Die Direttissima STEYR. Die Diretissima durch den Felsen erspart der Fernwärme für das Schloss Lamberg einen weiten Umweg über die Altstadt. Die Rohre wurden in einem alten Geheimgang vergraben.
Der in den Felsen gehauene Tunnel, dessen Stiege zum Schloss hinaufführte, war für ihn als Kind natürlich ein Abenteuerplatz, erinnert sich Erik Bucsek, Hausbesitzer in der Engen Gasse in der Steyrer Altstadt: "Ich kenne da jede Stufe und jeden Winkel." Fremdenführer Wolfgang Hack gewährt den Touristen bei den Rundgängen zumindest einen Blick ins Portal des Geheimganges, durch den seit dem 16. Jahrhundert die Herrschaft oben im Schloss mit Gütern versorgt wurde, wenn bei Belagerungen und sonstigen Gefahren die Zugbrücke hochgeklappt war.
Jetzt dient der Schacht, dem lange Zeit keine Bedeutung mehr zugemessen und der hinter einem Geschäftslokal verborgen geblieben war, wieder seinem ursprünglichen Zweck: der Versorgung des Schlosses. Dieses Mal mit Fernwärme aus Hackschnitzeln, mit denen sich die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) neben der Wirtschaftlichkeit und dem Umweltschutz auch aus Imagegründen von der alten Gasheizung verabschieden wollen. Weil die Fernwärme Steyr, ein gemeinsames Unternehmen der Energie AG und der EVN, das an der Landesgrenze ein großes Heizwerk betreibt, ihr Versorgungsnetz nun auch auf die Altstadt Steyrs ausweitet, bekundeten die Bundesforste auch für das Schloss Lamberg Interesse an einem Anschluss. Der normale Weg wäre gewesen, dass die Fernwärme Steyr dorthin vom Ennskai über Zwischenbrücken hinauf auf die Berggasse eine Künette für die Rohre gegraben hätte. Dann aber seien die Planer auf den alten Geheimgang aufmerksam geworden.
Bucsek, der das Haus in der Engen Gasse besitzt, das viele Jahrhunderte einen Einkehrgasthof beherbergte, wäre einer der Letzten, der sich gegen die Leitung durch den Felsen quergelegt hätte: "Das ist sicher die kostengünstigste Variante eines voll begrüßenswerten Projektes." Die gleiche Aufgeschlossenheit zeigte auch das Bundesdenkmalamt, es erhob keine Einwände, sofern die Rohre – wie ohnedies vorgesehen – im Felsen eingebettet, vergraben und damit nicht sichtbar sein würden. Für die Baustelle musste die Enge Gasse gesperrt und eine riesige Bohrlafette aufgefahren werden. Dieser Tage konnten die Geschäftsführer der Fernwärme, Wolfgang Baumgartner und Bernhard Baumgartner, sowie Bürgermeister Markus Vogl die vollendeten Arbeiten unter Tag besichtigen. Als Sehenswürdigkeit, in die sie einen Blick hineinwerfen können, bleibt der Geheimgang Besuchern erhalten.
Coole Idee!