„Sex and the City“: Wie kann eine gendergerechte Stadtplanung aussehen?
LINZ. Am Donnerstag diskutierten Expertinnen zum Thema. Als ein wichtiger Hebel kristallisierte sich die Beleuchtungssituation heraus.
„Städte werden historisch gesehen von weißen, Auto fahrenden Männern geplant, und so sehen sie auch aus.“ Mit diesem Statement verdeutlichte die Wiener Stadtplanerin Eva Kail Donnerstagabend, dass bei stadtplanerischen Vorhaben, die „weiblichen“ Bedürfnisse oft unterrepräsentiert sind. Kail gilt als Expertin und Pionierin im Bereich geschlechtergerechter Stadtplanung.
Sie nahm auf Einladung des Linzer Verkehrsreferenten Vizebürgermeister Martin Hajart (VP) und der Academia Superior – Gesellschaft für Zukunftsforschung an einer Podiumsdiskussion im OK Offenen Kulturhaus teil. Neben Frauenlandesrätin Christine Haberlander (VP) – sie ist Obfrau der Academia Superior – diskutierte auch Claudia Falkinger, Geschäftsführerin des Mobilitäts-Startups „Punkt vor Strich“, mit. Hajart schlüpfte in die Rolle des Moderators. Unter dem Titel „Sex and the City“ wurde thematisiert, wie geschlechtergerechte Stadtplanung aussehen und an welchen Schrauben gedreht werden könne.
Unterschiedliche Wegstrecken
Wie Kail betonte auch Falkinger, dass die eigene Lebensrealität sich in den Planungen niederschlage. Neben der Tatsache, dass Teams meistens männlich dominiert seien. komme erschwerend hinzu, dass sich die Wege und das Mobilitätsverhalten stark unterscheiden.
So seien Männer oft direkt von ihrem Zuhause in die Arbeit unterwegs, während Frauen dazwischen mehrere Stationen einlegen – vom Kindergarten bis hin zum Erledigen der Einkäufe. Dass sich Männer und Frauen zudem bei der Wahl ihrer Verkehrsmittel abheben, macht auch der Linzer Modal Split deutlich.
Während 46 Prozent der Männer mit dem Auto unterwegs sind, sind es bei den Frauen nur 39 Prozent. Frauen sind mit 30 Prozent (zu 22 Prozent) häufiger zu Fuß unterwegs, sie nutzen mit 23 Prozent auch häufiger öffentliche Verkehrsmittel, bei den Männern sind es 18 Prozent. Diese fahren mit 14 Prozent öfter mit dem Rad, bei Frauen liegt der Anteil hier bei acht Prozent. Ein Umstand, den Falkinger mit den Worten „An der Zahl der Fahrrad fahrenden Frauen lässt sich die Qualität der Infrastruktur ablesen“ kommentiert.
Ein großes Thema war am Donnerstag auch das subjektive Sicherheitsempfinden von Frauen. Diese würden Dunkelheit und Uneinsehbarkeit beispielsweise bei Hauseingängen anders wahrnehmen, bekräftigte Haberlander.
Nächtliche Begehungen in Linz?
Hajart nahm hier einen von Kail in die Debatte eingebrachten Ball auf. Er kündigte mit Blick auf die Beleuchtungssituation an, auch in Linz nächtliche Begehungen unter Einbeziehung von Bürgerinnen einzuführen. „Damit kann man Angsträume erkennen und diese sicherer gestalten“, ist Hajart überzeugt.
Haberlander machte sich darüber hinaus für mehr Sichtbarkeit von Frauen nicht nur an den Planungstischen und in den für die Stadtplanung relevanten politischen Ausschüssen stark, sondern auch für mehr Straßenbenennungen nach Frauen. „Tut es“, appellierte sie zum Abschluss an die Frauen, aktiv mitzugestalten, um gleichzeitig den Herren zuzurufen: „Fürchtet euch nicht!“