihre Zahl ist stabil. Bei den Spielsüchtigen selbst bemerkt Experte Kurosch Yazdi einen starken Trend zum Online-Glücksspiel.
55 Prozent der Österreicher spielen nie Glücksspiele, 36 Prozent hin und wieder, sechs Prozent häufig.
81 Prozent der Spieler tun dies meistens mit Lotto, Toto oder Rubbellosen. Neun Prozent setzen ihr Geld am häufigsten im Casino, vier Prozent in Glücksspielautomaten, weitere vier Prozent bei Sportwetten ein.
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