"Ausländer Raus": Gigi D'Agostino und die neue rechte Tik-Tok-Hymne
WIEN/BERGHOLZ/BERLIN. "Liebe für immer" hatte der italienische DJ Gigi D'Agostino im Herbst 2001 ausgerufen. 22 Jahre später ist "L'amour Toujours" wieder eine Hymne. Aber nicht mehr für Nachtschwärmer.
Julian Nagelsmann ist gerade aufgebrochen, um zu trösten. Vom Spielfeldrand geht der Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft aufs Feld, begleitet von Co-Trainer Sandro Wagner. 0:2 gegen Österreich, eine "Watschn" für den DFB. Im Ernst-Happel-Stadion feiern die Hausherren mit ihren Fans, aus den Lautsprechern dröhnt Gigi D'Agostino. "L'amour Toujours", ein Liebeslied des italienischen DJ, erstmals veröffentlicht im Oktober 2001 und vor allem zu später Stunde in Nachtclubs beliebt.
Videos von dieser unspektakulären Szene finden sich auf der sozialen Plattform "TikTok" in großen Mengen. "Feiern die Österreicher echt mit unserem Dorffest-Lied?" schreibt ein Nutzer. "Sie spielen ernsthaft die Hymne", ein anderer. Hunderte Videos mit dem Lied als Soundtrack werden seit Mitte November gepostet. Betitelt meist mit "Die neue Hymne" oder "Ihr wisst ja nicht wie schwer es ist, nicht mitzusingen". Längst nicht nur mehr von einschlägigen Profilen.
Der Ursprung liegt in Berghholz, einem kleinen Ort mit 418 Einwohnern in Mecklenburg-Vorpommern. Dort war es bei einem Erntedankfest zu Vorfällen gekommen, die nun auch den Staatsschutz beschäftigen.
In einem Videoclip sind sind vor allem Männer zu sehen, die zu dem Song »L’amour toujours« von Gigi D'Agostino wiederholt »Deutschland den Deutschen, Ausländer raus« rufen. Ohne Scham, mitten auf der Tanzfläche. Man habe bereits einige der Personen identifiziert, hieß es von der Polizei.
Der Bürgermeister der Gemeinde, Ulrich Kersten, sagte dem »Nordkurier«, er habe das Video nicht gekannt. Die Veranstaltung habe er gegen 23 Uhr verlassen. Er habe auf dem Mitschnitt Personen erkannt. »Wenn ich zu dem Zeitpunkt noch da gewesen wäre, wäre ich hoch zur Bühne und hätte die Musik ausstellen lassen«, sagte er der Zeitung.
Auch der Rapper Fler muss sich ärgern: Die Tonspur wurde mittlerweile unter ein Video eines Konzerts des Musikers gelegt. So entsteht der Eindruck, die Parolen seien bei einem seiner Auftritte gefallen. Er kündigte rechtliche Schritte an. Der Staatsschutz ermittelt wegen des Verdachts der Volksverhetzung.
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