Österreichs Handball-Euphorie hat einen Bremsklotz: "Vereine müssen Kinder wegschicken"
Handball-Verband will den Schwung aus der EM mitnehmen. Die Infrastruktur dazu fehlt aber
"Möchtest du Handball spielen wie Mykola Bilyk?" Mit Slogans wie diesem startet Österreichs Handballbund (ÖHB) in Kürze eine Kampagne, um mehr Kinder nach der so erfolgreichen EM in Deutschland anzulocken.
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"Wir wollen den medialen Aufschwung nutzen", sagte Generalsekretär Bernd Rabenseifner nach einem Turnier der Superlative. Nicht nur, dass mit Rang acht das beste EM-Ergebnis egalisiert (2020) wurde, das mediale Echo war hierzulande einzigartig. Mehrmalige TV-Rekorde mit dem Highlight beim 22:22 gegen Deutschland (570.000 in der Spitze), Interviews in der ZIB 2, DJ-Auftritte bei Ö3 und stark gestiegene Reichweite auf Social Media.
Die überraschend starken Leistungen gegen Topgegner haben der Nationalmannschaft weit mehr Aufmerksamkeit beschert, als vor Turnierbeginn zu erwarten war. "Für die bestehenden Kunden sind das tolle Werbewerte", freute sich Rabenseifner. Auch wenn die Suche nach weiteren Sponsoren deswegen kein Selbstläufer werde.
In der Nachwuchs-Akquise war der Corona-Knick vor der EM schon überwunden. Das soll verstärkt werden. Rabenseifner: "Die meisten Zuwächse haben wir bei den Kindern, das ist das gute Zeichen." Aktuell verzeichnen Österreichs Vereine laut Datenbank von Sport Austria rund 20.000 Mitglieder. "Innerhalb der nächsten drei Jahre peilen wir eine Steigerung um ein Drittel an", so der Generalsekretär.
Pferdefuß ist und bleibt die Hallensituation. Rabenseifner: "Vereine müssen Kinder wegschicken." Verantwortliche des HC Linz AG bestätigten, dass das auch in Oberösterreich der Fall ist. Sportlich könnte mit der Teilnahme an einem Olympia-Qualifikationsturnier bereits im März das nächste ÖHB-Highlight folgen. Dazu muss jedoch Ägypten am Wochenende das Finale des Afrika-Cups gewinnen.
Heim-EM wartet im November
Ein großes "Sprungbrett" für den ÖHB wartet am Ende des Jahres mit der gemeinsam mit Ungarn und der Schweiz ausgetragenen Heim-EM der Frauen.
Die Nachfolgerin von Teamchef Herbert Müller ist noch nicht bekannt. Anders bei den Herren: Der Vertrag von Ales Pajovic wurde schon vergangenen März vorzeitig bis 2025 verlängert.