Der letzte Meilenstein in der Karriere von Marco Odermatt
KITZBÜHEL. Skistar Marco Odermatt bezeichnet den noch fehlenden Sieg auf der Streif als sein letztes großes Ziel.
"Es heißt nicht, dass ich deshalb nicht die WM oder weitere Kugeln gewinnen will. Aber es ist etwas, das noch übrig geblieben ist", sagte der Schweizer in einer Medienrunde in Kitzbühel vor dem Klassiker am Samstag. Seine Kontrahenten kommen aus dem eigenen Land, in den bisherigen vier Saisonabfahrten gab es vier Schweizer Doppelsiege.
Der jetzt 33-jährige Justin Murisier als emotionaler Premierensieger in Beaver Creek, vor allem aber Alexis Monney (25) als Bormio-Triumphator - am Dienstag im ersten Training Schnellster - und der dreifache Zweite Franjo von Allmen (23) wollen und können Odermatt den Sieg in der Abfahrt streitig machen. Im Super-G ist mit Stefan Rogentin ein weiterer Landsmann zum Favoritenkreis zu zählen.
Noch aber ist Kugel-Titelverteidiger Odermatt in der Abfahrt mit Siegen in Gröden und vor Heimpublikum in Wengen sowie Platz zwei in Beaver Creek und fünf in Bormio die unangefochtene Nummer eins, im Super-G hat er Rang eins in den USA und drei in Gröden zu Buche stehen.
Odermatts Energielevel noch hoch
Der Krankheitswelle im Ski-Tross hat er bisher erfolgreich getrotzt, sein Energielevel sei auch nach den Rennen in Adelboden und Wengen noch hoch, ließ Odermatt keinen Zweifel an bester Gesundheit und Fitness. "Es wäre schlecht, wenn es jetzt tief wäre, es wird eine strenge Woche." Die als Ouvertüre den Super-G am Freitag bringt. "Ich finde es cool, dass es wieder einen Super-G in Kitzbühel gibt, aber der Fokus liegt irgendwo schon auf der großen Abfahrt am Samstag", will der 27-Jährige festgehalten wissen.
Odermatt ist Olympiasieger, Weltmeister und Weltcupgesamtsieger, bei den Hahnenkammrennen indes hat es mit ganz oben noch nicht klappen wollen. In Streif-Abfahrten war Odermatt bisher Zweiter 2022 sowie Dritter und Zweiter 2024. Siegen werde der beste Skifahrer, zum Gewinnen brauche es einen Mix aus allen Fähigkeiten und vollstem Vertrauen, kennt er das Rezept für die schnellste Linie. "Wenn man mit null Angriff fährt, gewinnt man nicht. Wenn man ein schlechter Techniker ist, gewinnt man auch nicht. Und als reiner Gleiter auch nicht. Es braucht auf dieser Abfahrt wirklich alles."
Kein Hierarchie-Denken im Schweizer Team
Neben Murisier ist Odermatt längst der Routinier im Speedteam - angefangen hat aber auch er einmal als Rookie. "Als ich 2018 ins Team gekommen bin, war ich mit Abstand der Jüngste. In ein paar Jahren hat es sich extrem verändert." Beat Feuz, Mauro Caviezel und Patrick Küng gingen in die Skipension, die junge Generation rückte in den Kadern nach oben. Plötzlich habe er sich "wie im falschen Film" und "wirklich alt gefühlt", meinte Odermatt lachend.
Hierarchie-Denken gäbe es keines, vielmehr sei die Stimmung sehr gut. "Ich fühle mich auch nicht wie in einer großen Leaderrolle. Wenngleich ich der bin, der den großen Druck hat. Das gibt den Jüngeren die Chance, hinter mir mitzuziehen. Nicht mit zu viel Druck, es läuft ja alles rund. Sie können sich voll aufs Skifahren konzentrieren."
Von Allmen ist einer aus der nachkommenden Generation, denen in diesem Winter der Durchbruch gelungen ist. "Marco hat uns viel von den Schultern genommen", meinte der Zweite der Abfahrtswertung. Noch sieht er sich nicht auf einem Niveau mit Odermatt, in den vergangenen zwei Jahren habe er aber viel gelernt. "Momentan läuft es sehr gut, ich versuche den Flow und die Energie von Rennen zu Rennen mitzunehmen."
Von Allmen wäre Party in Kitz nicht abgeneigt
An die verschiedenen Weltcuporte zu reisen, sieht er als Privileg, ebenso wie den momentanen Erfolg - der beispielsweise dem an Schlagkraft fehlenden österreichischen Team abhanden gekommen ist. Die Hoch-Zeiten des ewig jungen Duells der beiden Alpenländer kennt er nur aus Erzählungen. "Es ist ein Auf und Ab im Sport, das macht das Ganze interessant. Es ist nicht so, dass es immer so sein wird."
Für eventuelle Siegesfeiern in Kitzbühel ist der eigentlich große Menschenmengen meidende von Allmen gerüstet. Nach dem Sieg im Super-G und Platz zwei in der Abfahrt von Wengen weiß er, was er will. "Eine Mischung aus Partymachen und seriöser Athlet sein." Er wäre aber nicht abgeneigt, das für seine Feiern bekannte legendäre "The Londoner" in der Gamsstadt kennenzulernen.
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