"Ich habe selten so viel Glück in den Augen gesehen"
Oberösterreichs Ärzte helfen Kindern aus Krisengebieten. In den vergangenen fünf Jahren wurden 100 meist kleine Patienten behandelt. Hier drei "Happy-Ends"
Francisco Kimila aus Tansania hatte von Geburt an nur ein gesundes Bein, seine beiden Arme sind fehlgebildet. Anfang des Jahres erhielt der 24-Jährige mit Spitznamen "Biko" im Pyhrn-Eisenwurzen-Klinikum Kirchdorf eine Beinprothese angepasst und konnte damit zum ersten Mal in seinem Leben laufen. "Ich habe selten so viel Glück in den Augen eines Menschen gesehen", erzählt Orthopäde Thomas Pauzenberger bei einer Pressekonferenz mit Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander in Linz.
Erst kürzlich bekam der Kirchdorfer Oberarzt neue Fotos, die "Biko" zeigen, wie er in sein Heimatdorf spaziert. Jetzt beginnt der 24-Jährige ein Journalismusstudium. "Es ist natürlich auch für uns im Spital eine große Freude zu sehen, dass es dem jungen Mann gut geht. Und dass er dank der Hilfe aller Beteiligten nun ein selbstbestimmtes Leben führen kann."
Biko ist einer von 100 Patienten, denen im Rahmen der humanitären Hilfe des Landes in den vergangenen fünf Jahren in den Spitälern der Gesundheitsholding (OÖG) geholfen werden konnte. "Mein Dank gilt allen Mitarbeitern, die das mit ihrem Engagement erst möglich machen", sagt Franz Harnoncourt, Vorsitzender der Geschäftsführung. Vermittelt werden die meisten Patienten über den Steyrer Verein "Allianz für Kinder", dazu kommen Einzelprojekte. Insgesamt knapp zwei Millionen Euro hat das Land Oberösterreich seit 2019 für diese humanitäre Hilfe ausgegeben. Nicht mitgerechnet ist dabei die Behandlung von Ukrainern – diese wird über das Innenministerium organisiert und auch finanziert.
Die Patienten der oberösterreichischen Hilfsprojekte kommen aus Ländern wie dem Irak, Kosovo, Albanien, Rumänien, Afghanistan, Äthiopien, Mazedonien und Syrien. Häufige Gründe, warum Kinder aus Krisengebieten zu Behandlung nach Oberösterreich geholt werden, sind Herzerkrankungen oder Herzfehlbildungen. Diese wären oft im jeweiligen Heimatland nicht oder nur unzureichend behandelbar und damit – ohne Hilfe aus Oberösterreich – ein Todesurteil, sagte Gerald Tulzer, Vorstand der Klinik für Kinderkardiologie am Kepler Uniklinikum, und stellt drei seiner "Happy Ends" vor.
Drei Erfolgsgeschichten
Die achtjährige Aulona wurde im Juni am KUK in Linz behandelt. Das Ärzteteam korrigierte ihren angeborenen Herzfehler, beseitigte die Engstelle und ersetzte die Aortenklappe durch eine neue. "Eine große Operation, die in Pristina nicht möglich gewesen wäre", schildert Primar Gerald Tulzer den Fall. "Dank dieser Hilfe hat die Achtjährige jetzt Aussicht auf ein völlig gesundes Leben."
Der zweijährige Anwar aus dem Irak hatte einen sehr komplexen Herzfehler: "Die großen Gefäße waren vertauscht, dazu kamen ein großes Loch im Herzen sowie eine verengte Herzklappe. Dass der Kleine überhaupt so lange überlebt hat, war bereits großes Glück", erzählte Primar Gerald Tulzer. Gemeinsam mit Primar Rudolf Mair (Leiter Kinderherzchirurgie am KUK) gelang es mittels einer in Europa einzigartigen OP-Methode, den Herzfehler völlig zu korrigieren. "Anwar hat nun eine normale Sauerstoffversorgung und ist gesund."
Auch dem vierjährigen Murad aus dem Irak hat das Team des KUK das Leben gerettet. Der Bub hatte zwar einen recht simplen Herzfehler, ein Loch zwischen den Kammern, das jedoch zu spät erkannt unweigerlich zum Tod führen kann. "Murad litt deshalb bereits an großem Lungenhochdruck und konnte dadurch kaum mehr weiter als 50 Meter laufen. Er war immer wieder der Ohnmacht nahe", schildert Kardiologe Gerald Tulzer. "Nachdem das Loch im Herzen am KUK geschlossen wurde, führt der Vierjährige jetzt ein normales Leben."