Entspannungssignal? Selenskyj-Telefonat mit Putin
Premiere nach der Wahl des ukrainischen Staatspräsidenten – Initiative ging von Wolodymyr Selenskyj aus.
KIEW/MOSKAU. Bisher hatte Kremlchef Wladimir Putin dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj noch nicht einmal zur Wahl gratuliert. Jetzt griff Selenskyj zum Hörer. Dabei sprachen beide erstmals über den Konflikt in der Ostukraine. In dem Telefonat sei es unter anderem um die Krisenregion gegangen, gab Putins Sprecher Dmitri Peskow bekannt. Sie hätten vereinbart, dass Experten beider Länder an dem Thema arbeiten sollten.
Selenskyjs Büro teilte außerdem mit, der Präsident habe Russland aufgefordert, seit November festgehaltene 24 ukrainische Matrosen freizulassen. Den Männern drohen bis zu sechs Jahre Haft.
"Die Unterhaltung hatte einen ziemlich pragmatischen Charakter", erklärte Peskow. Das Gespräch habe 20 Minuten gedauert. Russland will demnach weiter in Richtung eines Gefangenenaustausches arbeiten. Dies geschehe auf Expertenebene, sagte Peskow. Wegen des Ukraine-Konflikts und im Zuge der Kämpfe zwischen ukrainischen Regierungstruppen und den aus Russland unterstützten Separatisten im Kriegsgebiet Donbass gibt es auf beiden Seiten Gefangene. Peskow sagte, dass der erste Anruf Selenskyjs bei Putin ein wichtiges Signal gewesen sei.
Treffen nicht ausgeschlossen
Selenskyj hatte Putin bereits Anfang der Woche ein Treffen angeboten. Er schlug vor, über die im Jahr 2014 von Russland annektierte ukrainische Halbinsel Krim sowie den Konflikt in der Ostukraine zu sprechen.
Bei seiner Amtseinführung im Mai hatte der ehemalige Schauspieler und Komiker diese beiden Themen zu seinen Hauptanliegen erklärt. Putin schloss ein Treffen zwar nicht aus, betonte aber, dass dies gut vorbereitet sein müsse.
Ein Gipfel der Staatsspitzen im sogenannten Normandie-Format mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron könne deshalb erst nach der Parlamentswahl in der Ukraine am 21. Juli und nach der Regierungsbildung über die Bühne gehen, sagte Putin.
Wie schnell Selenskyj im Sommer wegen der Sitzungspause des Parlaments eine Regierung bilden kann, ist unklar. Möglich ist, dass dies erst im Herbst passiert. Die vier Staaten waren erstmals 2014 am Rande des 70. Jahrestags der Landung der Alliierten in der Normandie zusammengekommen, um über die Ostukraine zu beraten.
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