Sein Großvater wollte, dass er Wirt wird Johannes Pausch zog das Kloster vor
ST. GILGEN. Der umtriebige Prior des Europaklosters Gut Aich feiert seinen 70. Geburtstag.
Johannes Pausch ist der Sohn eines Gastwirts in Bayern. Um ihn auch für den Wirtsberuf zu begeistern, versuchte sein Großvater es auf ganz subtile Art: "Schau, wie grantig die Leute schauen, wenn sie aus der Kirche kommen", sagte er. "Und wie fröhlich, wenn sie unser Wirtshaus verlassen!"
Der Bub entschied sich trotzdem für die Kirche. Mit 21 Jahren trat er in das bayrische Benediktinerkloster Metten ein, startete eine Odyssee durch europäische Universitäten, erwarb einen Abschluss in Psychagogik, reicherte sein Wissen an mit Philosophie, Psychologie, Pädagogik, Theologie und wurde am Ende Priester.
Von der Theorie zur Praxis
Während eines Lehrauftrags an der Uni Salzburg über das "Kloster der Zukunft" überlegte der gesundheitlich inzwischen angeschlagene Pater Johannes, die Theorie einfach praktisch auszuprobieren. "Meine Grundidee war: Wenn alle Filialen zusperren, geht die Firma bald pleite", sagt er.
In Sankt Gilgen bot sich 1993 die Gelegenheit. Das Europakloster Gut Aich war geboren. "Die alten benediktinischen Regeln sind nicht schlecht, wir wollten sie hier aber neu buchstabieren", sagt Pater Johannes, der von Anfang an der Prior, also der Leiter des Klosters war und von seinen sechs Mitbrüdern gerade für eine weitere Periode wiedergewählt wurde.
"Wir setzen mit 45 Beschäftigten hier alles daran, dass es den Leuten gut geht", sagt Pater Johannes und verweist auf das reiche Angebot an Physio- und Psychotherapien in seinem Kloster und den wunderbaren Heilkräutergarten. "Es geht uns um die Wandlung der Gesellschaft, viel zu lange haben wir der Individualität gefrönt. Nötig ist jetzt eine Beziehungskultur."
Das Angebot nutzen Menschen von überall. "Auch Bundeskanzler Helmut Kohl war Stammgast bei uns", verrät der Prior. Und weil im Kloster unter anderem auch Bier aus dem Salzburger Müllner-Bräu ausgeschenkt wird, schließt sich der Bogen zum Wirtshaus am Ende doch noch.
Auch wenn sich der Opa das ganz anders vorgestellt hat.