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"Habe in den 50 Jahren jeden einzelnen Tag gerne bei Fill gearbeitet"

Von Thomas Streif, 24. Juli 2020, 00:04 Uhr
"Ich habe in den 50 Jahren jeden einzelnen Tag gerne bei Fill gearbeitet"
Wolfgang Rathner war für viele Entwicklungen und Innovationen bei der Firma Fill in Gurten federführend verantwortlich. Bild: OÖN/Streif

GURTEN. Fill-Geschäftsführer Wolfgang Rathner hat 1970 als Lehrling begonnen. Die OÖN haben ihn vor seinem Pensionsantritt zum Interview getroffen.

Im April feierte Wolfgang Rathner seinen 65. Geburtstag. Vor genau 50 Jahren begann er bei Fill in Gurten seine berufliche Karriere. Vom Schlosserlehrling hat er sich bis in die Geschäftsführung hinaufgearbeitet. Seit 20 Jahren führt er gemeinsam mit Andreas Fill den Gurtner Vorzeigebetrieb. Ab Ende Juli wird Rathner seinen Urlaub abbauen und mit 15. Dezember in den Ruhestand gehen. In die Geschäftsführung sind bereits Alois Wiesinger und Günter Redhammer nachgerückt. "Diese Herausforderungen, die ich hier in den vergangenen fünf Jahrzehnten hatte, werden mir fehlen", sagt Rathner.

OÖNachrichten: Werfen wir einen Blick 50 Jahre zurück. Wie begann Ihre berufliche Karriere bei Fill?

Wolfgang Rathner: Ich war damals 1970, als ich unter Firmengründer Josef Fill als Maschinenschlosser-Lehrling angefangen habe, 15 Jahre alt. Damals waren wir zwölf Mitarbeiter, darunter drei Lehrlinge. Ich kann mich noch an einen ersten größeren Auftrag einer Keilzinkanlage für Ski Fischer erinnern. 1971 sind wir dann an diesem Standort hier einzogen. Ich habe mich gefragt, ob wir die damals errichtete 1500 Quadratmeter große Fertigungshalle jemals füllen werden.

Fill hat es von 1966 weg von einem kleinen Maschinenbauer zu einem oberösterreichischen Leitbetrieb mit rund 1000 Mitarbeitern geschafft. Worin sehen Sie das Erfolgsgeheimnis?

Bei Fill war und ist es eine Selbstverständlichkeit, immer über den Tellerrand und nach vorne zu blicken. Die Offenheit für neue Technologien hat uns immer bekannter gemacht, dadurch wurden die Anfragen mehr und mehr. Wir sind Zug um Zug gewachsen. Am wichtigsten sind aber die Mitarbeiter, die zu einem Großteil aus dem Innviertel kommen. Die Menschen hier sind fleißig und qualitätsbewusst. So haben wir es geschafft, weltweit zu expandieren.

Sie haben es vom Lehrling bis hin zur Geschäftsführung eines großen Unternehmens geschafft. Sind solche Karrieren heute noch möglich?

Ja, bei der Firma Fill sind berufliche Aufstiege immer möglich. Bei uns zählen menschliche Qualitäten und natürlich die Leistung. Wichtig ist, den Mitarbeitern Verantwortung zu übergeben, dann arbeiten sie mit großer Freude für das Unternehmen und versuchen, selber Lösungen zu finden. Es ist egal, ob Akademiker oder Lehrling. Bei uns wird jeder gleich behandelt und hat die Chance, Führungsaufgaben zu übernehmen. Ich hatte für die Mitarbeiter stets ein offenes Ohr. Meine Türe stand immer offen, da musste sich niemand einen Termin holen. Ich glaube, dass ich ein strenger Chef war, der aber versucht hat, faire Entscheidungen zu treffen.

Derzeit werden bei Fill 85 Lehrlinge ausgebildet. Wie wichtig ist das für das Unternehmen?

