Schüsse am Münchner Karolinenplatz: Schütze war Österreicher
MÜNCHEN. Bei dem erschossenen Schützen von München handelt es sich um einen 18-jährigen österreichischen Staatsbürger.
Das bestätigte die deutsche Polizei in einer Pressekonferenz in München. Der Mann hatte am Donnerstag beim NS-Dokumentationszentrum in München das Feuer eröffnet. Daraufhin wurde er von der Polizei erschossen. Informationen der APA zufolge war er im Vorjahr bei der Staatsanwaltschaft Salzburg wegen terroristischer Vereinigung angezeigt worden.
Videoaufnahmen zeigen den Großeinsatz in München
Der junge Mann mit bosnischen Wurzeln war demnach den österreichischen Behörden als mutmaßlicher Islamist bekannt. Es soll sich bei ihm zwar um keinen so genannten Hochrisiko-Gefährder gehandelt haben. Auf seinem Handy wurden aber Daten und ein Computerspiel sichergestellt, die eine Nähe zu islamistisch-terroristischem Gedankengut bezeugten, wurde der APA bestätigt. Er wurde daraufhin bei der Salzburger Anklagebehörde wegen Verdachts in Richtung terroristischer Vereinigung (§278b StGB) zur Anzeige gebracht. Das Verfahren wegen Mitgliedschaft bei der radikalislamischen Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) sei aber eingestellt worden, hieß es. Eine offizielle Bestätigung der Salzburger Anklagebehörde lag dafür vorerst nicht vor.
IS-Propagandamaterial auf dem Handy
Auf dem Handy soll der 18-Jährige nach Informationen der APA in erheblichen Mengen IS-Propagandamaterial abgespeichert gehabt haben. Auf dem Computerspiel, das sich über soziale Kanäle unter IS-Sympathisanten verbreitet hatte, sollen Tötungsszenarien der Terror-Miliz nachgestellt worden sein. Auf die Handy-Inhalte waren die Strafverfolgungsbehörden aufmerksam geworden, nachdem der Jugendliche an seiner Schule gewalttätig gegen Mitschüler vorgegangen war. Im Zuge dieser Ermittlungen soll sein Handy sichergestellt und ausgewertet worden sein, hieß es gegenüber der APA.
Der 18-Jährige soll erst vor Kurzem nach Deutschland eingereist sein, berichtete der Sender WDR am Donnerstag. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung soll der Bewaffnete vor dem NS-Dokuzentrum vorgefahren sein und mit einer Langwaffe auf Polizeiposten vor dem Gebäude geschossen haben. Bei der Waffe soll es sich nach Aufnahmen aus dem Internet um ein altertümliches Gewehr mit Bajonett gehandelt haben. "Er hat gezielt auf die Polizisten geschossen, die haben das Feuer erwidert", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Der Schütze wurde schwer verwundet und starb später. Nach Angaben der Behörden gab es keine weiteren Verletzten.
Hintergründe werden noch geklärt
Herrmann schloss nach den Schüssen von München einen Anschlagsplan auf das in der Nähe des Tatorts befindliche israelische Generalkonsulat nicht aus. Es müsse davon ausgegangen werden, dass es möglicherweise einen solchen Plan gegeben habe, sagte Herrmann. Die Hintergründe müssten jedoch noch aufgeklärt werden.
Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sprach von einem "schlimmen Verdacht" und verwies auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Tat und dem Gedenktag an das Attentat auf die israelische Olympia-Mannschaft in München am 5. September 1972. Der Schutz jüdischer Einrichtungen sei für ihn von ganz zentraler Bedeutung.
"Gemeinsame Verurteilung und Entsetzen"
Der israelische Präsident Isaac Herzog verurteilte gemeinsam mit Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Tat. Beide hätten in einem Telefonat ihre "gemeinsame Verurteilung und unser Entsetzen" über die Tat "in der Nähe des israelischen Konsulats in München zum Ausdruck gebracht", schrieb Herzog am Donnerstag im Onlinedienst X. Er sprach dabei von einem "Terroranschlag".
Wie das israelische Außenministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, waren keine Mitarbeiter des Generalkonsulats von dem Vorfall betroffen. In der diplomatischen Vertretung habe es gerade eine Gedenkfeier zum Olympia-Attentat in München 1972 gegeben, deshalb hatte es den Angaben zufolge geschlossen.
Jahrestag des Olympia-Attentats
Der Vorfall ereignete sich am Jahrestag des Münchner Olympia-Attentats von 1972. Dieser wurde von der palästinensischen Terrorgruppe "Schwarzer September" auf das israelische Team verübt.
- Archivbericht zum Olympia-Attentat 1972: "Sie haben uns die Seele aus dem Leib geschossen"
Am 5. September vor 52 Jahren erschossen die palästinensischen Terroristen im Olympischen Dorf zwei Männer und nahmen neun Geiseln. Rund 18 Stunden später endete ein Befreiungsversuch mit dem Tod der neun israelischen Geiseln, eines Polizisten und von fünf der Attentäter. Die Terroristen wollten mehr als 200 Gefangene in Israel und die RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof freipressen.
Upload-Portal eingerichtet
Die Hintergründe sind noch unklar. "Wir erhalten Kommentare mit Spekulationen und Falschinformationen", schrieb die Polizei und appellierte zugleich: "Ihr könnt uns am meisten helfen, wenn ihr dies unterlasst und Gerüchte nicht teilt." Zudem wurde darauf hingewiesen, keine Bilder oder Videos von dem Einsatz zu posten oder im Netz zu teilen. Es sei ein Upload-Portal eingerichtet worden (https://medienupload-portal02.polizei.bayern.de/). Die Kollegen würden auf Hochtouren arbeiten. Sobald gesicherte Informationen vorlägen, würden diese mitgeteilt. ", so könnten die Ermittler am besten unterstützt werden
Dieser Artikel wird aktualisiert, sobald weitere Informationen vorliegen, zuletzt um 14:22 Uhr.
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