Das sind die elf Gründungsprofessoren der IT:U
LINZ. Die Forschungsfelder der elf Lehrenden reichen von Neurowissenschaften bis zu Human Computing Interaction. Zweites Doktoratsstudium startet im Herbst.
Ende Juli wurde bekannt, dass das Team der Gründungsprofessoren für die neue Digital-Uni, genannt IT:U, steht - allerdings ohne Details zu nennen. Seit dem heutigen Montag ist nun klar, wer die elf Lehrenden sind. Sie stammen aus USA, Japan, Brasilien, den Niederlanden und Italien, aber natürlich auch aus Österreich und Deutschland. Für die Stellen gab es mehr als 400 Bewerbungen. Hier ein Überblick:
Sebastian Dennerlein
Dennerlein ist Assistenzprofessor für Learning Science. Bevor er an die IT:U berufen wurde, arbeitete er als Forscher und Dozent am Institut für Bildungswissenschaften und -technologie an der Universität Twente (Niederlande) und spezialisierte sich auf die Auswirkungen der digitalen Transformation auf das Lehren und Lernen. Die Nutzung computergestützter Ansätze ist ein Eckpfeiler in seinem Bestreben, Lernprozesse zu verstehen
und zu unterstützen. Er konzentriert sich auf ethische Reflexionspraktiken für die Entwicklung
verantwortungsvoller KI.
Christopher Frauenberger
Frauenberger interessiert sich für die Gestaltung digitaler Technologien mit und für Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenswelten. In seiner Forschung lässt er sich von
den Sozialwissenschaften, der Philosophie und dem Design inspirieren, um alternative digitale Zukünfte zu erforschen, die gewünscht, sinnvoll und nachhaltig sind. Seine Arbeit bewegt sich zwischen praktischen Anwendungen in realen Umgebungen wie Pflege oder Bildung und theoretischen Fragen über die Art unserer Beziehung zu Technologien wie künstlicher Intelligenz oder Robotern. Von der Paris Lodron Universität Salzburg kommend, konzentriert er sich in seiner
Forschung an der IT:U auf die Beziehungen zwischen Mensch und Computer und deren ethische Implikationen.
- Einen Kommentar zum Thema lesen Sie hier.
Christian Hilbe
Hilbe leitet die IT:U-Forschungsgruppe für Game Theory and Evolutionary Dynamics. Als angewandter Mathematiker hat er ein starkes Interesse an der Dynamik des Sozialverhaltens. Er nutzt Mathematik, Simulationen und Verhaltensexperimente, um das menschliche Sozialverhalten zu erforschen. Er ist besonders daran interessiert zu verstehen, was
Menschen dazu bringt zu kooperieren, wie sie ihre Strategien im Laufe der Zeit anpassen und wie individuelle Verhaltensweisen zu kollektiven Phänomenen wie der Polarisierung führen. Nach seiner Forschungstätigkeit am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie (Deutschland) wechselt er nun an die IT:U.
Yufang Hou
Hou ist Forscherin im Bereich Natural Language Processing (NLP) und Computerlinguistik. Mit ihrem Hintergrund als Wissenschaftlerin bei IBM Research und als leitende Dozentin am UKP Lab der TU Darmstadt wechselt sie an die IT:U. Sie leitet die NLPForschungsgruppe, um Spitzenforschung im Bereich NLP zu betreiben, mit einem starken Fokus
auf die Steuerung von Large Language Models (LLM) und menschenzentrierte NLP-Anwendungen für Bildung, Sozial- und Geisteswissenschaften und wissenschaftliche
Entdeckungen. Ihre Forschung zielt darauf ab, robuste und vertrauenswürdige NLP-Techniken zu entwickeln, um Mensch-KI- und Mensch-Mensch-Interaktionen zu verbessern und reale Probleme zu lösen.
