Amokfahrer von Münster litt an schweren psychischen Problemen
MÜNSTER. In Briefen und E-Mails beklagte 48-Jähriger seine Lebenssituation und gab anderen die Schuld an Dingen, die schiefgelaufen waren.
Ende März hatte Jens R. Bekannten angekündigt, Selbstmord zu begehen. Die von ihnen informierte Polizei versuchte mit ihm ins Gespräch zu kommen. Vergeblich, denn der 48-Jährige konnte an seiner Meldeadresse nicht angetroffen werden. Am Samstagnachmittag raste der Mann mit seinem silberfarbenen Camping-Bus in der Altstadt von Münster in eine Menschengruppe und tötete dabei eine 51-Jährige und einen 65-Jährigen. Danach jagte er sich eine Kugel in den Kopf.
Die bisherigen Ermittlungen zeigen: Jens R. litt wohl an schweren psychischen Problemen. In einer Art Abschiedsbriefen und E-Mails beklagte er immer wieder seine Lebenssituation und gab gleichzeitig anderen die Schuld an Dingen, die aus seiner Sicht schiefgelaufen waren. Vor Jahren soll er im Treppenhaus ausgerutscht sein. Dabei habe er eine Rückenverletzung erlitten, die operiert werden musste. Er soll die Nachbarn für seinen Sturz verantwortlich gemacht haben und war überzeugt davon, dass die Ärzte bei der OP gepfuscht hätten.
Wohlhabender Designer
Der studierte Designer hatte lange als Selbstständiger gearbeitet. Durch den Verkauf eines Patents für ein Lampendesign soll er zu einigem Wohlstand gekommen sein. Drei Wohnungen besaß er zuletzt: in Münster, Dresden und Pirna. Der Designer soll fünf Autos, darunter auch teure Modelle, besessen haben. R. lebte alleine, er hatte keine Ehefrau oder Kinder.
Fünf Mal war der 48-Jährige in der Vergangenheit polizeilich in Erscheinung getreten. Es ging dabei um Bedrohung der Eltern, unerlaubtes Entfernen vom Unfallort, Sachbeschädigung und Betrug. "Sämtliche Verfahren wurden eingestellt", sagte Oberstaatsanwältin Elke Adomeit von der Staatsanwaltschaft Münster.
Bezüge des Amokfahrers zur rechtsextremen Szene haben sich derweil nicht erhärtet. In einem Schreiben, das bei den Durchsuchungen sichergestellt wurde, soll R. sogar beklagt haben, er sei als Ausländerhasser denunziert worden. Bei der Überprüfung seiner Wohnung in Pirna stellten die Ermittler allerdings fest, dass an der gleichen Meldeadresse tatsächlich auch ein behördenbekannter Rechtsextremist wohnhaft ist.
Zwei Tage nach der Todesfahrt in Münster befinden sich drei Verletzte noch in Lebensgefahr. Insgesamt würden sieben Patienten am Universitätsklinikum Münster stationär versorgt, sagte Michael Raschke, der Direktor der Klinik.
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