Neue Energiegemeinschaften in zwei Gemeinden gestartet
STADL-PAURA/WALLERN. Bürgerbeteiligung an der Energiewende ist in Wallern das Ziel. In Stadl-Paura versorgt die Gemeinde alle ihre Gebäude mit Strom.
Gleich zwei Gemeinden in der Region vermeldeten gestern, dass sie Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften gestartet haben: In Stadl-Paura kooperieren Gemeinde und freiwillige Feuerwehr, in Wallern ist Bürgermeister Dominik Richtsteiger (VP) der Initiator und Obmann.
"Mit der Energiegemeinschaft Wallern wollen wir einen Beitrag zur Energiewende in unserer Gemeinde leisten und den Bürgern die Möglichkeit geben, sich zu beteiligen", sagt Richtsteiger. Das Angebot richtet sich an Gemeindebürger, 100 von ihnen besuchten Anfang der Woche eine Informationsveranstaltung. Am 1. April geht es dann offiziell los.
Vorab wurde das System in einer Probephase getestet, die auch von der Raiffeisenbank Grieskirchen bzw. ihrem neuen Tochterunternehmen Raiffeisen Energie unterstützt wurde. "Die Energiewende ist ein zukunftsweisendes Projekt, das wir gerne unterstützen", sagt Erwin Schützeneder, Vorsitzender der Raiffeisenbank Grieskirchen und Obmann-Stellvertreter der EEG.
Zusammenarbeit mit FF
Während in Wallern also eine klassische Variante der Energiegemeinschaft an den Start geht, hat die Gemeinde Stadl-Paura einen anderen Weg gewählt. "Für Privathaushalte gibt es bei uns ja schon die Energiegemeinschaft Traun-Ager-Alm, wir nutzen das Modell für die Gemeindegebäude", erklärt Bürgermeister Christian Popp (Bürgerliste).
Konkret können jetzt alle Gebäude der Kommune von den Schulen bis zum Wasserwerk von den drei PV-Anlagen auf dem Gemeindeamt, dem Wirtschaftshof und dem Kindergarten mit Strom versorgt werden. "Der Vorteil der EEG ist, dass die Verrechnung recht einfach funktioniert. Würde man das auf herkömmlichem Wege machen, wäre das nicht wirtschaftlich", erklärt Popp.
Weil die Gemeinde rechtlich mindestens einen Partner braucht, ist auch die FF Stadl-Paura der Energiegemeinschaft beigetreten – und profitiert nun ebenfalls vom Strom aus nachhaltigen Quellen.
Bis zu ein Drittel des Strombedarfs der Gemeindegebäude solle künftig aus erneuerbaren Quellen kommen, sagt Popp: "Wir wollen die Energie selber nutzen und werden voraussichtlich nur im Sommer, wenn die Schulen geschlossen sind, ins allgemeine Netz einspeisen." Vorerst ist die EEG nur für die Gemeinde gedacht: "Ob wir sie künftig für die Allgemeinheit oder andere Einrichtungen öffnen, müssen wir erst sehen", sagt Popp.
Er würde gerne weitere Nachhaltigkeitsprojekte umsetzen, dem stehe aber wie in anderen Gemeinden der knappe finanzielle Spielraum von Stadl-Paura im Weg, sagt der Bürgermeister. Er kritisiert in diesem Zusammenhang die Förderlandschaft und nennt als Beispiel die Mittel aus dem Kommunalen Investitionsprogramm (KIP) der Bundesregierung. Stadl-Paura könne theoretisch 150.000 Euro Förderungen für Umweltprojekte erhalten, müsste dazu aber die gleiche Summe zur Verfügung stellen. "Angesichts der finanziellen Herausforderungen, vor denen fast alle Kommunen in Österreich stehen, wäre zu überlegen, ob diese Eigenkapitalsanforderungen nicht fallen sollten", sagt Popp. So würden viele Gemeinden die Möglichkeit erhalten, eigene Projekte in Sachen Energiewende und CO2-Vermeidung umzusetzen.