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Wenn die Menstruation über eine Medaille bei Olympia entscheidet

Von nachrichten.at/apa, 22. Juli 2024, 14:05 Uhr
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Bild: OLYMPIA DE MAISMONT (APA/AFP/OLYMPIA DE MAISMONT)

PARIS. Sportlerinnen sind an Wettkampfpläne gebunden, finden aber Wege, ihre Leistungsfähigkeit hochzuhalten.

Es braucht keinen falschen Fuß, mit dem man in der Früh aufgestanden ist. Und keine Laus, die einem über die Leber lief. Es reicht, wenn der Spiegel des Hormons Östrogen im Frauenkörper abfällt, um schlechte Tage vor den eigentlichen Tagen zu haben, die sich wie ein Schleier über den Tag X legen. Sportlerinnen sind an Wettkampfpläne gebunden, finden aber Wege, ihre Leistungsfähigkeit hochzuhalten. So zum Beispiel die Ärztinnen im ÖOC-Team, Lara Vadlau und Marlene Jahl.

Ernährung, Stress und hohe Trainingsbelastung können zu unregelmäßigen Zyklen oder einem Ausbleiben der Periode führen. Wie es beispielsweise die niederländische Triathletin Yvonne van Vlerken im Interview in der NZZ schilderte. "Ich aß zu wenig für meinen großen Trainingsumfang, war jeden Tag in einem Energiedefizit. Für mich war es irgendwann selbstverständlich, dass ich die Periode nicht mehr habe. Als Spitzensportlerin war ich ahnungslos, wie wichtig ein regelmäßiger Zyklus für meine Gesundheit ist."

Hormonspiegel im Gleichgewicht

Die monatliche Blutung zeigt, dass der Hormonspiegel im Gleichgewicht ist. Sie ist wichtig für die körperliche und seelische Gesundheit, kommt aber freilich trotzdem oftmals ungelegen und kündigt sich mit dem Prämenstruellen Syndrom (PMS) und Symptomen wie Kopfschmerzen, Unterleibskrämpfen, Müdigkeit, Gereiztheit oder depressiver Stimmung an. Gerade bei Olympischen Spielen wünschen sich viele Frauen, lieber in der Eisprungphase zu sein, wo sie vor Tatendrang und Energie sprühen.

"Ich bin Ärztin und beschäftige mich sehr viel damit. Ich habe schon lange ausgerechnet, ob ich bei den Olympischen Spielen meine Tage kriegen werde. Ich werde sie danach bekommen", sagte 470er-Seglerin Vadlau im APA-Gespräch. "Das hauptsächliche Problem ist die Woche davor. Da fallen alle Hormone ab und dann geht es in diese nicht so tolle Zeit." Sie habe mit diversen Fachleuten gesprochen, aber es kenne sich noch niemand richtig aus. "Es ist alles so Trial and Error. Ich habe auch ganz viel versucht. Jetzt bin ich dabei, das mit Ernährung zu steuern, dass ich es ein, zwei Tage pro Monat rausschiebe."

"Das kann ich in meinem Job nicht gebrauchen"

Für sie als Seglerin sei es ein besonders wichtiges Thema, denn sie müsse ganz viele Entscheidungen treffen. "Und es ist erwiesen, dass man da ein bisserl zögerlich ist. Das kann ich in meinem Job nicht gebrauchen." Sie habe nichts gegen die Pille, mit der sich der Beginn der Regel steuern lässt, nehme sie aber nicht. "Ich möchte diese Highs ausnützen und die habe ich dann nicht. Ich merke schon, dass ich zu meinem Eisprung oder vor dem Eisprung leistungsfähiger bin, das kann ich im Training für mich nutzen."

Und dann gäbe es jene die Phasen, wo man nicht so leistungsfähig sei. "Ich versuche die Höhen zu nutzen und die Tiefen auszugleichen." Auf den Punkt gebracht: "Ein bissl kannst machen, aber eigentlich hast Pech gehabt." Sie segle ja auch gegen Männer und denke sich schon manchmal. "Ihnen ist es egal, in welchem hormonellen Status die gerade sind."

