Das Spiel der Spiele für Österreichs Handballer: "Dafür lasse ich meine Familie einfliegen"
KÖLN. Das ÖHB-Team kann am Samstag Erzrivale und Gastgeber Deutschland (20.15 Uhr in ORF 1) aus allen EM-Träumen reißen
Es waren einige müde Gesichter dabei, in die Patrick Fölser am Morgen nach Österreichs famosem 30:29 über Ungarn zum Hauptrunden-Auftakt der EM in Deutschland blickte. "Aber das wird schon gehen", bekam der ÖHB-Sportdirektor als Antwort der Spieler zu hören, die nach dem vierten ungeschlagenen EM-Spiel den Weg zur Massage oder sofort ins Bett gesucht hatten.
Der Tank läuft bei Österreichs Auswahl längst auf Reserve – aber das ist egal, steht am Samstag doch der Vergleich mit Gastgeber Deutschland in Köln auf dem Programm. Ein Duell, das Motivation genug ist, zumal die Ausgangslage außergewöhnlich ist.
"Eine Niederlage gegen Österreich, und der Traum vom Halbfinale wäre vorbei", brachte es der deutsche Bundestrainer Alfred Gislason auf den Punkt.
Handball-Sensation: "Wir fliegen durch das Turnier"
Österreichs Handball-Fans kommen aus dem Augenreiben nicht mehr heraus: Das ÖHB-Nationalteam setzte am Donnerstag seinen Erfolgslauf bei der EM in Deutschland mit einem 30:29-Sieg (17:17) über Ungarn fort.
Auf der einen Seite also eine DHB-Auswahl, die nach der Vorrunden-Niederlage gegen Frankreich mit dem Rücken zur Wand steht, auf der anderen Seite Österreich – eine Mannschaft, die nur gewinnen kann. "Die schreiben jede Minute, die sie auf dem Spielfeld hier verbringen, Handballgeschichte für Österreich, die haben nichts zu verlieren", so Gislason.
Grandiose Bühne
Mit 20.000 Zuschauern wird die Kölner Lanxess-Arena zum Bersten voll sein – eine für österreichische Handball-Verhältnisse unvergleichliche Kulisse. "Das ist ein Spiel, bei dem man nicht weiß, ob man das noch einmal erleben wird. Ich habe meine Familie einfliegen lassen, damit mein Sohn (Lio, 10; Anm.) das miterleben kann", sagte mit Robert Weber einer, der im Handball schon vieles gesehen hat.
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Der 38-Jährige ist mit 220 Länderspielen Österreichs Rekord-Feldspieler, nur Torhüter-Legende Ewald Humenberger (246) hat mehr. Der rechte Flügelspieler, der beim bisher letzten ÖHB-Sieg über Deutschland vor neun Jahren (29:28 beim Viernationenturnier in Dortmund) neun Tore erzielt hatte, weiß genau, was heute auf Österreich zukommt: "Es ist kein Geheimnis, dass ihre größte Stärke mit Andreas Wolff im Tor steht."
Bildergalerie: Österreichs Handball-Herren bezwangen Ungarn 30:29
![Österreichs Handball-Herren bezwangen Ungarn 30:29 Österreichs Handball-Herren bezwangen Ungarn 30:29](/storage/image/7/7/2/3/2963277_artikeldetail-media_1BGl7S_dyJBOl.jpg)
Der 32-Jährige spielt eine überragende EM, rettete Deutschland am Donnerstag mit zwei parierten Siebenmetern in den Schlussminuten den 26:24-Sieg über Island. Dazu komme, so Weber, eine aggressive Deckung und das brandgefährliche Zusammenspiel von Spielmacher Juri Knorr mit dem Kreis.
Die Olympia-Chance lebt
Seit dem Ungarn-Sieg ist für Österreich sogar die Teilnahme an einem Qualifikationsturnier für die Olympischen Sommerspiele in Paris realistisch. Welche zwölf Teams zwischen 14. und 17. März in drei Vierergruppen um je zwei Paris-Tickets spielen, legt ein kompliziertes System des Weltverbands fest. Erst nach der EM könne man Genaueres sagen.
"Ab einem vierten Gruppenplatz stehen die Chancen gut", gibt Fölser zu verstehen, um im selben Atemzug anzumerken, dass man derzeit an Gedanken über Olympia noch keine Energie verschwenden wolle. "Wir sollten jetzt nicht über Dinge reden, die noch so weit weg sind."
Die volle Konzentration liege auf dem Deutschland-Spiel. "Unsere Physiotherapeuten arbeiten rund um die Uhr", sagte Teamchef Ales Pajovic, der sich damit trösten kann, dass zumindest keine neuen Sorgenkinder hinzukamen. Während Janko Bozovic weiter fiebrig ist, ist der ebenfalls erkrankte Moritz Mittendorfer auf dem Weg der Besserung. Die Knieblessuren von Lukas Hutecek und Boris Zivkovic lassen Einsätze zu.
"Die Spieler sind ,on fire‘, wir haben dieses unglaubliche Selbstvertrauen. Wir glauben, dass es geht", berichtete Pajovic trotz des Kraftverschleißes von leuchtenden Augen bei all seinen Spielern. Das sei das Geheimnis des Erfolgs, sagt auch Kapitän Mykola Bilyk: "Wenn wir gegen Deutschland 60 Minuten an das Wunder glauben, werden wir am Ende mit einem Lächeln dastehen."
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