"Ich möchte Menschen Halt vermitteln, die in eine Ausnahmesituation geraten"
FREISTADT/NEUMARKT. In den meisten Fällen sind Aufenthalte im Klinikum Freistadt medizinische Routine: zwar nicht gerade angenehm, jedoch im Grunde genommen keine große Sache. Manchmal, etwa im Fall einer Geburt, sind sie sogar erfreulicher Natur.
Mitunter haben Diagnosen aber schwerwiegende Konsequenzen, die neben medizinischer Behandlung auch psychischen und seelischen Beistand erfordern. Hier die richtigen Worte zu finden, bedarf nicht nur einer fundierten Ausbildung, sondern auch einer menschlichen Gabe. Beides bringt Claudia Kapeller in ihren Beruf mit: Sie ist Krankenhaus-Seelsorgerin am Klinikum Freistadt. Ende August trat die Neumarkterin in dieser Position die Nachfolge von Karin Hartmann an.
"Ich möchte Menschen Halt vermitteln, die aufgrund einer Leiderfahrung in eine Ausnahmesituation geraten sind. Sich für diese Menschen Zeit zu nehmen, Rituale anzubieten und ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Ängste zu haben, wird ein großer Teil meiner Arbeit hier im Haus sein", sagt Kapeller im OÖN-Gespräch.
Vom Bankschalter zur Theologie
Ihr neuer Job im Klinikum ist für die Theologin auch eine Art Heimkehr: Sie ist Freistadt geboren und hier aufgewachsen. Nach Abschluss der Handelsakademie arbeitete sie einige Jahre in der hiesigen Oberbank-Filiale. Doch dann orientierte sie sich beruflich völlig neu: Sie absolvierte das berufsbegleitende Kolleg für Sozialpädagogik und begleitete anschließend 18 Jahre lang Menschen mit Behinderung: zunächst im Wohnhaus der Lebenshilfe Freistadt, später im Diakonie-Wohnhaus Wartberg. Dazu hängte Kapeller eine Ausbildung zur diplomierten Pastoralassistentin an. "Daran ist zu einem großen Teil mein Mann schuld. Weil er eine Ausbildung zum Diakon gemacht hat, habe ich ebenfalls nach einer Möglichkeit gesucht, wie ich mich in der Seelsorge einbringen kann." Während dieser Ausbildung sammelte sie wertvolle Erfahrungen in ihrer Praxispfarre Wartberg ob der Aist.
Neben ihrer Teilzeit-Anstellung im Klinikum Freistadt arbeitet Kapeller seit vergangenem Mittwoch auch als Seelsorgerin in der Pfarrgemeinde Gallneukirchen. Mit ihrem Mann, er arbeitet als Palliativkrankenpfleger im Ordensklinikum Linz, sowie ihrer Familie wohnt Kapeller seit 27 Jahren in Neumarkt im Mühlkreis, wo sie sich ehrenamtlich in der Pfarre – vor allem in der Kinderliturgie – engagiert. Ihr Mann ist zudem ehrenamtlicher Diakon in der Pfarrgemeinde Neumarkt.
Arbeit mit Obdachlosen
Den Kontakt zu Menschen in Ausnahmesituationen hat Kapeller noch nie gescheut. Im Gegenteil: In den vergangenen zwei Jahren war sie im Dekanat Linz-Mitte unter anderem in der Obdachlosen-Pastoral tätig. "Das war eine sehr bereichernde Erfahrung für mich", blickt Kapeller mit Dankbarkeit auf diese Zeit zurück. Dabei habe sie gelernt, dass jeder Mensch in die Situation kommen könne, aufgrund einer Lebenskrise seine Wohnung zu verlieren und sich auf ein Leben auf der Straße einrichten zu müssen.
Auf dem Hauptbahnhof sowie in sozialen Tageseinrichtungen führte sie unzählige Gespräche. "Diese Menschen sind Lebenskünstler im wahrsten Sinn des Wortes. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das schaffen könnte, meinen Alltag so auf ein Minimum zu reduzieren." Diese Anerkennung gegenüber obdachlosen Menschen könne jeder ganz einfach zum Ausdruck bringen, ist Kapeller überzeugt: "Ein freundlicher Blick und ein ehrlicher Gruß: Das ist schon wichtig. So etwas bekommen Obdachlose nämlich kaum zu hören."
In den ersten Tagen ihrer Tätigkeit am Klinikum Freistadt hat Kapeller das familiäre Betriebsklima zu schätzen gelernt: "Es gibt eine wertvolle Unterstützung aus dem gesamten Team, ebenso von der Leitung des Klinikums. Auch mit der Pfarre Freistadt gibt es eine gute Kooperation." In diesem tragfähigen Netzwerk wird Kapeller Gespräche, Gebete und liturgische Feiern anbieten. Dazu gehören auch Beisetzungsfeiern für Sternenkinder, die in Freistadt zwei Mal pro Jahr stattfinden; das nächste Mal am Freitag, 4. Oktober, um 15 Uhr.
Leid und Heil, das gehöre zusammen, ist sich Kapeller sicher. "Mir geht es um die Menschen. Krankenhaus-Seelsorge ist ein Beruf, der das wie kaum ein zweiter möglich macht."
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