Zwei Panoramen eröffnen im Welser Stadtmuseum neue Ausblicke
WELS. Das Kaiserpanorama steht ab sofort für Museumsbesucher in der neuen Burg bereit. Ein neu aufbereitetes Gemälde ermöglicht einen Rundumblick auf Wels im Jahr 1851.
Lange Zeit gab ein Gemälde in der Dauerausstellung des Welser Stadtmuseums Rätsel auf: Das Werk des lokalen Künstlers Josef Sterrer zeigt ein Panorama von Wels aus dem Jahr 1851. "Wir haben Panorama lange im modernen Wortsinn verstanden – als ein Ausblick von einem Standpunkt aus", erzählt Museumsdirektorin Ingeborg Micko. Einige Details passten dafür aber nicht – etwa die Trasse der Pferdeeisenbahn, die eigentlich schnurgerade war, im Bild aber eine Kurve macht.
2005 löste Micko das Rätsel: Scherrer war auf den Kirchturm der evangelischen Pfarrkirche gestiegen und hatte von dort aus eine 360-Grad-Ansicht von Wels und der Umgebung angefertigt. "Dass es so ein Bild von Wels gibt, ist an sich schon eine Besonderheit – das wurde für Metropolen wie Paris oder London in großem Maßstab hergestellt, selten für solche kleinen Städte", erklärt Micko.
Digitale Akzente im Museum
Lange habe sie sich damit beschäftigt, wie auch den Besucher im Burgmuseum dieser Rundumblick ermöglicht werden könne. Nun wurde dafür ein eigener, kreisrunder Ausstellungsraum geschaffen. Die Wände ziert Scherrers Panorama-Gemälde. Markierungen zeigen besondere Punkte in der Stadt – werden diese mit dem Handy gescannt, werden Bilder oder Videos gezeigt, die die Entwicklung bis zum heutigen Tag zeigen. "Wir ermöglichen nicht nur, in die Vergangenheit einzutauchen. Wir stellen auch den Bezug zur Gegenwart her. Das wollen wir im Museum künftig verstärkt ermöglichen", sagt Micko.
Auch das vielen Welsern bekannte Kaiserpanorama ist aus dem Medienkulturhaus, wo es seit der Restauration in den 90er-Jahren zu besichtigen war, in die Burg umgezogen.
Das Panorama wurde von 1903 bis 1955 als "billige, sichere Alternative zum Reisen" angepriesen. Es zeigt "Stereofotografien" – dank einer speziellen Technik geben sie einen dreidimensionalen Seheindruck. Verschiedene Unternehmen schickten verschiedene Bildserien – etwa aus Afrika, aber auch von militärischen Hochseemanövern – an die verschiedenen Standorte der Panoramen. Zur Hochzeit zeigte das Welser Panorama wöchentlich wechselnde Bildserien. "Der Blick, mit dem die Bilder aufgenommen sind, ist von der Zeit geprägt – das zu beachten, ist wichtig", sagt Micko. Auch jetzt wird jeden Monat eine neue Serie gezeigt werden.
Einblick in die Stadtgeschichte
"Es ergibt sich ein Einblick in die Entwicklung der Stadt, der insbesondere für die Welser interessant ist", sagte Bürgermeister Andreas Rabl (FP) bei der Präsentation.
Mit dem neuen Standort im Burgmuseum sei das Panorama wesentlich mehr Menschen zugänglich. "Es lässt sich viel darüber erzählen, aber die ganze Wirkung wird nur bei einem Besuch sichtbar", sagte der für Museen zuständige Stadtrat Martin Oberndorfer (VP).
Offiziell eröffnet werden die beiden Panoramen am Donnerstag, 26. September, um 19 Uhr. Bereits jetzt sind sie zu den Öffnungszeiten (Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr, Samstag von 14 bis 17 Uhr) zu sehen.