Mauthausen Komitee wirft Brauerei Zipf vor, Erinnerungsarbeit zu behindern
NEUKIRCHEN AN DER VöCKLA. Frederik Schmidsberger wusste, dass es schwierig werden könnte. Denn die Brauerei Zipf sei in den vergangenen 20 Jahren nie mit aktiver Erinnerungsarbeit aufgefallen. "Aber ich dachte, dass ein Gedenkprojekt von 15 Schülern und Lehrlingen kein Problem sein sollte", sagt der Sprecher des Mauthausen Komitees Vöcklabruck. Falsch gedacht.
Am 24. Juni wollten Jugendliche zweier Schulen und Lehrlinge eines Betriebs im Bezirk Vöcklabruck die baulichen Überreste des KZ-Nebenlagers Redl-Zipf (auch unter dem Decknamen "Schlier" bekannt) besichtigen. In den Kellern der Brauerei wurde zur Zeit des Nationalsozialismus Treibstoff für V2-Raketen (erste ballistische Rakete der Militärgeschichte, auch Aggregat 4 genannt) hergestellt. Auch die Antriebsdüsentests erfolgten dort. Teile der Stollen und die Testrampe sind bis heute erhalten und befinden sich auf dem Firmengelände der Brauerei.
"Fordern rasches Umdenken"
Zutritt gebe es nur selten, heißt es vom Mauthausen Komitee. Und wenn, dann nur bei einer offiziellen Führung pro Jahr. Die Jugendlichen wollten gemeinsam mit dem Anne-Frank-Haus und dem Mauthausen Komitee Vöcklabruck eine Dokumentation zu KZ-Außenlagern im Bezirk zusammenstellen. Die vier Erinnerungsorte Lenzing, Zipf, Vöcklabruck und Attnang-Puchheim wurden für die sozialen Netzwerke aufbereitet. In einem Schreiben an die Betriebsleitung der Brauerei sei auf die Bedeutung des Projekts hingewiesen worden. "Es ging lediglich darum, besagte Stellen am Gelände zu fotografieren und zu dokumentieren. Eine Arbeit von maximal eineinhalb Stunden. Aber es hieß, dass das zu gefährlich sei und den Brauereibetrieb störe", sagt Schmidsberger. "Leider fällt die Brauerei schon länger durch einen Mangel an Geschichtsbewusstsein und Fingerspitzengefühl auf", sagt Rudolf Loidl, stellvertretender Vorsitzender des Mauthausen Komitees Vöcklabruck. Bis heute habe man trotz langjähriger Bemühung keine Lösung für einen besseren Zugang zu den Überresten der Versuchsanlage gefunden. Auch Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich, fordert ein "rasches Umdenken" der Betriebsleitung und erwarte künftig "Bereitschaft zur Zusammenarbeit".
Von der Brau Union, zu der die Brauerei Zipf gehört, heißt es, dass die Umstände noch intern abgeklärt werden müssen. "Wir haben die Anfrage des Mauthausen Komitees erhalten, an einem bestimmten Tag im Juni die Brauerei besuchen zu wollen. Leider konnten wir genau an diesem Tag so kurzfristig keine außerplanmäßige Führung anbieten und haben darauf verwiesen, sich der ARGE-Schlier-Führung anzuschließen. Wie wir auch einem Vertreter des Mauthausen Komitees gesagt haben, gehen wir dem Ansuchen nochmals nach", heißt es.
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