Er erfand die Zeckenimpfung: Christian Kunz war der Doyen der Virologie
VÖCKLABRUCK. Am Ostersonntag starb der oberösterreichische Mediziner im 93. Lebensjahr in Vöcklabruck
In Zeiten wie diesen stehen Virologen hoch im Kurs. Weltweit wird fieberhaft nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus gesucht. Einer der Großen dieses Faches war der Vöcklabrucker Christian Kunz.
Im 93. Lebensjahr ist er am Ostersonntag gestorben. Ihm ist es in den 1970er-Jahren gelungen, einen Impfstoff zu finden, den heute jeder kennt: gegen FSME. Das von Kunz mitbegründete Institut für Virologie in Wien ist jetzt täglich in den Medien. Hier werden entscheidende epidemiologische Daten zur Corona-Entwicklung erhoben. 1971 wurde es an der Universität Wien gegründet, Christian Kunz war der erste Institutsvorstand.
Ein Virus als "Haustier"
Sein "Haustier", wie er es später nannte, war das von Zecken übertragene FSME-Virus. Zwei Jahre dauerten die Forschungen an einem Impfstoff, dann wagte Kunz den ersten Selbstversuch. Als er auch nach Wochen noch keine negativen Wirkungen spürte, begann er 1974 mit seiner Frau Dagmar durchs Land zu fahren und gefährdete Personengruppen (Landwirte, Forstarbeiter) zu impfen. 30.000 Menschen waren bis Anfang 1976 immunisiert. Seither ist das von der Firma Baxter erzeugte Präparat weltweit im Einsatz. 1981 wurde die erste österreichweite FSME-Impfkampagne durchgeführt.
Christian Kunz wurde 1927 in Linz geboren. Die Familie übersiedelte nach Vöcklabruck, wo sein Vater Robert 1942 die Kunstmühle, damals der fünftgrößte Mühlenbetrieb Österreichs, erwarb.
Sohn Christian studierte in Innsbruck und Wien Medizin und fand eine Stelle am Hygiene-Institut. Schon bald widmete er sich der Erforschung der Viren, speziell der Flaviviren, zu denen auch das FSME-Virus gehört. 1961 forschte er an den Rockefeller Laboratories in New York. Von 1971 bis 1996 leitete er das Virologie-Institut in Wien. Angst vor Viren kannte er nicht. "Welcher Hundebesitzer hat schon Angst vor seinem Tier?", pflegte er zu sagen.
Christian Kunz war 20 Jahre lang Alleineigentümer der Kunstmühle Vöcklabruck. Mit seiner Familie lebte er abwechselnd in Vöcklabruck, Wien, Saalbach und auf seinem Gutshof in Schiedlberg. Sein früherer Geschäftsführer in der Kunstmühle, Friedrich Stadler, hat ihn als "großartigen Menschen" in Erinnerung, der mit seinen Mitarbeitern immer einen "sozialen Umgang" gepflegt habe. "Als er den ersten Selbstversuch mit dem FSME-Impfstoff machte, ist er ein sehr hohes Risiko eingegangen, aber das war es ihm wert", sagt Stadler.
Bereits 1987 war dem berühmten Virologen das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Vöcklabruck verliehen worden. Mit Tennis, Golfen und Skifahren hielt er sich bis ins hohe Alter fit. Um ihn trauern seine Gattin Dagmar, sein Sohn Robert und sein Enkel Emanuel.
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