Das Ende einer Tennis-Ära
Erstmals seit 2002 erobert keiner der sogenannten "Big Three" einen Grand-Slam-Titel
NEW YORK. In Melbourne triumphierte heuer der Tennis-Weltranglistenerste Jannik Sinner (Ita), in Paris Carlos Alcaraz (Esp), detto in Wimbledon. Der Ausgang bei den US Open in New York ist noch offen, aber schon jetzt steht fest, dass erstmals seit 2002 keiner der sogenannten "Big Three" (Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer/Rücktritt 2022), die mehr als zwei Jahrzehnte den Zirkus mit der gelben Filzkugel dominiert haben, in den Siegerlisten der vier Grand-Slam-Turniere aufscheinen wird. Damit geht eine imposante Ära zu Ende.
Vielleicht ist sie aber auch nur unterbrochen, denn es wäre ein gravierender Fehler, Djokovic abzuschreiben. Noch vor wenigen Wochen präsentierte sich der 37-jährige Serbe in absoluter Hochform und machte seine Karriere mit dem Gewinn der Olympia-Goldmedaille in Roland Garros perfekt. Danach fiel eine Last von seinen Schultern, er kostete den Erfolg so richtig aus und kam demnach nicht optimal vorbereitet nach Flushing Meadows, wo der Gigant vier seiner insgesamt 24 Major-Titel erobert hatte.
"Ein schreckliches Match"
Die Konsequenz war das überraschende Scheitern in der dritten Runde – gegen Alexei Popyrin, die Nummer 28 der Welt aus Australien. Nach der 4:6, 4:6, 6:2, 4:6-Niederlage ging Djokovic mit sich hart ins Gericht. "Es war ein schreckliches Match von mir – mitunter das schlechteste Tennis, das ich je gespielt habe. Ich habe so miserabel wie nie zuvor serviert. Gegen Burschen, die so gut in Form sind wie Alexei, kann man so nicht gewinnen", sagte der Mann aus Belgrad. 14 Doppelfehler, 49 unerzwungene Schnitzer und nur 48 Prozent Erfolgsquote bei Netzangriffen sprechen eine deutliche Sprache. "Ich habe viel Energie investiert, um in Paris Olympiasieger zu werden. Ich habe mich ein bisschen erschöpft gefühlt – geistig und körperlich nicht frisch. Das Leben geht weiter, ich werde das abhaken."
Dass Djokovic die zweite Woche bei einem Grand-Slam-Event verpasst, hat absoluten Seltenheitswert. Es ist das schlechteste Abschneiden seit 2017. Damals blieb er bei den Australian Open bereits in Runde zwei an Denis Istomin hängen. In New York musste Djokovic heuer sogar das früheste Aus seit 2008 hinnehmen.
Ein nahendes Karriereende ist trotzdem nicht zu erwarten. Der Routinier ist davon überzeugt, die Kurve zu kriegen und im Saison-Finish bei den Mastersturnieren in Shanghai und Paris wieder anzugreifen. Auch die ATP-Finals in Turin stehen auf der Agenda, das setzt allerdings voraus, dass sich Djokovic für den Showdown der besten acht des Kalenderjahres qualifiziert. Als Siebenter spürt er den Atem von Alex de Minaur (Aus), Taylor Fritz und Tommy Paul (beide USA).
Wer kann Sinner stoppen?
Als Top-Favorit auf den US-Open-Titel gilt jetzt der Südtiroler Sinner, der sich nach dem Aufsehen erregenden Doping-Befund, der mangels Vorsatz keine Sperre nach sich gezogen hatte, ziemlich entspannt auf höchstem Niveau präsentiert. Der 23-Jährige hat auf dem Weg ins Achtelfinale nur einen Satz – nämlich den ersten im Bewerb – abgegeben und zuletzt beim 6:1, 6:4, 6:2 gegen Christopher O’Connell (Aus) überhaupt nichts anbrennen lassen. "Es war ein großartiges Match", sagte Sinner, dem die Nummer 1 bei den Damen in nichts nachstand. Die Polin Iga Swiatek fertigte Anastassia Pawljutschenkowa (Rus/25) 6:4, 6:2 ab und hat ihren zweiten US-Open-Erfolg fest im Visier.
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