Körperliche Einschränkungen

Taekwondo-Kämpferin Marlene Jahl spürt in ihrer prämenstruellen Phase nicht nur Stimmungsschwankungen stark, sondern auch körperliche Einschränkungen. "In der Woche davor fühle ich mich eher schwach, langsam, nicht so stark wie in der Eisprungphase. Ich brauche mehr Pausen, muss mehr schlafen. Nach dem ersten Periodentag geht es, das ist der Tag, der zu überbrücken ist. Danach kann ich normal trainieren."

Da Zyklustraining im Leistungssport nicht möglich sei, weil der Trainingsplan stehe, pausiert sie bei extremen Schmerzen einen Tag. Geholfen habe ihr, sich von einer Osteopathin den Bauch, die Bänder ausmassieren zu lassen. "Danach war ich auch mal zwei Perioden schmerzfrei", sagte sie zur APA. Nicht funktioniert habe bei ihr die Regulierung und Steuerung mit der Pille. "Ich habe aus dem Nichts zum Weinen angefangen, extreme Akne bekommen und an Gewicht zugenommen. Ich habe sie wieder abgesetzt." Jede müsse aber für sich einen Weg finden, der für sie am besten passe, sagte die Medizinerin.

"Ich bin traurig und das hat bei einem Wettkampf keinen Platz"

Bei ihr sei es eher der emotionale Faktor, der in der Phase vor der Periode oft reinspiele, fügte Jahl an. "Ich bin traurig und das hat bei einem Wettkampf keinen Platz." Sie wolle sich nicht darauf ausreden, aber als es um die Olympia-Qualifikation ging und sie den entscheidenden Kampf verlor, sei eben diese Emotion dabei gewesen. Auf Paris, wo die Teilnahme letztlich mit dem Nachrückerplatz noch klappte, blickt sie frohen Mutes. "Es sollte gut passen, ich hoffe, dass es sich nicht stressbedingt herumtummelt. Dann muss ich das Beste draus machen. Es gibt Extremsportlerinnen, die trotzdem extreme Leistungen bringen."

Speerwurf-Europameisterin Victoria Hudson bezeichnet sich als glücklich. "Ich habe kaum Krämpfe und Schmerzen. Ich kenne genug, die da ganz anders drunter leiden." Dennoch merke sie die Nebenwirkungen der Menstruation bei der Ausübung ihres Sports. "Ich würde gern maximal Reißen, aber mein Rumpf hält nicht. Mein Körper ändert sich immer ein bisserl." Jedoch könne man im Training Sachen anpassen, sie habe da ein sehr offenes Verhältnis zu ihrem Coach Gregor Högler.

Es werde aber kein Zyklus nach dem Training gemacht, weil man sich die Wettkämpfe auch nicht danach richten könne. "Da denke ich mir, ich beiße wie beim Training durch", sagte Hudson. Sie habe schon ein paarmal beim Wettkampf ihre Tage gehabt. "Überraschenderweise habe ich da immer ganz gut geworfen. Ich glaube, dass es bei mir Tagesverfassung ist. Denn ich habe Wettkämpfe gehabt, die waren richtig schlecht, wo ich aber in einer Superphase im Zyklus gewesen wäre." Es sei daher für sie schwierig zu sagen, wie sehr bei ihr die Leistung davon abhängig sei. Bei einer Marathonläuferin, die zeitlich über eine viel längere Phase in Aktion ist, sei das sicher anders.

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3  Kommentare
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reibungslos (14.825 Kommentare)
gerade eben

Menschliche Natur und Leistungssport vertragen sich nun einmal nicht.

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torbole1 (9 Kommentare)
vor einer Stunde

Nein, ist keine neue Erkenntnis, aber man kann bzw soll offen darüber reden

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Astroherwig (130 Kommentare)
vor einer Stunde

das ist jetzt wirklich keine neue erkenntnis

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