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Mauerkirchen: Das Wasser ist weg, die Verzweiflung da

Von Marina Mayrböck, 25. September 2024, 13:47 Uhr
hochwasser| neubausiedlung mitterbrunning
Das Wasser hat sich aus den Gärten zurückgezogen, die Häuser brauchen noch Wochen, um zu trocknen. Bild: Marina Mayrböck

MAUERKIRCHEN. Lokalaugenschein in Mitterbrunning, in jener Ortschaft, in der eine Neubausiedlung von den Wassermassen überflutet worden war: Die Situation ist für die Hausbesitzer, die erst vor zwei, drei Jahren eingezogen sind, zum Teil existenzbedrohend.

 „Vor drei Jahren haben wir alles aufgebaut. Jetzt haben wir alles verloren“, sagt Danijela Stanojevic. In zehn Minuten hat der Wasserschwall einen Teil ihres Lebenstraums einfach weggespült. Bis in die hintersten Schubladen der neuen Einbauküche strömte das Brunnbachwasser an diesem verheerenden Montagabend. Die Situation ist für viele Bewohner dieser Neubausiedlung existenzbedrohend, die Kredite für das Haus nach dieser kurzen Zeit alles andere als abbezahlt. Die Versicherung übernehme 15.000 Euro, der Schaden würde mindestens 50.000 Euro ausmachen. Die Fläche wurde 2017 als Bauland gewidmet und das wirft Fragen auf.

„Wir sind aufgeschmissen!“

Fast unverschämt strahlt die Sonne an diesem herrlichen Septembertag wenige Tage nach dem Hochwasser. Nachbarskinder düsen mit Rollern durch die Siedlung, auch die vier- und sechsjährigen Geschwister, die mit einer Scheibtruhe vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht worden waren. „Die beiden haben tief und fest geschlafen, als wir evakuiert wurden. Der Schock sitzt schon noch tief“, erzählt die Mutter Fakta K. in Mitterbrunning, jener Ortschaft, in der in der Nacht auf Dienstag der Brunnbach über die Ufer getreten ist und 20 Häuser evakuiert werden mussten. Die junge Familie ist vor zwei Jahren in das moderne Haus mit Flachdach eingezogen. Jetzt erinnert das Innere wieder an einen Rohbau: Die aufgeweichten Parkettböden herausgerissen, ebenso alle Türen samt Rahmen. In die großen Bodenfließen wurden Löcher gebohrt, um die Trocknungsschläuche einzuführen, denn sogar der Estrich hat sich mit Wasser vollgesaugt. „Wie es jetzt weitergeht, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Wir sind aufgeschmissen, von den 15.000 Euro werden wir höchstens die Küche und die Trocknung zahlen können. Dann haben wir jetzt halt keine Möbel mehr, wir haben eh keine Wahl.“

Siedlung sichern

Die Wäschespinne im Garten ist überladen, alles muss gewaschen und getrocknet werden. Hausrat stapelt sich in den Hauszufahrten, Etliches wurde bereits in eigens aufgestellten Containern entsorgt. Das Wenige, das übriggeblieben ist, hat Danijela Stanojevic in Kisten und Wäschekörbe gepackt. Sie wohnt mit ihrer Familie in einem Bungalow, ebenerdig blieb kein einziges Zimmer verschont, 40 Zentimeter hoch stand das Wasser in den Räumen. Die Versicherung hat auch ihr 15.000 Euro zugesichert, das wird nicht reichen. Die Einzelhandelskauffrau ist nicht auf der Suche nach Schuldigen, es sei eben eine Naturkatastrophe, die sich aber nicht wiederholen darf. Sie hofft, dass die Siedlung rasch entsprechend geschützt wird. Genau das hat sich die Gemeinde zur Aufgabe gemacht: „Wir sind alle tief betroffen, natürlich werden wir uns anschauen, wo wir etwas verbessern können, natürlich liegt uns viel dran, dass wir die Sicherheit der Siedlungsbewohner und für ganz Mauerkirchen gewährleisten können“, sagt Sabine Breckner, die seit Sommer 2022 SP-Bürgermeisterin ist.

