Brutaler Raubüberfall auf die Familie von Josef Fill: "Da geht einem viel durch den Kopf"
GURTEN. Josef Fill, Begründer der bekannten Maschinenbaufirma Fill und ehemaliger Landesrat in Oberösterreich, und seine Familie wurden in der Nacht auf Montag in ihrem Haus überfallen. Die OÖN erreichten den 84-Jährigen Montagmittag.
„In so einem Moment geht dir vieles durch den Kopf, aber es ist alles so schnell gegangen, da hast du auch wieder keine Zeit zum Überlegen!“ Für den Gurtener Unternehmer und Ex-Politiker Josef Fill war die vergangene Nacht die wohl dramatischste seines Lebens. Bei einem nächtlichen Überfall wurden er, seine Frau und die Tochter, die zu Besuch war, Opfer einer „Home Invasion“. Vermutlich drei Täter fesselten den Seniorchef des Unternehmens sowie seine Frau und die Tochter mit Kabelbindern und durchwühlten das gesamte Haus, wie Fill im Gespräch mit den OÖNachrichten berichtet.
Der Innviertler hatte am Sonntag seinen 84. Geburtstag gefeiert, doch dieser Tag endete für ihn dramatisch. „Gegen ein Uhr früh ist ein starkes Gewitter aufgezogen, es war draußen ziemlich laut, daher haben wir auch nichts gehört, als die Täter ins Haus eingebrochen sind“, erzählt Josef Fill. Durch ein aufgezwängtes Küchenfenster gelangten die Räuber ins Haus, das Ehepaar sowie deren Tochter waren zu diesem Zeitpunkt schon in ihren Schlafzimmern, als zwei Männer den Gurtener und seine Frau mit Kabelbindern fesselten. „Sie waren mit Sturmhauben eingemummt, haben uns das Gesicht abgedeckt und den Mund verklebt und haben in teils gebrochenem Deutsch immer wieder ‚Ruhig! Ruhig!‘ geschrien“, schildert Fill. „Einer hat mich am Fuß, ein zweiter an der Hand gefesselt, aber es war sicher noch ein Dritter im Haus“, sagt er. Die Tochter wurde gewaltsam vom Obergeschoß über die Stiege nach unten gezerrt. Der erste Stand der Ermittlungen bestätigt den Verdacht: "Wir gehen derzeit von drei Tätern aus", sagte Alois Ebner, Sprecher der Staatsanwaltschaft Ried, Montagmittag auf OÖN-Anfrage.
Haus auf den Kopf gestellt
Lautstark hatten die Räuber gefordert: „Schwarzgeld her!“, wie der Unternehmer berichtet. „Auch den Inhalt des Tresors wollten sie haben, aber wir haben nicht einmal einen Tresor – genau deshalb nicht“, sagt der Unternehmer. Mehr als eine Stunde lang durchsuchten die Eindringlinge das Haus der Unternehmerfamilie. „Sie haben alles herausgerissen und praktisch das ganze Haus auf den Kopf gestellt. Aber wir haben nur ein paar hundert Euro Bargeld bei uns gehabt. Zwei Uhren haben sie mitgenommen und einiges an Schmuck“, schildert Fill und sagt: „Also ausgezahlt hat sich das für die Räuber sicher nicht!“
Nach gut einer Stunde konnte sich der Seniorunternehmer befreien. „Es ist plötzlich ruhig gewesen, da hab ich mich dann ins Büro geschleppt und eine Schere gesucht. Damit hab ich meiner Tochter die Fessel durchgeschnitten und sie dann meine. Dann wollte ich die Polizei anrufen, aber ich hab vor lauter Aufregung mein Handy nicht gleich gefunden. Meine Frau ist inzwischen zum Nachbarn gefahren, die haben dann die Polizei verständigt. Dann hab ich unsere zwei Handys gefunden, die haben die Täter liegengelassen, wahrscheinlich deshalb, dass man sie nicht orten kann“, erzählt Josef Fill. Wenig später sei die Polizei schon am Tatort gewesen.
Während Josef Fill und seine Frau nur leicht verletzt wurden und einen Schock erlitten, musste die Tochter mit einem schweren Schock ins Spital gebracht werden. Der Unternehmer erzählt: „Meine Hand ist geschwollen und tut mir weh, weil ich ziemlich zugeschlagen habe.“ Er ist sich sicher, dass die Täter ortskundig gewesen sind. „Ein paar Tage vorher hab ich einmal irgendetwas gehört vor dem Haus, das war komisch. Ich habe geglaubt, vielleicht war´s irgend ein Tier, aber ich bin mir jetzt sicher, dass sie damals schon ausspioniert haben“, sagt der Gurtener.
Von den Tätern fehlt noch jede Spur
"Eine umgehend eingeleitete Alarmfahndung der Polizei blieb ohne Erfolg. Die Ermittlungen, die vom Landeskriminalamt übernommen wurden, laufen auf Hochtouren", sagt Ebner. Bei einer Festnahme droht den Tätern ein Prozess wegen des Verbrechens des (schweren) Raubes. Dafür drohen bis zu 15 Jahre Haft. Hinweise zu den Tätern bitte an den Dauerdienst des Landeskriminalamtes OÖ unter der Telefonnummer 059133/40 3333.
Bürgermeisterin: "Es ist schrecklich"
Die OÖN erreichten Gurtens Bürgermeister Petra Mies (SPÖ) während eines Urlaubs in Helsinki. "Ich war schockiert, als ich davon gehört habe. Es ist schrecklich, wenn man im eigenen Haus gefesselt und überfallen wird. Ich wünsche der Familie alles erdenklich Gute und hoffe, dass der Schock möglichst bald überwunden werden kann. Hoffentlich werden die Täter schnellstmöglich gefasst", sagte Mies und fügte hinzu: "Es ist schrecklich, dass solche Taten auch in einem kleinen Ort wie Gurten passieren, aber vor derart kriminellen Machenschaften ist man wohl nirgendwo sicher."
"Das ist ein Wahnsinn. Gestern habe ich noch mit Josef Fill telefoniert, um ihm zum Geburtstag zu gratulieren. Dann passiert dieser Überfall gegen Mitternacht. Das schockt mich gewaltig", sagt Gottfried Weinberger im OÖN-Gespräch. Der Unternehmer, der auch Obmann des erfolgreichen Drittliga-Fußballvereins Union Gurten ist, hofft, dass sich die Familie rasch von den schrecklichen Erlebnissen erholt.
Parallelen zu brutalem Raub 2013 in Ried
Der Vorfall erinnert an einen brutalen Raubüberfall auf ein Rieder Ehepaar vor genau zehn Jahren. Das Ehepaar wurde damals in seinem Haus von den Tätern mit Waffen bedroht, ausgeraubt und anschließend im Bad eingesperrt. Der Kriminalfall beschäftigte jahrelang die Justiz. Es gab unter anderem Freisprüche, später eine Wiederaufnahme des Verfahrens und drei Verurteilungen zu mehrjährigen Haftstrafen. Die Ermittler waren sich damals von Anfang an sicher, dass es sich um vier Täter gehandelt haben muss. Dieser stand schließlich im Februar 2023, nachdem er von Irland ausgeliefert wurde, in Ried vor Gericht. Der Schöffensenat verurteilte den Angeklagten zu fünf Jahren Zusatzfreiheitsstrafe. Grund: eine Bedachtnahme auf ein rechtskräftiges Urteil aus Belgien, wo der Angeklagte bereits zu vier Jahren unbedingter Freiheitsstrafe verurteilt worden war. Somit ergab sich eine Gesamtstrafe von neun Jahren.