Integration durch Vorbilder statt Halloween-Krawalle
LINZ. Für eine erfolgreiche Integration wird in Oberösterreich erstmals auf Role Models gesetzt, die Workshops in Schulen abhalten
Es gelte Jugendlichen mit Migrationshintergrund Mut zu machen, Werte sowie Normen zu vermitteln und Chancen aufzuzeigen, wie Sefa Yetkin, Obmann des Vereins für Integration, Bildung und Kultur (IBUK) betont. Mit den Halloween-Krawallen 2022 in Linz rückten Schulen mit hohem Migrationsanteil in den Fokus. Um erneuten Ausschreitungen dieser Art vorzubeugen, startete das Land Oberösterreich erst die "Aktion Respekt". Damit die Integration gelingt, halten nun erstmals migrantische Vorbilder in den Volks-, Mittel- und Polytechnischen Schulen Workshops ab. "Ich bin von dieser Grundidee sehr überzeugt", sagt Integrations-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Bis zum Sommer werde nun getestet, ehe evaluiert und möglicherweise optimiert werde. "Unser Ziel ist es, dieses Projekt in die Breite zu bringen", betont Hattmannsdorfer.
Bis April ausgebucht
IBUK als Organisator ist jedenfalls einmal bis April ausgebucht. "Rund 30 Workshops werden es sein. Heute haben zum Beispiel noch mehrere Schulen aus Steyr gebucht", sagt IBUK-Obmann Sefa Yetkin. Zurzeit befinden sich 70 Personen auf der Liste der Vortragenden, darunter sieben von der Polizei genauso wie Ärzte, Künstler oder Handwerker. "Wir wollen den Jugendlichen aufzeigen, dass der Spagat zwischen ihrer Herkunft und ihrem Leben in Oberösterreich zu schaffen ist", sagt Yetkin und das "ohne die Identität zu verlieren beziehungsweise diese zu leugnen".
Angesprochen wurden Schulen mit einem hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund, in zwei davon fanden bereits kurz vor Weihnachten Workshops statt. "Im Vorfeld war eine gewisse Aufregung spürbar, aber die Kinder waren sehr begeistert", sagt eine Direktorin. Zusätzlich zur Orientierungshilfe für die Jugendlichen werden auch die Eltern mit Infoabenden ins Boot geholt. "Die Akzeptanz ist sehr groß. Es waren in beiden Fällen alle Eltern da", schildert IBUK-Obmann Yetkin.
"Großes Potenzial" für Polizei
Der Anstoß für das Projekt "Eduvision - Erfolgsvordergrund statt Migrationshintergrund" war ein Besuch des Integrations-Landesrates bei der Berliner Polizei vor einigen Monaten. Die Exekutive der deutschen Bundeshauptstadt forcierte die Rekrutierung von Personen mit Einwanderungsgeschichte - im Sommer 2022 mehr als jeder Dritte Neuzugang. Positive Erfahrungen aufgrund der kulturellen und sprachlichen Kompetenzen der Beamten sowie deren besserer Zugang zu migrantischen Communitys waren die Folge. "Bei der Polizei in Oberösterreich haben wir nur einen sehr geringen Anteil solcher Beamten", findet sich Landespolizeidirektor Andreas Pilsl zufolge, etwa unter den Linzer Jugendkontaktbeamten keiner mit Migrationshintergrund.
Pilsl sieht in dem angelaufenen Projekt jedenfalls großes Potenzial: "Wir würden als Organisation profitieren, wenn wir mehr Beamte mit Migrationshintergrund rekrutieren und für die jungen Leute ist die Polizei auch eine Chance." Jeder österreichische Staatsbürger hat grundsätzlich die Möglichkeit auf die Polizeiuniform. "Sofern er oder sie sich bisher nichts zu Schulden kommen hat lassen, wie etwa die Jugendlichen in der Halloween-Nacht 2022", nennt der Landespolizeidirektor ein Ausschlusskriterium.
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