Der LASK-Präsident im Titelkampf
LINZ. Die Johannes-Kepler-Universität hat Siegmund Gruber den Doktortitel entzogen. Der LASK-Präsident legt Beschwerde ein. Er respektiere die „Meinung“ der Uni zwar, teilen könne er sie aber nicht.
Den Auftrag erhielt Stefan Weber im Frühjahr 2021. Über ein Unternehmen, nicht von einer Privatperson, wie er sagt. 380 Seiten wurden dem Plagiatsprüfer zur „vertiefenden Kontrolle“ vorgelegt. Eine gemeinschaftliche Doktorarbeit von Siegmund Gruber und dessen Geschäftspartner, verfasst im Jahr 2005. Sechs Kapitel stammten von Gruber, neun hatte sein Co-Autor geschrieben. Der Titel: „Voraussetzungen und Institutionalisierung sozioökonomischer Kooperation zur Prävention von Geldwäsche“.
Weber und „Turnitin“ machten sich an die Arbeit. Mehr als eine Stunde lang befasste sich die kostenpflichtige Software, die Texte automatisch auf kopierte Stellen überprüft und auch an Österreichs Universitäten zum Einsatz kommt, mit der Dissertation.
Weber und seine Mitarbeiter analysierten danach tagelang die Ergebnisse, um die Einhaltung der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis zu überprüfen. Bereits zu diesem Zeitpunkt gingen sie von einem Plagiat aus. Weil der Auftraggeber, der rund zehn Euro pro geprüfter Seite bezahlen muss, eine Tiefenprüfung „bestellt“ hatte, dauerte der Vorgang weitere Wochen. „Wir haben zitierte und nicht zitierte Literatur zum Thema bestellt und ähnliche oder verwandte Doktorarbeiten gesichtet“, sagt Weber. Das fertige Gutachten wurde im September 2021 im Sinne des Auftraggebers an die Johannes-Kepler-Universität Linz geschickt.
92 Seiten mit Verstößen
Der Befund legte der Universität nahe, den akademischen Grad abzuerkennen. Auf 92 von 380 Seiten wurden Verstöße gegen die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis gefunden, auf 77 Seiten entdeckten die Prüfer 79 Plagiatsfragmente. „Von einer Diplomarbeit wurde ein Text seitenlang wortgetreu und ohne Quellenhinweis übernommen“, sagt Weber. Diese Diplomarbeit sei insgesamt auf 41 Seiten plagiiert worden.
Die Johannes-Kepler-Universität reagierte und leitete ein mehrteiliges Prüfverfahren ein. Von der Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI) wurden Stellungnahmen eingeholt und externe Gutachter beauftragt. Fast zwei Jahre später wurde am Donnerstag das Ergebnis präsentiert: Siegmund Gruber, der 2016 zum LASK-Präsident aufstieg, wird der Doktortitel aberkannt. Die Gutachten der ÖAWI würden „wesentliche Teile der Dissertationsschrift von studienrechtlich relevanten Plagiaten betroffen sehen“, heißt es in einer Stellungnahme der JKU.
Die Universität toleriere Plagiate und wissenschaftliches Fehlverhalten „keinesfalls“. Der Bescheid ist allerdings nicht rechtskräftig, Siegmund Gruber kann dagegen innerhalb von vier Wochen Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht einlegen.
Genau das kündigte der LASK-Präsident am Donnerstag auch an: „Ich respektiere selbstverständlich die Meinung der Universität, teile diese jedoch nicht“, sagt er. Er habe nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet und sei sich keiner Schuld bewusst. Deswegen werde er auch eine Beschwerde gegen die Aberkennung seines Doktortitels einbringen. Von der ÖAWI hieß es am Donnerstag gegenüber den OÖNachrichten, dass davon auszugehen sei, dass auch Grubers Co-Autor der Titel aberkannt wird.
Sollte das Bundesverwaltungsgericht die Beschwerde abweisen, könnte Grubers Titelkampf vor dem Verwaltungsgerichtshof weitergehen. Scheitert er auch dort, darf er seinen Titel nicht mehr anführen. Ansonsten könnte er nach dem Universitätsgesetz mit einer Geldstrafe von bis zu 15.000 Euro belangt werden.
„Das ist alles viel zu langsam“
Plagiatsprüfer Weber lobte die konsequente Arbeit der JKU, kritisierte aber die Dauer derartiger Verfahren: „Jeder Monat ist einer zu viel, denn mit diesem Titel sind auch Vorteile verbunden“, sagt er.
In 15 Jahren, die er als Plagiatsprüfer arbeitet, seien erst 13 Titel aberkannt worden. Dementsprechend überrascht sei er von diesem „seltenen Ereignis“ gewesen. „Die Universitäten haben auch viel zu spät reagiert. Die Software zur Erkennung von Plagiaten, mit der auch ich arbeite, gibt es seit 1997. An der Universität Wien wurde sie erst 2018 mit deren Lernplattform verknüpft“, sagt Weber. Ein ernsthafter Umgang mit Plagiatsprüfungen würde die Qualität der Universitäten heben. Linz sei dafür ein gutes Beispiel, sagt er.
Berühmte Plagiatsfälle
Über den Vorwurf des Plagiats stolperten in den vergangenen Jahren mehrere namhafte Persönlichkeiten – oft mit schwerwiegenden Folgen für die eigene Karriere.
