"Krieg im Vatikan" – Verschwendung, Missmanagement und Intrigen
ROM. Geht es nach dem Buch von Gianluigi Nuzzi, steckt der Kirchenstaat in einem neuen Skandal.
Misswirtschaft und intransparente Finanzen, Geldverschwendung und Machtmissbrauch, Privilegien und Intrigen, Einbrüche in Büros und Abhörwanzen – wenn stimmt, was der italienische Journalist Gianluigi Nuzzi in seinem Buch "Alles muss ans Licht – Das geheime Dossier über den Kreuzweg des Papstes" (Ecowin-Verlag) schreibt, dann steckt der Vatikan mitten in einem neuen Skandal. Nuzzi zeichnet das Bild eines finanziell am Abgrund stehenden Kirchenstaates und schreibt von einem "Krieg im Vatikan, der bis heute andauert".
Missmanagement: Dem Vatikan gehen angeblich jedes Jahr Millionen Euro an Mieteinnahmen aus seinem immensen Immobilienbesitz verloren, weil einzelne Mieter, darunter auch Kardinäle, massiv begünstigt werden. Statt der derzeit registrierten 6,2 Millionen Euro könnten etwa 191,4 Millionen Euro eingenommen werden.
Chaotische Buchführung: Die Vatikanbank führt angeblich Konten für längst Verstorbene. Zum Beispiel für die Päpste Johannes Paul I. (mehr als 110.000 Euro) und Paul VI. (etwa 400.000 Euro).
Geldgier: Das Geld, das sich der Vatikan an der einen Stelle entgehen lässt, streicht er andernorts ein: Nuzzi enthüllt in seinem Buch das lukrative Geschäft, das hinter Selig- und Heiligsprechungen steht. Sogenannte Postulatoren sind für das bisher streng geheim gehaltene Prozedere verantwortlich. Die Postulatoren beschäftigen sich unter anderem damit, vollbrachte Wunder möglicher Kandidaten aufzuspüren. Nuzzi schätzt, dass der durchschnittliche Preis für eine Seligsprechung bei etwa 500.000 Euro liegt.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Unterdessen laufen die Ermittlungen der vatikanischen Staatsanwaltschaft zur Veruntreuung heikler Dokumente auf Hochtouren. Zwei Staatsanwälte befragten den italienischen Ingenieur Corrado Lanino, Ehemann der kürzlich festgenommenen PR-Beraterin Francesca Chaouqui. Der Informatikexperte hatte Zugang zum Computernetz des Vatikan, weil er in den vergangenen Jahren daran gearbeitet hatte. Gegen Lanino wurden aber angeblich keine Vorwürfe erhoben. Seine Frau, die aus der Haft entlassen wurde, weil sie angeblich schwanger ist, wird dagegen beschuldigt, mit dem inhaftierten Prälaten Lucio Angel Vallejo Balda vertrauliche Dokumente weitergegeben zu haben.
Lesen Sie hier ein Interview mit Gudrun Sailer von Radio Vatikan zum neuen Vatileaks-Skandal
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