Stangls nächster K2-Anlauf nach der Gipfellüge: „Suche keine Ausreden“
LINZ. Nicht nur Weltspitze-Alpinistin Gerlinde Kaltenbrunner, auch Christian Stangl bricht bald zum K2 auf – was er am liebsten geheim gehalten hätte. Im Vorjahr wollte sich der Steirer den zweithöchsten Berg der Welt mit einer Lüge erschwindeln. Und heuer?
Das war der Gipfel. Seit zwei Jahren hatte niemand den K2 bezwungen, dennoch schaffte es Christian Stangl im August 2010 mit einem getürkten Gipfelfoto weltweit in die Medien. Bis sein Lügenkonstrukt zusammenstürzte – und er gestand, nie auf 8611 Metern gestanden zu sein, sondern sich den Erfolg am gefährlichsten Achttausender eingebildet zu haben.
Ein Schaden für den Alpinismus, wie viele auch zurückhaltende Bergsteiger kritisierten. „Geärgert hat mich das stark, muss ich zugeben“, sagt Gerlinde Kaltenbrunner aus Spital am Pyhrn. Sie bricht am Mittwoch nach China auf, um im vierten Anlauf mit dem K2 ihren 14. und letzten Achttausender zu schaffen. Diesmal geht sie ihn vom Norden an. Im Süden war vergangenen August vor ihren Augen Bergkamerad Fredrik Ericsson zu Tode gestürzt.
„Viele kritische Stimmen fragten: Wie beweist ihr die Erfolge wirklich, was hat davon gestimmt?“, erzählt Kaltenbrunner. GPS-Signale fallen oft aus in den Todeszonen. Den Gipfelsieg eindeutig nachzuweisen, ist auch in der hochtechnologisierten Zeit nicht immer möglich. „Alle, die als Profi Geld verdienen, haben eine Vorbildwirkung. Da kannst du nicht unehrlich sein.“
Ruhig war es geworden um den 44-jährigen Obersteirer. Vor drei Wochen stand Stangl nach einer „Reha-Tour“ auf dem Kanchenzönga, dem dritthöchsten Berg der Welt. Er startete gut 1000 Kilometer entfernt am Meer weg, eine Monstertour. „Es tut gut, wenn du niemandem etwas sagen musst“, erzählt Stangl den OÖNachrichten. Geheim konnte er seine Tour nicht halten, er füllte nepalesische und indische Zeitungen. Auch die Sponsoren (die ihm die Stange halten) wollen Erfolge sehen. Statt eines Beweisfotos stellte er auf seine Homepage ein selbst gedrehtes Video.
Im Juli bricht Stangl zum achten Mal zum K2 auf. Reden will er erst, wenn er zurück ist. „Es wird ja ohnehin nur die Skandalklientel bedient. Viele sitzen daheim und haben keine Ahnung, was sich da oben abspielt.“ Er rechtfertigt seinen Fehltritt mit Hypoxie-Erscheinungen, „da drehen viele an Schas.“ Ob er seine Lüge bereue? Er antwortet mit keinem klaren Nein. „Ich glaube, im Leben kommt alles, wie es kommen muss. Ich will nicht nach Ausreden suchen und brauche niemandem etwas rechtfertigen.“ Eine Antwort wünschen sich viele Bergkameraden trotzdem.