A94: Tauziehen um Untertunnelung
SIMBACH/BRAUNAU. Die bayerische Autobahn A94 soll ab 1. November 2019 von Marktl aus durchgehend bis München befahrbar sein. Die Autobahn rückt damit immer näher an den Bezirk Braunau.
Am Ende geplant ist eine durchgehende Autobahn zwischen München und Passau. Damit bekommt Braunau auch einen Autobahnanschluss in unmittelbarer Nähe, nämlich jenen in Simbach.
Die Autobahn soll mitten durch das Simbacher Stadtgebiet führen – an den Details scheiden sich jedoch die Geister. Der Simbacher Stadtrat hat nun einstimmig die komplette Untertunnelung und Einhausung durch das Stadtgebiet gefordert, mit entsprechenden Filteranlagen.
Aus den Planunterlagen der Autobahndirektion gehe hervor, dass lediglich zwei Tunnelbauwerke mit 1200 und 250 Metern Länge vorgesehen sind. Diese Tunnellängen seien nicht akzeptabel, da die Trassenführung außerhalb der Tunnel in offener Bauweise zu erheblichen Beeinträchtigungen von Betrieben im Gewerbegebiet Simbach-West sowie der Siedlungen Gartenstraße und Kreuzberg führen werde, so Simbachs Bürgermeister Klaus Schmid.
Zudem quere die Autobahntrasse das Wasserschutzgebiet "Erlacher Au". Die Stadt fordert deshalb optimalen Schutz für dieses Gebiet. Die Wohnhäuser in der Erlacher Au sowie die Reitanlage St. Leonhard seien bestmöglich gegen Immissionen zu schützen. Nachdem die Autobahn sowohl im Westen als auch Osten des Gemeindegebiets sehr nahe an die bestehenden Schutzgebiete (FFH Gebiet "Salzach und Unterer Inn") sowie das Vogelschutzgebiet (SPA "Salzach und Inn") heranreichen würde, wird die Beeinträchtigung der schützenswerten Tier- und Pflanzenwelt bei offener Trassenführung befürchtet.
Siedeln Betriebe ab?
Durch die geplante offene Trassenführung von der Gemeindegrenze im Westen bis zum Trogbauwerk im Bereich der Lagerhausstraße wären die Betriebe Knauf Insulation, Kühnert und Schütz sowie der städtische Bauhof massiv betroffen, so der Stadtrat.
Die Firma Schütz habe der Stadt gegenüber bereits angekündigt, vorerst keine Investitionen in Simbach mehr zu tätigen und bei Realisierung der jetzigen Autobahntrasse den Standort mit derzeit 68 Arbeitsplätzen zu schließen.
Auch die Firma Kühnert habe sich bereits schriftlich geäußert und angekündigt, den Betrieb mit derzeit 52 Beschäftigten nach St. Peter am Hart ins Innviertel zu einer bereits bestehenden Tochterfirma zu verlegen.
Negative Auswirkungen könnten ohne Untertunnelung auch auf die Nachbarstadt Braunau zukommen, heißt es aus Simbach. Braunaus Politik signalisiert Unterstützung, die Belastungen für Anrainer seien möglichst gering zu halten.
Vom Simbacher Stadtrat Max Winkler wurde eine Unterschriftenaktion angeregt, bei der die Bürger aufgerufen werden, die Forderungen des Stadtrates nach Untertunnelung zu unterstützen.
Hierbei habe die Verwaltung bereits gehandelt. Im Eingangsbereich des Rathauses liegen ab sofort Unterschriftenlisten und Unterlagen auf. (geiring)