Iran lässt Friedensnobelpreisträgerin Mohammadi vorübergehend frei
TEHERAN. Die seit drei Jahren inhaftierte iranische Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi ist laut ihrem Anwalt am Mittwoch aus medizinischen Gründen vorübergehend freigelassen worden.
Dieser Artikel wurde um 13:25 Uhr aktualisiert.
Die Strafe sei für drei Wochen ausgesetzt worden, erklärte der Anwalt Mostafa Nili im Onlinedienst X. Der Grund für die vorübergehende Freilassung sei ihr körperlicher Zustand nach der Entfernung eines Tumors. Der Tumor sei gutartig gewesen, Mohammadi müsse aber alle drei Monate untersucht werden.
Mohammadis Familie und Unterstützer der 52-Jährigen bezeichneten die 21 Tage dauernde Aussetzung der Strafe als "unzureichend". "Wir fordern die sofortige und bedingungslose Freilassung von Narges Mohammadi" oder zumindest die Verlängerung ihrer vorübergehenden Freilassung auf drei Monate, erklärten sie.
Mohammadi befindet sich seit dem November 2021 in Teheran in Haft und hat einen Großteil des vergangenen Jahrzehnts im Gefängnis verbracht. Sie wurde in den vergangenen 25 Jahren wegen ihres Einsatzes gegen den Kopftuchzwang für Frauen und gegen die Todesstrafe wiederholt verurteilt und inhaftiert. Im Juni war sie zu einem weiteren Jahr Gefängnis wegen "Propaganda gegen den Staat" verurteilt worden. Seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 gilt im Iran für Frauen eine strenge Kleiderordnung. Diese verpflichtet sie unter anderem, ihre Haare in der Öffentlichkeit zu verbergen.
Im Oktober im Spital
Ende Oktober war Mohammadi laut Angehörigen ein lange verlangter Spitalsaufenthalt gewährt worden. Dieser sei mit neun Wochen Verspätung erfolgt, schrieb ihr Ehemann Taghi Rahmani damals auf den Plattformen Instagram und X. Genauere Details zu ihrem Gesundheitszustand nannte er nicht. Rahmani forderte bei dieser Gelegenheit erneut ihre sofortige Freilassung. Unklar blieb, wann und wo Mohammadi ins Krankenhaus gebracht und wie lange die 52 Jahre alte Aktivistin dort behandelt wurde. Menschenrechtler hatten der iranischen Justiz bereits lange vorgeworfen, dass ihr im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis angemessene medizinische Hilfe verweigert werde. Mohammadi leidet auch an einer Herzschwäche.
Mohammadi war 2023 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Sie erhielt ihn für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen und gegen die Todesstrafe im Iran, sowie für ihren Einsatz für Menschenrechte und Freiheit. Sie verbüßt eine langjährige Haftstrafe.