Wohnblöcke neben Einfamilienhäusern: Gemeinde erlässt eigens Bebauungsplan
SANKT ULRICH BEI STEYR. 400 Anrainer protestierten in St. Ulrich mit ihrer Unterschrift, da die Gemeinde für einen Bauträger eine Extrawurst brät. Nur dessen Wohnblöcke dürfen drei Geschosse hoch sein.
Der Gründer des Steyrer Maschinenbauers "GFM" Bruno Kralowetz war ein Naturliebhaber. In seinem Testament hat der Industrielle verfügt, dass auf seinem Wohnsitz im Grünen auf der Bergkuppe im Ortsgebiet von St. Ulrich bis 15 Jahre nach seinem Tod nichts verändert werden darf. Die Sperrfrist, die der 2001 verstorbene Fabriksherr verhängt hat, ist nun verstrichen, und die Erbin verwertet die Liegenschaft in einer gemeinsamen Projektgesellschaft mit dem privaten Grazer Wohnbauträger Immola.
Die Pläne sind für die Nachbarn die Faust aufs Auge in einer Umgebung von Einfamilienhäusern, Gärten und Villen. Die Mappe der Gegner, die gegen die geplanten vier Wohnblöcke für 23 Wohneinheiten und einer Tiefgarage für 50 Autos mitten in der ländlichen Idylle zu Felde ziehen, ist bereits 400 Unterschriften dick.
Die Gemeinde unterstützt das Wohnbauprojekt mit Nachdruck. "Das ist noch zu wenig gesagt", erklärt der Rechtsanwalt der Anrainer Hubert Niedermayr, "die Gemeinde hat regelrecht ihre Bebauungspläne für das Projekt maßgeschneidert."
Tatsächlich hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am 3. Mai einen Entwurf für einen neuen Bebauungsplan beschlossen, nachdem das Ortszentrum zum Neuplangebiet erklärt worden war. Generell wurde für die Parzellen entlang der Ulrichstraße, die quer über die Anhöhe des Ortskerns zum Damberg führt, eine geringere Bebauungsdichte mit Häusern mit maximal drei Wohneinheiten beschlossen. Nur Gebäude auf jener Liegenschaft, auf der die vier Wohnblöcke errichtet werden sollen, dürfen größer sein und drei Stockwerke hoch aufragen. Die Gemeinderäte hatten für den Planentwurf noch gar nicht bei der Sitzung mehrheitlich aufgezeigt, heftete die Kundmachung bereits einen Tag zuvor auf der Amtstafel.
Bürgermeisterin Annemarie Wolfsjäger (VP) hatte nie daraus ein Hehl gemacht, dass die Gemeinde den Zuzug neuer Gemeindebürger unterstütze. Die Nachhilfe für die geplanten Kastenbauten mit Flachdächern geht den Anrainern aber zu weit, sie befürchten große Verkehrsprobleme und wesentliche Beeinträchtigungen durch die massive Verbauung. Wolfsjäger hat auch eine "Einladung zur Vorstellung des Bauprojektes", allerdings nur an die unmittelbaren Nachbarn, als Bürgermeisterin unterschrieben und mit dem Gemeindestempel versehen. "Das erweckte den Eindruck eines amtlichen Verfahrens", sagt Niedermayr, "und es entsteht der Eindruck, dass es sich nicht um ein privates, sondern ein Projekt der Gemeinde handelt." Bei der fehlenden Distanz, die die Gemeinde als Behörde zu den Projektwerbern missen lässt, werde er sicher bei Einwendungen einhaken, ließ der Rechtsanwalt durchklingen. Es wird nicht der einzige Einspruch sein, wie die OÖN in Erfahrung brachten. Denn in der St. Ulricher Villengegend wohnen einflussreiche Wirtschaftstreibende, die sich die Verbauung nicht gefallen lassen.
im Artikel :
400 Anrainer protestierten... EGOISMUS ?
Soviele Anrainer gibt es dort gar nicht.
im Artikel :
400 Anrainer protestierten... EGOISMUS ?
Die Bürgermeister in Österreich haben in Sachen Raumordnung viel zu viel Macht. Das gibt auch viel Raum für Freunderlwirtschaft und Korruption.