Bildergalerie: Das Wasser ist weg, die Verzweiflung da

hochwasser| neubausiedlung mitterbrunning
hochwasser| neubausiedlung mitterbrunning (Foto: Marina Mayrböck) Bild 1/9
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2017 wurde das private Grundstück zu Bauland. Für „eingesessene“ Mauerkirchner unerklärbar, auf dieser Wiese sei „immer Wasser gestanden“. „Wir haben uns vor dem Grundstückskauf informiert, ob von dem Bach eh keine Gefahr ausgeht. Als uns dann erst die sechste Versicherung versichern wollte, wussten wir, dass etwas nicht stimmt. Nur stand da unser Haus schon,“ sagt Marina. Im Garten, zum Bach hin, hat die Familie kürzlich eine Mauer aufgezogen, um für den Fall der Fälle geschützt zu sein. Die Wassermassen gelangten über die Einfahrt ins Haus.

Nicht als Hochwassergebiet eingestuft

Laut Auskunft der Gemeinde ist das Areal nicht als Hochwassergebiet eingestuft. „Jetzt einen Schuldigen zu suchen, wäre infam, hier sind viele widrige Umstände zusammengetroffen. Bei einer Umwidmung muss alles von allen Instanzen geprüft werden und letztendlich gibt das Land das Okay oder eben nicht. Und wenn es ein Okay gibt, dann darf bebaut werden“, betont Breckner.

Erst vor drei Wochen feierten die Neo-Mitterbrunninger ihr zweites Siedlungsfest. Der Zusammenhalt ist spürbar, man hilft sich und ist dankbar für die Unterstützung der Helfer und der Gemeinde. Bis zur Normalität wird es noch dauern. Für die 16-jährige Someja ist dieser Tage zumindest wieder ein kleines Stück Alltag eingekehrt: Nach einer Woche Aufräumarbeiten geht sie wieder in die Schule. „Es ging alles so schnell, alles war irgendwo verstreut. Ich wusste lange nicht einmal, wo meine Sachen waren. Zum Glück hatten wir so viele Helfer, danke!“

Das ist geschehen

Am Montagabend (16. September) überschwemmte der Brunnbach eine ganze Siedlung in Mitterbrunning, die Bewohner wurden teils mit Booten evakuiert. Das Rückhaltebecken Sonnleiten in Helpfau-Uttendorf dient dazu, die Hochwasserspitzen des Brunnbaches zu entschärfen. Allerdings konnte dieses die Wassermengen nicht mehr fassen.

Am Mittwochabend hat das Rote Kreuz Bezirk Braunau ein Spendenkonto für die Hochwasseropfer in Mauerkirchen eingerichtet:

https://ooe.mein-roteskreuz.at/hochwasser-mauerkirchen

 

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Autorin
Marina Mayrböck
Redaktion Innviertel
Marina Mayrböck
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14  Kommentare
14  Kommentare
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Kukilein (724 Kommentare)
am 26.09.2024 20:50

Bei der 220kV Leitung in Linz sollen bald viele Masten im Überflutungsgebiet der Traun neu errichtet werden. Dort ist immer wieder Wasser nicht nur beim aktuellen Hochwasser. Man braucht sich wirklich nicht wundern bei dieser Infrastrukturplanung wenn die Leute am Sonntag ihr Kreuzerl diesmal woanders machen

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joefackel (1.490 Kommentare)
am 26.09.2024 09:54

Natürlich ist dieser Bereich als Hochwassergefährdet eingestuft, aber halt "nur" bei 300-jährlichem Hochwasser.

Die Chance ist ja gering, da kann man dann schon widmen *zwinkizwonki*

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Hofstadler (1.440 Kommentare)
am 26.09.2024 08:26

Eigenartig ist das schon. Mein verstorbener Schwiegervater hatte Haus neben Bach. Die Familie war nie von Hochwasser betroffen, der Bach stieg aber manchmal stark an. Beim Hausverkauf hat der Makler sofort auf die Einstufung als Hochwassrrgebiet hingewiesen und das auch mit Datenbankauszügen belegt. Und in diesem Fall gibt's das nicht?

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Automobil (3.347 Kommentare)
am 25.09.2024 21:58

Ganz im Ernst, wer so blöd ist und auf solch einem Gebiet baut, braucht sich auch nicht wundern.

