Prozessauftakt in Journalisten-Mord
BRATISLAVA. Bedeutendstes Gerichtsverfahren in der Geschichte der Slowakei
In der Slowakei beginnt heute der mit Spannung erwartete Prozess im Mordfall des Aufdecker-Journalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten Martina Kusnirova. Der 27-Jährige und seine Partnerin waren am 21. Februar 2018 erschossen worden. "Der Prozess wird zeigen, ob in einem demokratischen EU-Land die Pressefreiheit über der Selbstjustiz mächtiger Geschäftsmänner steht", sagte Rubina Möhring, Österreich-Präsidentin von "Reporter ohne Grenzen".
In seinem letzten, posthum veröffentlichten Artikel für das Internetportal "aktuality.sk" hatte er über das Unwesen Mafia-naher italienischer Unternehmer in der Ostslowakei berichtet, deren Einfluss bis in höchste Regierungsspitzen reichte. Der Mord hat die Slowakei gesellschaftlich und politisch in den Grundfesten erschüttert, es gab landesweit Massenproteste. Schließlich musste auch der sozialdemokratische Premier Robert Fico zurücktreten, er bleibt aber Chef der größten Regierungspartei "Smer".
Umfangreiche Ermittlungen, wie sie die Slowakei noch nie erlebt hat, bestätigten schließlich auch den journalistischen Hintergrund des Kuciak-Mordes. Ende September des vergangenen Jahres wurden bei einer groß angelegten Polizeirazzia im Süden des Landes vier Tatverdächtige festgenommen. Einer der Verdächtigen war geständig, seine Hinweise führten die Ermittler zum eigentlichen mutmaßlichen Drahtzieher. Im März 2019 wurde der slowakische Geschäftsmann Marian Kocner beschuldigt, den Mord in Auftrag gegeben zu haben.