Als Gmunden mit Hilfe einer Bahn um Vorchdorfs Verbleib im Bezirk kämpfte
GMUNDEN, VORCHDORF. 110 Jahre Lokalbahn Gmunden-Vorchdorf: Sonderausstellung im Kammerhofmuseum.
Straßenbahngegner in Gmunden nennen die Traunseetram manchmal verächtlich "Zug nach nirgendwo". Dabei waren es die Gmundner selbst, die vor 110 Jahren die Bahnlinie nach Vorchdorf unbedingt haben wollten. Der Grund: Vorchdorf hatte 1903 einen Bahnanschluss nach Lambach erhalten. Plötzlich war Wels deutlich näher als das zu Fuß drei Stunden entfernte Gmunden. Die Vorchdorfer beantragten deshalb mehrmals, aus dem Bezirk Gmunden auszuscheiden und sich dem Bezirk Wels angliedern zu dürfen.
Wels wollten sie verhindern
Das wollte man am Traunsee verhindern. Eine Gmundner Delegation pilgerte deshalb am 8. Juni 1908 ins k. u. k. Eisenbahnministerium nach Wien und erwirkte die Konzession für die Errichtung einer Bahnlinie von Gmunden nach Vorchdorf und weiter nach Kirchdorf. Der Welser Gemeinderat schickte prompt eine Protestnote nach Wien, in der er das Projekt heftig kritisierte. Verhindern konnten es die Welser aber nicht.
Nach Gründung einer Lokalbahn-Aktionsgesellschaft übernahm das Gmundner Ingenieurbüro Stern & Hafferl die Errichtung der Schmalspurbahn. Innerhalb von nur zehn Monaten stellten italienische Bauarbeiter die Linie bis Vorchdorf fertig. Am 21. März 1912 ging die "Vorchdorfer Bahn" feierlich in Betrieb. (Den Weiterbau in Richtung Kirchdorf vereitelte der 1. Weltkrieg.)
Als Elektrotechnik-Pioniere und Kraftwerksbauer setzten Stern & Hafferl von Beginn an auf Elektro-Lokomotiven – was 1912 ausgesprochen fortschrittlich war. (Die Westbahn war erst 40 Jahre später durchgehend elektrifiziert.) Positiver Nebeneffekt: Durch die Bahnlinie erhielten Orte wie Gschwandt und Kirchham ihre ersten Stromanschlüsse.
1919 transportierte die Lokalbahn bereits 366.000 Passagiere und Tausende Tonnen Güter. Zeitgenossen berichten von einer deutlichen Ausweitung des Angebots am Gmundner Wochenmarkt, weil aus Richtung Vorchdorf nun viel mehr Bäuerinnen mit ihren Waren nach Gmunden kamen. "Butterexpress" wurde der Zug bald liebevoll genannt.
Im Gmundner K-Hof wurde gestern eine Sonderausstellung anlässlich des 110-jährigen Bestehens der Linie eröffnet. Zu bestaunen gibt es viele historische Fotos, alte Streckenpläne und technische Relikte.
Eröffnungsredner Günter Neumann, Geschäftsführer von Stern & Hafferl, wies auf die heutige Bedeutung der Linie angesichts der Klimakrise hin. Und warb gleich auch für die Revitalisierung der Strecke nach Laakirchen.
Die Ausstellung im K-Hof ist bis 2. November zu sehen.
Wäre interessant, welche Streckenführung nach Kirchdorf geführt hätte, vielleicht gibt's die alten Pläne noch?
Gmunden ist halt immer ein Stück zu spät dran.
Jetzt ja & dazu noch als Kleinststadt in viel zu grossen Schuhen gehend! Aber "Must Have Charakter" muss Gmundens Bürger schon damals - wie auch heute - in die Wiege gelegt worden sein!
1836 wurde Pferdeeisenbahn in Betrieb genommen, die auch bis Lambach & weiter fuhr. Statt Remisen aus der Zeit für Pferdeeisenbahn zu erhalten & ein Museum daraus zu machen, wurden die vor einigen Jahren abgerissen & sinnbefreite Wohnungen auf dem Areal in Gmunden errichtet.
1877 wurde Kronprinz Rudolf Bahn in Betrieb genommen.
1894 nahm Gmundens Straßenbahn Betrieb auf. Früher fuhr eben der Adel & solvente Grossbürger, die im Windschatten von Kaiser Franz Josef in Gmunden urlaubten bzw ihre Sommerfrische verbrachten & nicht in Bad Ischl, mit Pferdedroschke zum Bahnhof, ab 1894 eben mit Straßenbahn.
Im 3. Jahrtausend ist in der tiefsten Provinz, wie Gmunden & Umgebung nun nur mehr ist, eine SRT von Gmunden nach Vorchdorf eine große Belastung für österreichischen Steuerzahler mit mauer Frequenz!
Die Regionalbahn "Traunseetram" befördert deutlich mehr Fahrgäste als die viel gepriesene und weitaus höher subventionierte Mariazellerbahn.