König Charles III. widmet seinen 75er den Ärmsten im Land
Heute startet der der Monarch ein Projekt gegen Lebensmittelverschwendung und zur Unterstützung sozial Schwacher
Charles III. mit der prachtvollen Imperial State Crown auf dem Kopf: Der Anblick war noch immer etwas ungewohnt, als der britische Monarch kürzlich erstmals mit einer "King’s Speech" das Parlament in London eröffnete. Obwohl er heute bereits seinen 75. Geburtstag feiert, ist er ein Neuling auf dem Thron. Als seine Mutter Queen Elizabeth II. im Jahr 2001 ihren 75er beging, war sie immerhin schon fast ein halbes Jahrhundert Königin.
Doch das vergangene Jahr ist nicht ereignislos vergangen. Drei Staatsbesuche, die Geburtstagsparade Trooping the Colour und unzählige Empfänge haben Charles und seine Frau Königin Camilla (76) inzwischen hinter sich gebracht. Wichtiger noch: Mehr als ein Jahr nach dem Tod seiner Mutter und sechs Monate nach seiner Krönung ist etwas Ruhe eingekehrt im Hause Windsor.
Lebensmittelverschwendung
Gestern feierte König Charles auf seinem Landsitz Highgrove House mit einer Party, die seine Bildungsstiftung "The Prince’s Foundation" für ihn ausrichtete. Dazu eingeladen waren unter anderen spezielle Gäste, die wie der König im Jahr 1948 geboren wurden. Bei Livemusik und Tanz wurde der 75. Jahrestag der Gründung des Nationalen Gesundheitsdiensts NHS und der Ankunft der ersten Gastarbeiter aus der Karibik ("Windrush-Generation") gefeiert.
Den heutigen Tag werden König Charles und Königin Camilla (76) unter anderem damit verbringen, ein Zentrum für die Verteilung von überschüssigen Lebensmitteln außerhalb von London zu besuchen. Damit setzen die Royals den Startpunkt für das "Coronation Food Project" (Königliches Lebensmittelprojekt). Es hat das Ziel, die Kluft zwischen Lebensmittelverschwendung und -bedarf zu überbrücken, und wird im gesamten Vereinigten Königreich umgesetzt.
Bildergalerie: Charles III wird 75: Stationen im Leben des Königs
Galerie ansehenNicht ganz so erfreulich und frei von negativen Schlagzeilen war der Geburtstag des britischen Monarchen im vergangenen Jahr. Damals stand die Veröffentlichung der sechsteiligen Netflix-Dokumentation "Harry & Meghan" und der Autobiografie seines Sohnes Harry (39) "Spare" (auf Deutsch: "Reserve") unmittelbar bevor. Beide waren gespickt mit unangenehmen Indiskretionen und Vorwürfen, die das Königshaus in einen Strudel der Negativschlagzeilen zogen.
Unter anderem schwang der Vorwurf mit, Harrys Frau Meghan (42) sei im Kreis der Königsfamilie Opfer von Vorurteilen wegen ihrer teilweise afroamerikanischen Wurzeln geworden. Harry erhob zudem schwere Anschuldigungen gegen seine Stiefmutter Camilla und seinen Bruder Prinz William (41). Obwohl die Wellen längst nicht mehr so hochschlagen wie noch vor einem Jahr, sei eine Aussöhnung noch nicht in Reichweite, zitierte die "Sunday Times" einen Palast-Insider.
Erfolgreiche Staatsbesuche
Charles’ Staatsbesuch in Deutschland im vergangenen März wurde hingegen zu einem vollen Erfolg. Ähnlich war es in Frankreich im Spätsommer. In beiden Ländern sprach Charles in der Landessprache vor den Parlamenten, beschwor Freundschaft und enge Verbundenheit: Es war Balsam für die vom Brexit geschundene Seele der europäischen Verbündeten Großbritanniens.
Der Journalist und Royals-Experte Alexander von Schönburg sieht in Charles insgesamt jedoch eine tragische Figur. Bei der Rede, die er kürzlich bei seinem Staatsbesuch in Kenia hielt, habe man "deutlich gemerkt, wie sehr ihm die Hände gebunden sind, eine große Geste in irgendeine Richtung zu machen, weil er das einfach nicht darf." Er durfte der Forderung der Kenianer nach einer Entschuldigung und Reparationen für das erlittene Unrecht aus der Zeit des Empires nicht nachkommen. Der feinfühlige König habe sicherlich großes Mitgefühl für die Opfer des kolonialen Unrechts und wolle weiter gehen, als ihm die Staatsräson erlaube, glaubt der Adlige.
Regierung bestimmt
Dass Charles zwar Staatsoberhaupt in Großbritannien, aber längst nicht immer Herr des eigenen Handelns ist, wurde auch 2022 deutlich, als ihm die Regierung in London die Teilnahme an der Weltklimakonferenz versagte, weil er sich als bekennender Klimaaktivist gegen die Ausbeutung neuer Öl- und Gasfelder in der Nordsee ausgesprochen hatte. Heuer "darf" Charles aber an der Konferenz in Dubai teilnehmen.