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"Da war ich mit dem Hirn nicht bei der Sache"

Von Gabriel Egger, 10. November 2023, 00:04 Uhr
"Da war ich mit dem Hirn nicht bei der Sache"
Vorher und nachher: Marcus Hofbauer entschuldigte sich auch an der Tafel vor seinem Lokal.

BAD ISCHL. Um einen frechen Spruch ist Marcus Hofbauer nie verlegen. Seit mehr als 36 Jahren wissen das auch jene, die an seinem Lokal in der Wirerstraße im Stadtzentrum von Bad Ischl vorbeispazieren. Jede Woche ist auf der Tafel vor dem "k.u.k. Hofbeisl" ein neuer zu lesen. Oft sehr lustig, selten recht tiefsinnig und manchmal hart an der Grenze.

Treffen kann es jeden: Dicke, Dünne, Reiche, Arme, Alte, Junge, den Nachbarn oder den Politiker. Als die Corona-Impfung nicht nur zu Skepsis, sondern bei manchen auch zu kruden Verschwörungstheorien führte, griff der Wirt ebenfalls zum Kreidestift: "Leute, die denken, dass die Impfung ihre DNA verändert, sollten das als Chance sehen", war vor dem Lokal zu lesen.

Am Dienstag überschritt Hofbauer aber schließlich jene Grenze, an der er sich jahrelang bewegte. Er sei im Stress gewesen, habe den Spruch von vergangener Woche entfernen wollen und noch keinen neuen im Kopf gehabt, sagt er. "Ich hab dann im Internet gesucht und bin auf der Plattform Pinterest auf einen gestoßen, der mir zu diesem Zeitpunkt als passend erschien. Das war er aber leider überhaupt nicht."

"Kein Grund für Islamophobie"

Hofbauer zückte die Kreide und schrieb "Menschen, die Schweinefleisch essen, neigen statistisch gesehen weniger häufig dazu, sich und andere in die Luft zu sprengen" auf die Tafel vor der Eingangstür.

Der Spruch war zehn Stunden lang zu lesen. Dann meldete sich ein Passant: "Er hat zu mir gesagt, dass das schon ein bisserl zu heftig ist. Da ist es mir dann klar geworden, aber es war leider schon zu spät", sagt Hofbauer.

Denn ein Foto des Spruchs verbreitete sich rasant in den sozialen Medien, auch den OÖN wurde das Bild mehrfach zugeschickt. Betreff: "So etwas geht überhaupt nicht." Das sieht auch der sonst so innovative Wirt so: "Ich kann mich nur entschuldigen. Da war ich mit dem Hirn nicht bei der Sache", sagt er.

Hofbauer war sich schon vor der medialen Aufmerksamkeit nicht zu schade, ein Statement in den sozialen Medien zu veröffentlichen: "Es war niemals meine Absicht, irgendjemanden zu diffamieren oder zu verletzen. Wir sind stolz auf unsere Mitbürger aller Glaubensrichtungen und beschäftigen auch Menschen muslimischen Glaubens bei uns im Lokal. Es gibt keinen Grund, Islamophobie zu leben, zu verbreiten oder auch nur zu zeigen. Ich distanziere mich ausdrücklich davon und ersuche noch einmal, mir diesen Fehler zu verzeihen. Gerade in so sensiblen Zeiten hat auch nur der Anflug von Rassismus oder Ressentiments gegenüber Andersdenkenden und -gläubigen keinerlei Berechtigung", schrieb Hofbauer.

"Entspricht der Realität"

Gestern Mittag läutete auch bei Bad Ischls Bürgermeisterin Ines Schiller (SP) das Telefon: "Ich habe die Frau Bürgermeisterin angerufen und mich entschuldigt, dass ich unsere Stadt da in den Dreck ziehe", sagt der Wirt.

Bei Ronald Eichenauer, FP-Gemeinderat in St. Wolfgang und Obmann der Freiheitlichen Wirtschaft im Bezirk Gmunden, hätte sich Hofbauer hingegen nicht entschuldigen müssen.

Eichenauer bezog gestern in den sozialen Medien Stellung zur Thematik: "Wahrscheinlich entspricht dieser Spruch sogar der Realität und hält einer wissenschaftlichen Überprüfung stand. Obwohl es natürlich Satire ist und diesen Anspruch nicht erhebt. Traurig, dass wir in einer Zeit leben, in der die Wahrheit nicht mehr ausgesprochen werden darf. Nicht einmal als Satire anscheinend", schrieb der Gemeinderat und erntete dafür prompt Kritik, stieß aber auch auf Gegenliebe.

Seine Sprüche wolle Hofbauer auch in Zukunft nicht aufgeben, sagt er. "Aber ich habe daraus gelernt. So schnell wird mir so etwas nicht mehr passieren", sagt der Wirt, der weit über die Stadtgrenze von Bad Ischl hinaus als Institution gilt. Das Salzkammergut jedenfalls wird ihm verzeihen.

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Autor
Gabriel Egger
Redakteur Oberösterreich
Gabriel Egger
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