Aber immer ist es diese böse böse Natur, wer kennt es nicht...

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grannysmith (1.052 Kommentare)
am 25.09.2024 22:04

Naja
Natürlich gibt es auch Grundstücke oben auf einem Hügel
Aber vermutlich war auch diese Feuchtwiese sauteuer …zumindest nach der Umwidmung

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PeterZifferer (1 Kommentare)
am 25.09.2024 21:53

Ganz ehrlich, ich hab diese Klugscheisserei von Leuten die wahrscheinlich irgendwo im 2 Stock eines Gemeindebaus wohnen wirklich satt. Nehmt mal zur Kenntnis das es Naturereignisse gibt an denen keiner Schuld hat und sucht nicht immer gleich nach irgendwelchen Politikern denen man die Sache in die Schuhe schieben kann.

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ruhigblut (1.402 Kommentare)
am 26.09.2024 11:13

Ich gebe Ihnen recht, dass viele Menschen nicht wissen, wovon sie sprechen, aber in diesem Fall wußten (zumindest länger in Mauerkirchen lebende) Einwohner wohl, dass dort oft das Wasser stand.
Es war sogar ein Ablauf in der Wiese, der das übergetretene Wasser nach Abklingen der Hochwasser wieder in den Bach zurückleitete.

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BamBam1987 (4.385 Kommentare)
am 26.09.2024 11:42

Geht ja nicht um Politiker - solche Gründe sind oft um Einiges billiger als andere… Die Käufer wussten Bescheid, der Preis war aber zu verlockend… Mein Mitleid hält sich auch in Grenzen, muss ich sagen…

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tituspullo (1.989 Kommentare)
am 25.09.2024 17:32

Ihr könnt der ÖVP danken. Diese Zubetonierung Partei, tut alles zementieren was geht, durch ihre Günstlinge, direkt oder indirekt. Die Entourage des Landeshauptmannes ist alles andere als fremd von diese Malversationen. Aufpassen bei Wahlen.
Es besteht die Möglichkeit diese Clique von Macht zu entfernen 🤮🤮🤮

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maschine (386 Kommentare)
am 25.09.2024 18:50

Vollkommen richtig! Aber: offenbar wußte jeder dort, daß das eine gefährdete Lage ist. Und wenn erst die 6.(!) Versicherung bereit ist, dort was zu versichern, dann denk ich mir auch meinen Teil. Noch dazu, wenn ich mir zuerst die Schuldenburg hinstelle und mir dann erst eine Versicherung suche! Ich frag mich ja, bei wem sich die Häuslbauer dort informiert haben, daß das auch sicheres Bauland ist? Beim Salzamt? Noch dazu bei diesem Ortsnamen?

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ruhigblut (1.402 Kommentare)
am 26.09.2024 08:51

Das Mauerkirchen SPÖ regiert ist (und auch bei der Umwidmung war) ist Ihnen schon bewußt!

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lester (11.713 Kommentare)
am 26.09.2024 17:10

Hätte sich die SPÖ und vor allen ihr Bürgermeister weniger um die Umfahrung Mattighofen und um den Ausbau der Bundestrasse gekümmert und dafür mehr um Grundstücksumwidmungen gekümmert gäbe es dieses Problem nicht. Da hat ein SPÖ Bürgermeister geglaubt er kann den großen Umweltzampano spielen und hat etliche Familien ins Unglück gestürzt.

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ischlfan (720 Kommentare)
am 25.09.2024 17:29

Schrecklich. Ich wünsche den Anwohner viel Kraft.

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reibungslos (15.295 Kommentare)
am 25.09.2024 15:33

Die Einstufung als Hochwassergebiet ist doch sehr theoretisch. Die Praxis zeigt immer wieder, dass die Annahmen und Berechnungen nicht stimmen, wenn es zu außergewöhnlichen Niederschlägen kommt. Alte Leute wissen oft davon zu berichten, wie sonst immer trockene Flächen unter Wasser standen. Für das Hochwasser 1954 gibt es noch viele Zeugen. Ich habe Vorfahren, die durch Hochwasser alles verloren haben. Daher hat es bei uns immer geheißen: Nie neben einen Bach bauen. Irgendwann kommt das Wasser, auch wenn es 50 Jahre dauern kann.

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