- Karl-Theodor zu Guttenberg: Dem deutschen Verteidigungsminister und CSU-Politiker, der oft als Nachfolger von Bundeskanzlerin Angela Merkel gehandelt wurde, wurde im Februar 2011 der Doktortitel von der Universität Bayreuth aberkannt. Ein Gutachten ergab, dass Plagiate in der gesamten Arbeit zu finden seien und Originaltexte teils umformuliert wurden. Trotz anfänglicher Unterstützung von Parteikollegen und Koalition trat der einstige Hoffnungsträger kurz darauf von allen politischen Ämtern zurück.
- Christine Aschbacher: Im Jänner 2021 geriet die Dissertation von Arbeitsministerin Christine Aschbacher (VP) aufgrund eigenwilliger Formulierungen („Annahmen sind wie Seepocken“) in den medialen Fokus. Aschbacher kündigte daraufhin ihren Rücktritt an. Im Februar 2023 wurde sie vom Plagiatsverdacht freigesprochen. Ein Gutachten hatte zwar Mängel bei der Einhaltung von Standards erkannt, aber die für eine Aberkennung notwendige Täuschungsabsicht nicht feststellen können. Damit konnte Aschbacher ihren Magistertitel behalten.
- Johannes Hahn: Die 1987 verfasste Dissertation zum Thema „Die Perspektiven der Philosophie heute“ des EU-Kommissars und ÖVP-Politikers würde unter heutigen wissenschaftlichen Kriterien nicht mehr angenommen, stellte ein Gutachten im Jahr 2011 fest. Seinen Doktortitel durfte Hahn behalten, ein Plagiat konnte nicht nachgewiesen werden.
Einfach genial
und
die Politiker vertrauen ihm
So wird man auch mit einem Familienname Gruber berühmt. Ich kenne sehr viele oft sehr nette Menschen mit dem Namen Gruber. Diesen Herren habe ich - da ich kein Fußballfan sondern eher ein Pferdeliebhaber bin - bis heute nicht gekannt. Aber jetzt werde ich natürlich die Berichterstattung verfolgen. Ich mache mir aber keine Sorgen, da die OÖN die schützende Hand über ihn hält und so 75 Kommentare einfach verschwinden lässt. Darunter war auch meine Meinung - da haben wir doch beinahe Zustände wie in Ungarn.
Der Nachweis von Machinationen wird mit der Verfügbarkeit von KI noch bedeutend schwieriger werden.
Da kommen die Blauweissen Neider wieder aus ihren Löchern...in die sie sich nach dem erneuten Nichtaufstieg wieder verkriechen können.
Und das hat wegen der durch Plagiat entzogenen Doktorwürde genau was zu tun?
Kann mich noch gut an meine Doktorarbeit erinnern. Ohne Herrn Gruber verteidigen zu wollen, aber die Versuchung ist natürlich groß gewisse Textstellen 1:1 zu übernehmen. Viele Menschen schreiben die Arbeit zusätzlich zu einem 40h+ Job und die Zeit drängt natürlich. Die Verlockung ist natürlich groß.
Finde es interessant, da die Diss zwei Plagiatsprüfungen (u.a. Turnitin) bei mir durchlaufen hat und etwaige Auffälligkeiten sofort erkannt worden wären.
Ich bin kein LASK Fan, muss jedoch feststellen dass die Meisten seiner Kritiker hier nicht mal wissen wie man das Wort Diplomarbeit buchstabiert.
Damit liegst du richtig, aber jetzt hast du es ihnen verraten. Lg ins Innviertel
Da es sich hier um eine Dissertation handelt und ohnehin nicht relevant ist, was Unbeteiligte tun oder glauben, spielt das keine Rolle auf den berechtigten Entzug des Doktortitels.
Auf die Beschwerde in den nächsten Wochen bin ich gespannt.
Inhaltlich wird sie wohl nicht sehr tiefschürfend sein.
Es funktioniert
78 Kommentare werden gelöscht
Herr Dr ? Gruber wird reingewaschen damit gewisse Redakteure weiter in der Loge des Herrn Doktor sitzen dürfen
Genial
Ist ja nicht das erste Mal, dass hier so gehandelt wird. Scheint eine beliebte Masche zu sein - eine Unsitte in Reinkultur. Ich frage mich nur, wer da immer dahinter steckt.
Wias Herrl sos Gscherl...
Wo sind denn die 78 Kommentare, die heute geschrieben wurden hingekommen? Hat sie die Zensur vernichtet???
Meinungsfreiheit scheint für Sie ein Fremdwort zu sein!
Werden wohl kaum (vor lauter Hass) lesenswert gewesen sein.
Hätte es mir echt gewünscht, dass der Lask wieder mal um einen Titel kämpft. Der Plottwist war aber echt gut 😉
Der LASK-Präsident -ein Schwindler????
Dr-Titel aberkannt???
.
Na servas..
Das er die Meinung der Uni nicht teilt, ist nicht verwunderlich. So wie er damals vom geheimen Training natürlich auch nichts wusste! Alles sehr glaubhaft….😉🤦♂️💥
Okay, und der Siegmund Gruber jetzt ein anderer Mensch als Dr. Siegmund Gruber?
Könnte man und würde man alle Dissertationen der letzten hundert Jahre auf so etwas überprüfen, wieviel Doktoren bleibe übrig?
....blieben übrig?
Hättiwartäti. Warum verteidigen Sie das? Laskler?
Meine sicher!
Jo eh, so wie jene von allen, die nicht erwischt wurden. 🤣🤣🤣
Human...
Ist Gruber ein "Falschspieler"???
Foul?
Vom Lask-Präsidenten?
Ich verstehe nicht, wie man so etwas gutieren kann?
Sorry, ein 'o' reiche ich nach.