Nina Hubig
Hubig kommt als Assistenzprofessorin zur IT:U, nachdem sie fünf Jahre lang an der Clemson University in der School of Computing und dem Biomedical Data Science Program
(USA) gelehrt und geforscht hat. Ihre Forschung konzentriert sich auf erklärbare künstliche Intelligenz (Explainable Artificial Intelligence, XAI), insbesondere im Kontext des
Gesundheitswesens und der Datenwissenschaft, mit dem Ziel, die Transparenz in KI-Systemen zu verbessern, die für kritische Anwendungen wie die Verarbeitung medizinischer Daten und die Analyse sozialer Netzwerke eingesetzt werden. An der IT:U bringt sie ihre große Erfahrung im
Bereich der erklärbaren künstlichen Intelligenz ein.
Jie Mei
Mei ist medizinische Neurowissenschaftlerin. Vor ihrer Berufung an die IT:U war sie Assistenzprofessorin an der Universität Tokio. An der IT:U wird sich Jie Mei auf die vom Gehirn inspirierte Berechnung sowie die Analyse und Modellierung neurowissenschaftlicher Daten konzentrieren. Ihre Forschungsgruppe untersucht, wie das Lernen des biologischen Gehirns das Design neuer KI-Modelle inspirieren kann und wie wir Werkzeuge der KI nutzen können, um die
Physiologie und die Funktionen des Gehirns zu verstehen.
Daniel Klotz
Klotz arbeitet an der Schnittstelle zwischen maschinellem Lernen und den Geowissenschaften. In seiner Forschung, die er bisher an der Johannes Kepler Universität Linz
und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ (Deutschland) durchgeführt hat, konzentriert er sich auf die Entwicklung und Anwendung datengesteuerter Ansätze zum
Verständnis, zur Beschreibung und Reduzierung von Umweltrisiken. Konkret untersuchen er und sein Team, wie wir die Variabilität und Bewegung von Wasser lernen und beschreiben können: Wann ist wie viel Wasser wo? Antworten auf diese Frage zu finden, ist besonders wichtig, wenn
wir zu viel oder zu wenig Wasser haben. Und das maschinelle Lernen bietet uns die Möglichkeit, bessere und genauere Vorhersagen zu treffen.
Tiago de Paula Peixoto
Er konzentriert sich auf Complex Systems and Network Science. An der IT:U arbeitet seine Forschungsgruppe an der Schnittstelle zwischen statistischer Physik, computergestützter Statistik, Informationstheorie und maschinellem Lernen und konzentriert sich auf die methodischen Grundlagen der Netzwerkwissenschaft und die Untersuchung komplexer Systeme. Beispiele für komplexe Systeme sind Organismen, Ökosysteme, Klima, technische
Systeme und ganze Gesellschaften. In seiner Forschung nutzt er die Mathematik und Berechnungen, um aus großen Datenmengen die verborgenen Regeln zu entdecken, die das
Verhalten von Mikroben, Neuronen, Krankheiten, Wirtschaft und auch Menschen bestimmen. Tiago de Paula Peixoto war bis zuletzt als außerordentlicher Professor am Institut für Netzwerkund Datenwissenschaften an der Central European University (CEU) in Wien tätig.
Bernd Resch
Resch ist Professor für Geosocial Artificial Intelligence an der IT:U und Gastwissenschaftler an der Harvard University (USA). Mit der zunehmenden Verfügbarkeit großer, offener Datensätze, die von Social-Media-Posts und Echtzeit-Nachrichtenartikeln bis hin zu physiologischen Messungen und Mobiltelefonaufzeichnungen reichen, können völlig neue
Einblicke in georäumliche und soziale Prozesse gewonnen werden. Die Geosocial-AIForschungsgruppe
konzentriert sich auf das Verständnis georäumlicher und sozialer Prozesse durch eine KI-basierte Analyse von nutzergenerierten digitalen Daten. Diese Forschung
unterstützt dabei, die räumlich-zeitliche Ausbreitung von Krankheiten zu verstehen, die am stärksten betroffenen Gebiete nach einer Naturkatastrophe zu identifizieren oder Erkenntnisse über demokratiegefährdende Kommunikation im Internet bzw. in sozialen Medien zu gewinnen.
