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„Polizeimediation“: Wenn die Nachbarn seit Jahren ständig streiten

Von Valentin Bayer, 06. März 2023, 05:47 Uhr
"Polizeimediation": Wenn die Nachbarn seit Jahren ständig streiten
Vor der gemeinsamen Mediation gibt es Gespräche. Bild: Volkshilfe/WiD

WELS. Mediatoren der Volkshilfe vermitteln dort, wo die Behörden nicht weiterhelfen können.

Familie S. und Familie K. sind seit Jahren zerstritten – die Kinder gerieten beim Spielen in der Siedlung immer wieder aneinander, in der Folge zerbrach auch die Freundschaft der Eltern. Regelmäßig rufen die Nachbarn wegenKonflikten die Polizei, strafrechtlich relevante Vergehen begeht aber keine der Seiten.

Streitereien wie dieses fiktive Beispiel spielen sich in ganz Oberösterreich regelmäßig ab – und kosten die Polizei und andere Einrichtungen wie zum Beispiel das Jugendamt wertvolle Ressourcen. "Es gibt Konflikte, bei denen die Polizei über Jahre hinweg jede Woche dreimal anrückt", sagt Sabine Traunmüller-Reichhold. Die Welserin leitet das Projekt "Polizeimediation" der Volkshilfe, das vom Sozialressort des Landes und dem Bund finanziert wird. Dieses begann 2022 als Pilotprojekt in Wels und wurde mittlerweile auf ganz Oberösterreich ausgeweitet.

"Viele wollen keinen Streit"

"Unsere Aufgabe ist es, Konflikte zu lösen, die noch kein Fall für die Justiz oder die Exekutive sind, aber für die Betroffenen und ihre Umgebung oft sehr belastend sind – ganz klassisch Streitigkeiten wegen Lärm, die sich oft über Jahre hinziehen", sagt Traunmüller-Reichhold. Sie und ihr Kollege Sven Janson können von der Polizei, von Bürgermeistern und Wohnbauträgern gerufen werden. "Wir nehmen Kontakt mit den Konfliktparteien auf und stellen das Angebot, zu vermitteln. Viele wollen keinen täglichen Streit und sind froh, wenn jemand ein Ohr für sie hat", sagt Janson.

Zeigen beide Seiten nach der schriftlichen Kontaktaufnahme Gesprächsbereitschaft, werden Einzeltermine vereinbart. "Dort besprechen wir die Anliegen der Leute und den Konfliktgrund. Wir wollen nicht zu lange in der Vergangenheit verharren, sondern nach Möglichkeiten zur Konfliktlösung suchen", sagt Traunmüller-Reichhold. Die Mediatoren kommen in Zweierteams und in ziviler Kleidung, sodass sie keine Aufmerksamkeit erregen. Nicht immer ist Mediation für die Beteiligten das Richtige: "Bei Suchtkrankheiten oder psychischen Krankheiten sind wir nicht zuständig, da vermitteln wir weiter", sagt Traunmüller-Reichhold.

Nach den Einzelgesprächen findet die Mediation in einem neutralen Raum statt – zum Beispiel in einem Gemeindesaal. "Dort suchen wir mit den Leuten nach Möglichkeiten, wie sie künftig mit Konflikten umgehen können – zum Beispiel nicht sofort die Polizei zu rufen, sondern das Gespräch zu suchen", sagt die Mediatorin.

Im Vorjahr verbrachten die Mitarbeiter der Polizeimediation bei 99 Interventionen 237,5 Stunden in der direkten Konfliktarbeit mit den Teilnehmern. "Anschließend betreuen wir sie noch einige Zeit weiter, in den meisten Fällen bessert sich die Situation", sagt Traunmüller-Reichhold. "Noch sind wir nicht sehr bekannt, was schade ist. Je früher wir zu gerufen werden, desto besser ist die Chance für eine Lösung."

Die Stadt Wels und das Stadtpolizeikommando haben das Angebot der "Polizeimediationen" früh genutzt und waren an der Konzeption beteiligt. "Wenn die Polizei zehnmal zu einem Streit gerufen wird, aber nichts machen kann, hilft das keinem etwas. Von diesem Projekt profitieren alle Beteiligten", sagt Vizebürgermeister und Integrationsreferent Gerhard Kroiß (FP).

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Autor
Valentin Bayer
Redakteur Oberösterreich
Valentin Bayer

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3  Kommentare
3  Kommentare
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NeujahrsUNgluecksschweinchen (29.770 Kommentare)
am 06.03.2023 10:22

"Polizeimediation" finde ich, ist ein eigener Begriff.
Eine Exekutivorganisation kann keinen Frieden "erzwingen".

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Gugelbua (32.945 Kommentare)
am 06.03.2023 09:31

es kann der Friedlichste nicht in Frieden leben wenns dem Nachbarn nicht gefällt😉
und die gestörten werden immer mehr 🥺

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2020Hallo (4.729 Kommentare)
am 06.03.2023 08:17

<<<<<<Polizei über Jahre hinweg jede Woche dreimal anrückt>>>>>?????????
Das gibt es nicht?
Bei uns wird nicht mal das egoistische Parken vieler "Gäste" exekutiert - aber es ist eine "Sicherheitswache" nicht die Bundespolizei..........

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