Wo die Palmbäume in den Himmel wachsen
BRAUNAU. Rares Brauchtum: In einigen Innviertler Gemeinden gibt es statt Palmbuschen bis zu sieben Meter hohe Palmbäume.
Was bis vor 20 Jahren in der Innviertler Gemeinde Munderfing im Bezirk Braunau Tradition war, soll es morgen, am Palmsonntag, erstmals wieder geben: Da werden nicht nur die bunten Palmbuschen zur Weihe getragen, sondern ganze Palmbäume – meterhohe, mit Bändern, ausgeblasenen Eiern, Äpfeln und Brezeln geschmückte Fichten.
Bis zum Kirchturm reichten die Munderfinger Palmbäume, bis sie einst der Pfarrer abschaffte. Ab dann gerieten sie nach und nach in Vergessenheit. Das wollen nun die rührigen Frauen von der Goldhaubengruppe ändern: "Wir haben die Leute eingeladen. Jeder kann sich seinen eigenen Baum anfertigen", sagt Anny Kaufmann von den Goldhauben Munderfing. Früher seien oft übriggebliebene Weihnachtsbäume verwendet worden, die im Freien aufbewahrt wurden, damit sie nicht austrocknen, weiß Kaufmann. Und die Palmbäume waren natürlich Männersache: "Die Mädchen trugen die Palmbuschen."
Palmbuschen am Hochlecken
Auch im nahen Sankt Johann am Walde gibt es den Brauch: Dort werden seit 1986 die Palmbäume von den Vereinen geschält, gestutzt und geschmückt. Traditionell sind die 15 bis 20 Kilo schweren Palmbäume mit Brezen, gefärbten Eiern, Äpfeln und Orangen behängt. "Nach dem Umzug verteilen wir die geweihten Äpfel unter den Leuten", sagt Theresia Hintermair von der Volkstanzgruppe. Auch in Lengau, Mattighofen und Lochen gibt es diesen Brauch.
Palmbäume, Palmstangen oder Palmlatten seien vor allem ein Tiroler Brauchtum, sagt OÖN-Volkskulturexperte Klaus Huber: "Dort hat sich eine Rekordsucht entwickelt." Der 2004 in Imst aufgestellte Rekord liegt bei 36 Metern.
Die Palmbuschen haben einen biblischen Hintergrund und erinnern an den Einzug Jesu Christi in Jerusalem. Für die Palmbuschen werden spezielle Zweige verwendet, darunter Buchsbaum, Wacholder, Eibe, Zeder – und natürlich die Weidenblüten, die Palmkätzchen: "Das waren früher die ersten Zweige, die im Frühjahr aufblühten", sagt Huber. Nach der Weihe wurden die Palmbuschen dorthin gestellt, wo sie Unheil abwehren sollten, etwa ins Feld oder auf den Dachboden. In vielen Wohnungen schmücken sie auch den Herrgottswinkel.
Einen ganz besonderen Platz erhalten sie traditionell in Neukirchen/Vöckla (Bezirk Vöcklabruck). Mitglieder des Alpenvereins tragen Palmbuschen seit 39 Jahren auf den Hochlecken.
Weihkorbdecken bedrucken
Traditionell werden zu Ostern Fleisch, Schinken, Eier, Salz und Brot in einem sogenannten Weihkorb gesegnet. Damit dieser besonders festlich aussieht, haben die Frauen der Goldhaubengruppe Sankt Johann im Attergau festliche Weihkorbdecken bedruckt. Dabei handelt es sich um Leinentücher, die mit österlichen Symbolen, wie zum Beispiel einem Lamm oder einer Fahne, mit rotem Garn bestickt sind. Früher waren die Decken größer, weil die damit verhüllten Speisen für alle Familienmitglieder reichen musste. Heute schmückt die Weihkorbdecke den Ostertisch nach dem Gottesdienst.
Der Hr. Huber sollte mal in Kopfing nachfragen, wie hoch die Palmbäume dort sind
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Ich glaube, dass der Rekord bei ca. 40 Metern liegt ... kann aber auch mehr sein ...