Das hatte immer einen großen Stellenwert und das wird so bleiben. Mehr als die Hälfte unserer Führungskräfte haben bei uns eine Lehre absolviert, das spricht Bände.

Wie waren die vergangenen Monate – Stichwort Corona-Krise – für Fill?

Wir haben die Situation schon sehr früh im Jänner in China genau beobachtet und unser Personal dort schon Anfang Februar abgezogen. Am 16. März schlossen wir unseren Standort in Gurten für etwas mehr als zwei Wochen. Die Gespräche mit dem Betriebsrat waren ausgezeichnet. Seit 1. April läuft der Betrieb wieder. Wir haben aufgrund der Corona-Krise ein "Worst-Case-Budget" erstellt, das wir mit Sicherheit erreichen werden. Natürlich müssen auch wir vom ursprünglich geplanten Ergebnis Abstiche machen. Wir werden aber schwarze Zahlen schreiben. Ich bin überzeugt davon, dass es ab 2021 wirtschaftlich, wenn auch langsam, wieder bergauf gehen wird. Die Firma Fill ist auf eine Krise wie die aktuelle sehr gut vorbereitet gewesen.

Vor dem Abschied: Überwiegt das weinende oder lachende Auge?

Ich habe 50 Jahre jeden einzelnen Tag gerne in diesem Unternehmen gearbeitet. Es macht mir heute noch genauso viel Spaß wie bei meinem ersten Arbeitstag 1970. Der Job war für mich immer eine Erfüllung. Es gab andere Angebote, das war für mich nie eine Option. Die beiden Eigentümer, mit denen ich zusammengearbeitet habe, Josef und Andreas Fill, gaben mir immer sehr viel Verantwortung und Freiheiten. Die beruflichen Herausforderungen werden mir fehlen, keine Frage. Was mir noch mehr abgehen wird, sind die Kollegen und die Kunden, von denen ich mich derzeit in vielen persönlichen Terminen verabschiede, wo ich meine beiden tollen Nachfolger vorstelle. Ich habe meinen Job nie als unangenehmen Stress empfunden und hatte zum Glück die Gabe, dass ich privat gedanklich abschalten konnte. Ich weiß noch nicht, wie sich der erste Pensionstag anfühlen wird, aber selbstverständlich freue ich mich auf mehr Freizeit. Vor allem auf Zeit mit meiner Familie und sportliche Aktivitäten, zu denen ich in den vergangenen Jahren oft nicht sehr regelmäßig gekommen bin.

Sie sind seit Jahrzehnten eng mit der SV Ried verbunden. Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung, wie soll sich der Verein im Falle eines Nichtaufstiegs in der Zweiten Liga ausrichten?

Ich bin – das ist Zufall – seit heuer 50 Jahre Vereinsmitglied bei der SV Ried und war Spieler, Nachwuchstrainer, Funktionär und Mitgründer der Fußballakademie. In den Jahren hat sich im Fußball viel verändert, aber trotzdem ist die SV Ried ein Verein, der viel auf Ehrenamtlichkeit setzt. Wenn wir nicht aufsteigen, was ich nicht hoffe, dann ist es meiner Meinung nach unabdingbar, einen Schnitt zu machen. Das heißt, von einem Vollprofi-Verein zu einem Teilprofi-Betrieb. Man sollte in diesem Fall versuchen, zwei bis drei Saisonen eine neue Mannschaft aufzubauen, und Spieler aus der Akademie integrieren. Es müsste eine Mannschaft sein, mit der sich die Fans identifizieren können, auch wenn man vielleicht das eine oder andere Jahr nicht ganz vorne mitspielen könnte. Aber wer weiß, vielleicht ist der Fußballgott diese Saison ja einmal auf der Rieder Seite.

Video-Interview mIt Wolfgang Rathner 

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Autor
Thomas Streif
Redaktion Innviertel
Thomas Streif
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