Und den Bürgermeistern sei ins Stammbuch geschrieben. Österreich hat international einen enorm hohen Flächenverbrauch. Nirgends wird so viel Grünfläche zubetoniert wie in Österreich. Und das heizt natürlich den Klimawandel, die Wasserknappheit und die Sommerhitze in Österreich enorm an.
Was wir brauchen ist eine Zubetonierbremse, mehr statt weniger Grünflächen, eine massive Erhöhung der Waldflächen, eine rasche Aufforstung der gerodeten Baumbestände (Borkenkäfer, Eschentriebsterben) mittels hitzebeständigen Baumarten, Mischwälder statt Monokulturen und einen ökologischeren Lebensstil der Einwohner.
Nur so kann die Klimakatastrophe in Österreich mit Unwettern, Trockenheit und extremer Hitze im Sommer eingebremst werden. Sonst kann uns bald die heimische Landwirtschaft nicht mehr ausreichend mit Lebensmitteln versorgen vor lauter Missernten.
primavera13
glaubst da BGM sollte 5 Stockwerke genehmigen statt nur 3 ?
pepone
So ist es, je mehr Stockwerke, desto weniger verbaute Grundflächen.
Dem verdichteten Wohnbau gehört prinzipiell die Zukunft,
- nicht einer mit Einfamilienhäusln zugeschissenen Landschaft,
- nicht einer zunehmend reduzierten Landwirtschaftsfläche, die die Ernährungssouveränität Österreichs immer weniger gewährleisten kann
- nicht hemmungslos versiegelten Flächen, die die Niederschlagsaufnahme des Bodens in kritischem Maß vermindern.
Bin ganz bei dir Sandkistenspieler. Hab Badehaus und Sauna auch direkt ans Haus angebaut; gilt dann vermutlich auch in diesem Sinne.
Bei Schrebergartenhütten geht es evtl. nicht anders.
Dahinter ist die Hartlauer Villa, glaube nicht das er sich das gefallen lassen wird. Bin ich mal gespannt.
Diese Vorgangsweise ist wohl nicht nur im Mondseeland durchaus üblich?! - vielleicht bemüßigt sich die Staatsanwaltschaft ja mal den Anzeigen dort auch nachzugehen und damit solchen Machenschaften einen Riegel vorzuschieben!!! Es wäre wohl ein Signal für ganz OÖ!!!
Hier wird nämlich nur einzelnen die Möglichkeit gewährt ihre Gewinne zu maximieren. Es wird damit auch kein Wohnraum geschaffen, den sich irgendein "normaler" leisten kann.
Wohnblocks statt Einfamilienhäuser und Villen
Sehr gut
Wisch dir den Geifer ab, neidiger Kummerl.
Über die 'Hasenställe' früherer Zeiten hat man gelacht, auch im sog. Ostblock. Heute würden deren Planer über jene lachen, die durch exzessiven Raumverbrauch gnadenlos den Boden versiegelt und sonstige damit verbundene Probleme geschaffen haben.
Richtig! Verdichtung schont unsere Ressource Grund.
Jedenfalls kann sich keine Gemeinde von privaten vorschreiben lassen, wie/was sie für die Zukunft im Interesse aller BürgerInnen plant.
Es ist an der Zeit dass auch wieder günstige. leistbare Wohnungen gebaut werden und es wäre an der Zeit leerstehhende Wohnungen zu besteuern, denn diese verteuern ja die Mieten für Normalsterbliche.
"Bei der fehlenden Distanz, die die Gemeinde als Behörde zu den Projektwerbern missen lässt, werde er sicher bei Einwendungen einhaken, ließ der Rechtsanwalt durchklingen."
Eine fehlende Distanz kann man nicht missen lassen.
Die nötige Distanz jedoch schon.