Wo die Community Nurses aufhören und in welchen Gemeinden sie bleiben
GUNSKIRCHEN. Die EU-Finanzierung lief mit Jahresende 2024 aus, Gunskirchen stellt eine Pflegeexpertin fest an.
Zahlreiche Bürger meldeten sich in der zweiten Jahreshälfte mit demselben Anliegen bei Bürgermeister Christian Schöffmann (VP): Gunskirchen drohte, seine Community Nurse zu verlieren. Die EU-Finanzierung für das Pilotprojekt, bei dem Expertinnen für Pflege direkt in den Gemeinden als Ansprechpartnerinnen für die Bevölkerung eingesetzt wurden, lief mit Jahresende aus. "Der Sozialhilfeverband hat die Finanzierung beendet, deshalb springen wir jetzt als Gemeinde ein und stellen Sandra Pejakovic an", sagt Schöffmann.
Das Echo aus der Bevölkerung zur Arbeit der diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin sei großartig gewesen, sagt Schöffmann: "Neben der aufsuchenden Beratung hat sie auch zahlreiche Informationsveranstaltungen und Kurse abgehalten." Aufgrund der zahlreichen Bürgeranfragen habe der Gemeinderat im Dezember beschlossen, Pejakovic anzustellen. "Das kostet einiges, aber der Wunsch der Gemeindebewohner war eindeutig", sagt der Gemeindechef.
Neue "School Nurse"
Pejakovic wird künftig eine Doppelrolle innehaben: 25 Stunden in der Woche hilft sie bei Pflegeanliegen, 15 Stunden in der Woche ist sie als "School Nurse" beschäftigt: Nach dem Vorbild international etablierter Modelle wird sie unter anderem die jährlichen Gesundheitschecks der rund 600 Gunskirchner Pflichtschüler übernehmen und ist Anlaufstelle bei akuten Verletzungen oder Erkrankungen während der Schulzeit. "Damit wird sie viele Aufgaben eines Schularztes übernehmen, den wir in Gunskirchen seit einiger Zeit nicht mehr haben. Das Projekt wird sich jetzt entwickeln müssen, aber wir nehmen sicher eine Vorreiterrolle im Bezirk und in Oberösterreich ein", sagt Schöffmann.
Als zweite Gemeinde im Bezirk Wels-Land verfügte Thalheim bis Jahresende über eine Community Nurse. Auch dort soll das Projekt aufgrund der positiven Erfahrungen fortgesetzt werden, sagt Bürgermeister Andreas Stockinger: "Es wird nicht in derselben Form wie das EU-Programm sein. Denkbar wäre, dass wir das Angebot auf Vertragsbasis in Anspruch nehmen."
Während in Wels-Land der Sozialhilfeverband das Projekt koordinierte, war in Eferding das Rote Kreuz zuständig. "Leider müssen wir die Community Nurses einstellen, es ist keine Finanzierung zustande gekommen", sagt Bezirksgeschäftsleiter Philipp Wiatschka.
Doppelter Nutzen in Eferding
Jeweils zwei Community Nurses waren seit 1. Mai 2024 in Aschach und Hartkirchen im Einsatz. Weil das Rote Kreuz zwei EU-Projekte zusammenspannte, konnten die Pflegeexpertinnen neben Beratungen auch Pflegetätigkeiten und Gesundheitsdienstleistungen durchführen – zum Beispiel Katheterwechsel, Blutabnahmen oder Wundkontrollen. "Das war sehr wertvoll, weil dadurch die Hausärzte entlastet worden sind und in vielen Fällen die Lücke zwischen einem Krankenhausaufenthalt und der Verfügbarkeit von Mobilen Diensten abgedeckt wurde", sagt Wiatschka.
Gaspoltshofens Bürgermeister Wolfgang Klinger (FP) nimmt das Projektende gelassen: "Die erhoffte Wirkung ist nicht eingetreten, die Dokumentationspflichten haben die Nurse von der Arbeit mit den Patienten abgehalten."
Vorzeigegemeinde !
Der Pflegeberuf könnte so eine Aufwertung gut brauchen. Die Initiative dieser Gemeinde ist gut, wird aber untergehen wenn es keine Strukturen gibt, die diesem Vorbild folgen.