Ben Wagner
Wagner ist Professor für Human Rights and Technologies. Sein
Forschungsschwerpunkt umfasst die Steuerung von sozialrechtlichen Systemen und Menschenrechten im Kontext von Technologien. Sein Forschungsziel ist es, verantwortungsvolle Systeme zu schaffen, die menschliche Entscheidungsprozesse unterstützen. Ben Wagner
arbeitet auch an der TU Delft und an der Inholland University of Applied Sciences (Niederlande).
Philipp Wintersberger
Wintersberger ist Professor für Intelligent User Interfaces an der IT:U. Intelligenz allein ist kein Garant für eine effektive Zusammenarbeit – das gilt für Menschen, aber auch für
Maschinen und KI. Effektive Zusammenarbeit setzt voraus, dass man die Dynamik der Teamarbeit versteht und die Stärken und Schwächen aller Teammitglieder kennt. In der Intelligent User Interfaces Research Group an der IT:U konzentriert er sich auf die Entwicklung innovativer
Interaktionskonzepte für KI und Computer, um sicherzustellen, dass sich zukünftige digitale
Systeme von bloßen Werkzeugen zu wertvollen Teamplayern entwickeln. Philipp Wintersberger war am Digital Media Lab der Fachhochschule Oberösterreich tätig.
Zweites Doktoratsstudium
Mit Beginn des Herbstsemesters soll - so die Ankündigung seitens der IT:U -auch ein zweites Doktoratsstudium an der IT:U starten: „Computational X“. Das erste Doktoratsstudium „Digital Transformation in Learning“ wurde im August dieses Jahres präsentiert, es gab mehr als 80 Bewerbungen. Es wurde gemeinsam mit der Johannes Kepler Universität Linz konzipiert und wird Sebastian Dennerlein, einem der Gründungsprofessoren an der IT:U und Markus Hohenwarter, Professor an der JKU Linz School of Education, geleitet. Zum Auftakt gibt es fünf Studienplätze.
Das Doktoratsstudium Computational X fördert interdisziplinäre Forschung, die die Annäherung
von Naturwissenschaften – wie Biologie – und Sozial- und Geisteswissenschaften an Computerwissenschaften ermöglicht. Durch den interdisziplinären Ansatz sollen die
Forscher in die Lage versetzt werden, innovative Lösungen für aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen zu entwickeln, und umzusetzen - und so zur Transformation von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft beizutragen. Die Anmeldung ist ab sofort geöffnet und läuft bis 30. November. Es werden bis zu 30 Plätze vergeben.
"Grundstein für neue Form der Ausbildung"
„Mit dieser Bandbreite an Forschungsschwerpunkten startet die IT:U ihr zweites Doktoratsstudium Computational X. Es gibt den Doktoranden die Möglichkeit, an den Schnittstellen der Disziplinen zu forschen. Bei der Auswahl der elf Gründungsprofessoren haben wir großen
Wert auf deren Interdisziplinarität und Internationalität gelegt. Gemeinsam legen wir den Grundstein für eine neue Form der universitären Ausbildung, nicht nur in Österreich, sondern auch darüber hinaus“, sagt IT:U-Gründungspräsidentin Stefanie Lindstaedt.
- Mehr zum Thema: Digital-Uni im Grüngürtel: Ist das vertretbar?
2025 soll es auch ein Masterstudienangebot geben, Ende kommenden Jahres soll auch der Bau des IT:U-Gebäudes in Linz-Urfahr (nahe der JKU) starten. Geplant ist eine etappenweise Fertigstellung bis 2036. Die Errichtungskosten sind mit 234 Millionen Euro veranschlagt, der Standort im Grüngürtel ist - wie mehrfach berichtet - umstritten.
Aha? 8 Männer und 3 Frauen!
Hm? War da nicht was? Keine Aufregung wegen Quotenregelung?
Habe ich das richtig gelesen: keine einzige Professur beschäftigt sich mit Assisstierenten Technologien und Barrierefreiheit? Das kann doch nicht war sein.
Schauen Sie sich den Schwerpunkt von Prof. Frauenberger nochmal genauer an. Ich denke, dass die von Ihnen angesprochenen Themen, dort recht gut adressiert werden.